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LESERMEINUNG: Die Vor-Ort-Apotheke als sozialer Faktor

Als mittlerweile altgedienter Hase unserer noch existierenden Zunft möchte ich mal all den buchhalterisch aufrechnenden Pro- und Contra-Experten unseres deutschen Apotheken-Systems einen Aspekt in Erinnerung bringen, der kaum in der öffentlichen Diskussion um Sein oder Nichtmehrsein unserer pharmazeutischen Vor-Ort-Versorgung thematisiert wird: die Apotheke (auch) als sozialer Dienstleister.

Beginnend mit der physisch-menschlichen Wahrnehmung unserer PatientInnen treten wir bei der Abgabe und Beratung von Rezepten, sowie etwaig fachkundiger Ergänzung mit zusätzlichen Empfehlungen in eine Interferenz, die mehr als eine rein pharmakologische Facette unserer Obliegenheiten darstellt.

Die Sofortspiegelung als auch die über Umfragen eingeholten Rückmeldungen unseres Klientels vermitteln eindeutig, dass die Begegnung von Angesicht zu Angesicht den Patienten in der Apotheke mit Trost, Verständnis,´und Zuversicht die menschlich gesehen entfremdenden Defizite des Gesundheitssystems empathisch auffüllt. Und das hat aus psychosomatischer Sicht mit Sicherheit auch einen zusätzlich prophylaktisch/curativen Effekt.

Ob dies in jeder der noch existierenden Apotheken statt findet sei dahin gestellt. Aber ich wage aufgrund meiner Erfahrung seit dem Vorexamen an zahlreichen Arbeitsplätzen in der Stadt und auf dem Land zu behaupten, dass über Zweidrittel der deutschen Apotheken besagten sozialen Mehrwert aufweisen kann, was der neuen Generation europäischer Wirtschafts-Yuppies erst nach dem Verschwinden unserer Spezies – wenn überhaupt – bewusst werden wird.

Dazu aus meiner Praxis:

Von Sonntag, 22. Januar 2017, 8 Uhr bis Montag, 23. Januar 2017, um 8 Uhr hatte ich als Leiter einer Apotheke Notdienst-Bereitschaft. In diesen 24 Stunden habe ich in 43 Fällen dringende Notfallmedikationen wie Antibiotika, Schmerzmittel (incl. Morphin) und Antiallergika, sowie über zwanzig weitere wichtige Akut-Arznei-Versorgungen ohne Rezept (Läuse-Alarm!) mit entsprechender Beratung abgegeben. Der Notdienst am Samstag, 28.01.2017, von 12 Uhr bis Sonntag, 29.01.2017, 8 Uhr verlief ähnlich turbulent.

Jetzt finden Patienten einer großen deutschen Krankenkasse in deren Kunden-Magazin Werbe-Beilagen der ausländischen Versand-Apotheke DocMorris mit Freiumschlägen zum Zusenden von Rezepten.

Wir als Vor-Ort-Apotheke mit vielen Vorteilen fĂĽr unsere Patienten fragen uns nun:

- Welche ausländische Apotheke versorgt Sie auf dem Rückweg von der Arztpraxis nach hause – auch im Notdienst?

- Welche ausländische Apotheke liefert innerhalb maximal 3 Stunden etwaig nicht an Lager befindliche Medikamente – evtl. mit kostenlosem Botendienst nach hause?

- Welche ausländische Apotheke bietet Ihnen eine umfassende Beratung von Angesicht zu Angesicht?

- Welche ausländische Apotheke zahlt in Deutschland Steuern – besonders auch an die Gemeinde am Ort?

- Welche ausländische Apotheke schafft Arbeitsplätze in Deutschland?

Dr. Detlef Eichberg
NelkenstraĂźe 1
64750 LĂśTZELBACH