Windenergie: „Sie opfern unser Land einer verblendeten Ideologie“
Der Büdinger Ingenieur Dr. Roland Aßmann widerlegt erneut politische Aussagen zur Energiewende in Deutschland, widerspricht aktuell der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit Rita Schwarzelühr-SutterBERLIN / BÜDINGEN. - Bezugnehmend auf die Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit Rita Schwarzelühr-Sutter an den promovierten Büdinger Ingenieur Roland Aßmann zu dessen offenen Brief vom 26.03.2017 wendet sich der Experte jetzt erneut an das Ministerium.
Der Brief hat folgenden Wortlaut:
>Antwort auf Ihr Schreiben vom 11. Mai 2017
Sehr geehrte Frau Schwarzelühr-Sutter,
vielen Dank für Ihre detaillierte Antwort auf mein öffentliches Schreiben (siehe: www.de-fakt.de/deutschland/details/?tx_ttnews). Leider hat Ihr Schreiben keine einzige meiner Kernfragen beantwortet, aber einige neue Fragen aufgeworfen. Auch suggeriert Ihre Darstellung der Energieanteile eine Realität, die es so nicht gibt.
Der Anteil der EE-Energien betrug 2016 laut Wirtschaftsministerium 12,6%, wobei hier die nicht gerade saubere Müllverbrennung mit eingerechnet ist und ebenso viel dazu beigetragen hat, wie alle installierten Fotovoltaikanlagen zusammen (1,0%).
Ebenfalls hierin enthalten ist der Brennstoff Holz und die Wasserkraft, beides gab es ganz sicher bereits vor der sog. Energiewende. Viele der Bestandteile, u.a. Wasserkraft, Biogas, Holz, Müllverbrennung, sind zudem kaum noch steigerungsfähig.
Fakt ist, dass abseits aller Ihrer Spekulationen zur Energieeinsparung die Windenergie in 2016 nur zu 2,1% zur Deckung unseres Primärenergieverbrauches und zu etwa 2,5% zu unserem Endenergieverbrauch beigetragen hat. Solarenergie lag sogar nochmals um die Hälfte niedriger (siehe: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Infografiken/Energie/Energiedaten/Energiegewinnung-und-Energieverbrauch/energiedaten-energiegewinnung-verbrauch-03.html).
Und die insbesondere bei der Windenergie auch noch von einer schlechten Qualität, d.h. unzuverlässig, nicht planbar und oftmals nicht bedarfsgerecht, z.B. an den Weihnachtsfeiertagen 2016.
Die von Ihnen angeführten 30% Anteil an der Stromerzeugung sind eine Beruhigungspille für den uninformierten Bürger, wissen Sie doch ebenso gut wie ich, dass Strom nur etwa ein Sechstel unseres Primärenergieverbrauches und nur knapp ein Fünftel unseres Endenergieverbrauches ausmacht, siehe: http://www.umweltbundesamt.de/daten/energiebereitstellung-verbrauch/energieverbrauch-nach-energietraegern-sektoren
Nun zu den erwähnten Fragen:
1. Können Sie mir eine detaillierte Machbarkeitsstudie der von mir beschriebenen Alternative vor dem Hintergrund der eingeschlagenen Energiewende nennen?
Falls nein, warum nicht? Schließlich wird diese Alternative auch in der HTW-Sektorkopplungsstudie 2016 erwähnt.
Könnte es daran liegen, dass interessierte Kreise bisher erfolgreich verhindert haben, möglicherweise zielführendere Alternativen als die Windenergie aus dem demokratischen Diskurs herauszuhalten? Dabei bediene ich keine Verschwörungstheorien, sondern kann diesen Vorwurf an diversen konkreten Ereignissen und Erfahrungen festmachen.
Immerhin wurde meine offizielle Stellungnahme, um deren Abgabe ich ich von der hessischen Landtagsverwaltung per offiziellem Schreiben gebeten wurde, im Rahmen eines hessischen Gesetzgebungsverfahren zur 10H-Regelung aus einem nachweislich fingierten Grund nicht zugelassen.
Hier hatte ich u.a. eine Alternative beschrieben, die durch die von Ihnen ins Feld geführten Power-to-X-Verfahren noch sehr viel plausibler und einfacher in der Umsetzung werden würde.
2. Wie können Sie 1000 m Schutzabstand für den Rotmilan befürworten und sich gleichermaßen bewusst sein, dass die regelmäßigen realen Aktionsradien dieser Vögel viel größer sind?
Warum wird die Anzahl der von jeder Anlage getöteten oder verletzten (Greif-)Vögel nicht erfasst?
Beispielsweise könnte durch ein von neutraler Stelle, z.B. Überwachungsbehörden, installiertes Kamerasystem pro Anlage die Anzahl der getöteten Vögel erfassen. Mit automatischer Bildauswertung über ein Bildverarbeitungssystem wäre es ein Leichtes, die Auswertung zu automatisieren.
