Cem Ă–zdemir und die leidigen Reisekosten
BERLIN. - Am Dienstagvormittag erschien auf STERN online ein Bericht über den Grünen-Chef und frisch gewählten männlichen Grünen-Spitzenkandidat für die anstehende Bundestagswahl, Cem Özdemir. „Das grüne Cleverle“ hat Autor Hans-Martin Tillack, investigativer STERN-Journalist, seinen Artikel betitelt.
Bei der Urwahl der Grünen hätten drei der vier Kandidaten ihre Reisekosten aus eigener Tasche bezahlt, berichtet Tillack. Für Parteichef Cem Özdemir zahlte - die Partei. Nach Recherchen des STERN bekam Özdemir als einziger der vier Teilnehmer an dem wochenlangen Vorwahlkampf von der Parteizentrale die angefallenen Reisekosten erstattet. Özdemir ist einer der zwei amtierenden Bundesvorsitzenden der Grünen.
Für Katrin Göring-Eckart, ihren Ko-Fraktionschef Anton Hofreiter und den schleswig-holsteinischen Umweltminister Robert Habeck war die Kandidatur dagegen mit ein paar privaten Aufwendungen verbunden. Sie zahlten Flüge und Hotel nach eigenen Angaben teilweise aus eigener Tasche. Ihnen hatte offenbar keiner gesagt, dass sie die Rechnungen bei der Partei einreichen könnten.
Cem Özdemir und Reisekosten. War da nicht mal was? Hatte Özdemir nicht schon einmal Probleme mit dem Umgang mit Reisekosten? Richtig! Ende Juli 2002 war Cem Özdemir als innenpolitischer Fraktionssprecher mit sofortiger Wirkung zurückgetreten und hatte auf eine Kandidatur beim nächsten Bundestagswahlkampf verzichtet.
Özdemir hatte sich mit dem Vorwurf konfrontiert gesehen, bei dienstlichen Flügen erworbene Bonus-Meilen für Privatflüge genutzt zu haben. Gleichzeitig war ihm vorgeworfen worden, ein Darlehen vom PR-Berater Moritz Hunzinger in Höhe von damals 80.000 DM angenommen zu haben.