Bündnis 90/Die Grünen: Geschrumpft auf sieben Prozent
BERLIN. - Wenn am Sonntag die Bundestagswahl anstände, käme Bündnis 90/Die Grünen gerade noch auf einen Stimmanteil von sieben Prozent. Und hätte es auch nicht besser verdient. Als die bunte Truppe im Januar 1980 in Karlsruhe gegründet wurde, stand der Wählerverein noch für etwas, für Atomausstieg, soziale Richtigstellung und Umweltschutz.
Er ging hervor aus der Friedensbewegung und der so genannten Neuen Linken. Im Jahr 1990 stieß das Bündnis 90 aus der Ex-DDR dazu und seit 1994 fehlte das Bündnis nicht mehr im Deutschen Bundestag. Momentan verspielen die inzwischen satten und etablierten grünen Politiker ihr Image und ihre Glaubwürdigkeit.
Handwerkliche Fehler vermengen sich mit individueller Unglaubwürdigkeit. Grober Unfug wie die Forderung nach einem veggie-Day und die Aufgabe der ureigenen idealistischen Forderungen, hervorgerufen durch den unbändigen Willen, notfalls auch mit eigentlichen Klassenfeinden wie der CDU in Hessen endlich mal auf der Regierungsbank zu sitzen, haben die potentiellen Grünen-Wähler verschreckt und regelrecht abgestoßen. Heute stehen z.B. die hessischen Grünen für Flughafenausbau, Lärm und schwarze Wirtschaftspolitik.
Die Grüne Bundesvorsitzende Simone Peter kritisiert zwar aus der Ferne den Polizeieinsatz in Köln am Silvesterabend 2016, aber gerade da lag sie mit ihrer Kritik völlig daneben und musste sie mit Bedauern zurückziehen.
Der heimliche Wunsch nach einer Regierungsbeteiligung im nächsten Bundestag, und sei es durch die völlig Aufgabe früherer Ziele, quillt den grünen Politpromis aus allen Poren. Die Urwahl zur Findung der Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl hat den konservativen-reaktionären Flügel gestärkt und die progressive Seite brüskiert.
Denn auch die Mitgliedschaft hat sich verändert. Wurde die Partei von bunten Idealisten gegründet und großgezogen, wählen heute Besserverdienende und Kleinbürger das Bündnis 90/Die Grünen. Man stellt bereits einen Ministerpräsidenten und verschiedene Ober/Bürgermeister, die sich in nichts von CDU-Politikern unterscheiden.
Ein Verständnis oder Empathie für die Belange der arbeitenden geringverdienenden Mehrheit ist verschwunden. Warum also weiter die Grünen wählen, die sich überflüssig gemacht haben? Dann doch lieber gleich für die Originale wie CDU/CSU stimmen, deren Politik man in großen Teilen adaptiert hat, oder die Partei, die die früheren grünen Themen aufgreift, die Linken.