Überschreitet das Ergebnis einen gewissen Grenzwert, z.B. einen Greifvogel pro 2 Jahre, ist die Anlage abzubauen und an anderer Stelle zu errichten, steht sie doch an einem offensichtlich ungeeigneten Standort. Das wäre technisch problemlos möglich.
Bei 28.000 WEA würde der genannte Grenzwert immer noch den Tod von 14.000 Greifvögeln pro Jahr bedeuten. Dass gefährliche Begegnungen zwischen Vögeln und WEA sehr viel häufiger sind, als offiziell zugegeben, zeigt die beigefügte Foto-Dokumentation (WEA-Tour.....).
Schließlich ist die Vogelpopulation eine dynamische Größe und müsste eigentlich für jedes Windenergie-Industriegebiet in Wald und Flur jedes Jahr neu geprüft werden. Warum ist die Festlegung der Schutzmaßnahmen keine Bundesangelegenheit?
Wissen die Vögel, in welchem Bundesland bzw. in welcher Kommune sie sich befinden, damit sie sich an der jeweils gültigen Regelung orientieren können?
3. Ist Ihr Argument der Unabhängigkeit vom Ausland wirklich zutreffend?
Woher kommen die seltenen Erden und die anderen Rohstoffe für die WEA? Etwa aus dem niederrheinischen Braunkohlerevier? Wo wird der Stahl erzeugt? In Indien? Woher kommt die eingebaute Elektronik? Aus einem stillgelegten Elektronik-Werk in Fürth oder dem fernen China?
Und waren wir nicht in den Jahren des weitgehenden Energieimportes nicht besser aufgestellt als heute mit weitgehend zerstörten Landschaften, die immer mehr zur Regel als zur Ausnahme werden? Trotzdem ist der CO2-Ausstoß in den letzten 8 Jahren etwa konstant geblieben, zuletzt sogar gestiegen. Der Energieimport dürfte in diesem Zeitraum sogar deutlich ausgeweitet worden sein.
4. Weiterhin möchte ich Sie auf ein grundsätzliches Missverständnis der Windenergie hinweisen:
Atmosphärische Strömungen stellen eine reibungsarme Bewegung riesiger Massen dar. So wiegt ein Kubikkilometer Luft der untersten Luftschichten deutlich über eine Million t, selbst wenn man die nach oben abnehmende Dichte berücksichtigt.
Übertragen auf ein mechanisches Modell erhält man eine rotierende Scheibe großer Masse mit sehr reibungsarmer Lagerung. Wird diesem System permanent eine kleine Leistung zugeführt, wird diese die Scheibe solange in kinetische Energie umsetzen, d.h. immer schneller rotieren, bis Reibungsenergie und zugeführte Energie sich die Waage halten.
Die Windkraftbefürworter stehen jetzt im übertragenen Sinne fasziniert vor der über einen längeren Zeitraum aufgebauten immensen Bewegungsenergie und glauben, diese zu nutzen, löst alle unsere Energieprobleme.
Sie wollen nicht wahrhaben, dass nur eine vergleichsweise kleine Energiezufuhr von durchschnittlich etwa 2...3 W pro 10 t Luft diese Bewegung am Laufen hält (s. http://www.deutschlandfunk.de/reibender-regen.676.de.html?dram:article_id=29198).
Wird dem System Energie entzogen, muss dieser Energieentzug nicht mit der großen kinetischen Energie, sondern mit der kleinen Energiezufuhr in Beziehung gesetzt werden. Wird jetzt der Scheibe permanent einen Teil der zugeführten Energie entzogen, stellt sich trotz absolut kleiner entnommener Leistung ein signifikanter Effekt auf die Drehzahl bzw. im rückübertragenen Sinne auf die Windgeschwindigkeiten ein.
Das Max-Planck-Institut in Jena hat bereits mehrfach auf diesen Sachverhalt hingewiesen, konnte bisher in der öffentlichen Wahrnehmung aber leider nicht durchdringen.
Der Unterschied für die maximal sinnvoll zu installierende Leistung ist gewaltig:
Fraunhofer bzw. Umweltbundesamt – technisch-physikalische Grenze onshore: 1190 GW (https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/potenzial_der_windenergie.pdf)
Max-Planck-Institut – sinnvoll installierbare Leistung onshore: 107 GW (=0,3 MWi/qkm x 357.000 qkm) (http://www.pnas.org/content/113/48/13570.full ).
Offshore wird der Unterschied sogar nochmals deutlich größer, da dort die Reibung bzw. Rauigkeit der Landschaft signifikant niedriger ist.
Weiterhin liegt die durchschnittliche Leistung der Windenergieerzeugung etwa Faktor 5 bis 6 unter der installierten Leistung. Die reale Leistungsausbeute schwankt zwischen Bruchteilen eines GW und in der Spitze 40% bis 75% der installierten Leistung, je nach Jahreszeit.
Dagegen liegt die häufigste Leistung in den vergangenen Jahren bei etwa 3….4 GW noch im einstelligen Prozentbereich der installierten Leistung. Letzterer Kennwert, der eigentlich eine der wichtigsten Kenngrößen in diesem Umfeld überhaupt ist, wird meinem Kenntnisstand zufolge (bewusst) nicht offiziell veröffentlicht.
Oder können Sie mir hierzu eine offizielle Statistik nennen?
Sollte das Max-Planck-Institut in Jena Recht behalten, gibt es keine realistische Chance, die ambitionierten Ziele der Energiewende zu erreichen. Von der Korrektheit der MPI-Ergebnisse ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auszugehen, denn nur diese haben den Sachverhalt eingehend wissenschaftlich untersucht und diese decken sich auch mit meinen Abschätzungen (s. beigefügte Abschätzungen).
Hinzu kommt, dass auch die realen Beobachtungen, z.B. der IWR-Windertragsindex damit korrelieren (s. Auszug_Wind.pdf). Allein eine durchgängige E-Mobilität für PKW würde auf diesen Erkenntnissen ein Mehrfaches der Kapazitäten erfordern, als i.d.R. alle Onshore-Windenergieanlagen zusammen liefern können (vgl. häufigste Leistung).
Die Windenergiebranche hat spätestens Ende 2014 Kenntnisse über diese Zusammenhänge erhalten (s. Antwort Enercon), schweigt aber, vermutlich, um das Geschäft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.
Wie Sie, sehe auch ich im Klimawandel eine der großen Bedrohungen der Menschheit, die ambitioniertes Handeln erfordert. Dabei sollten wir allerdings auch die Risiken im Blick behalten. Ich habe gestern eine Rundreise durch den Vogelberg unternommen.
Es ist mehr als erschreckend, in welchem schlechten Zustand sich weite Teile der Vegetation und insbesondere des Waldes befinden. Diesen Winter gab es kaum Niederschläge (s. beigefügter KA-Leserbrief und -Bericht).
Können Sie der Öffentlichkeit fundierte unabhängige Studien präsentieren, die sich mit den in meinem Leserbrief aufgeworfenen Fragen beschäftigen und schlüssige Antworten geben? Falls nein, warum nicht? Hat keiner bedacht, dass Wind, Niederschlagsverteilung- und -Häufigkeit, Temperatur sowie das Geländerelief bzw. andere anthropogene Widerstände in einem engen gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis stehen (s. http://www.deutschlandfunk.de/reibender-regen.676.de.html?dram:article_id=29198)? Selbst Naturvölker sind sich dessen bewusst.
Bitte entschuldigen Sie die vielen Fragen, die Ihre auf eine Beruhigung der Bevölkerung ausgelegten Antworten hervorgerufen haben. Wenn Sie den zu Recht aufgebrachten Teil der Bevölkerung beruhigen wollen, sollten Sie jedoch mit fundierten Fakten operieren, z.B. unabhängigen, d.h. nicht von der Windenergielobby finanzierten Studien.
Es ist schon höchst erstaunlich, dass die populärwissenschaftliche Fernsehsendung Terra-X einer Frage nachgehen muss, die bereits vor dem Windenergie-Großexperiment in Ihrem Ministerium hätte geklärt werden müssen.
Zum Abschluss bitte ich Sie, zukünftig in Ihrem Hochglanzprospekt die neue deutsche Realität statt unberührter Naturlandschaften abzubilden. Nur so kann sich der Bürger ein Bild davon machen, was ihn in Zukunft erwartet.
Die beigefügten Fotos habe ich gestern im Vogelsberg aufgenommen, einer ehemals lieblichen Mittelgebirgslandschaft. Die Landschaft wirkt auf mich so düster wie auf den Fotos festgehalten. Sie opfern unser Land einer verblendeten Ideologie.
Wenn Sie unserem Land wirklich dienen wollen, dann sollten Sie sich schleunigst von den grün angehauchten Verführern und Subventionsrittern emanzipieren und für Bürger bzw. Natur akzeptable Vorgehensweisen und Verfahren entwickeln.
Dabei ist es hilfreich, sich nicht hinter Kompetenzgerangel zu verstecken, sondern die unbestreitbar vorhandenen Probleme und Herausforderungen der Zukunft konsequent und zügig anzugehen.
Für Fragen, Erläuterungen und ein persönliches Gespräch stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr.-Ing. Roland Aßmann
Friedrich-Ebert-Ring 16
63654 Büdingen<