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Hans-Jochen Vogel (SPD) mit 94 Jahren in MĂŒnchen gestorben

Hans-Jochen Vogel (94), der seit 14 Jahren gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Liselotte in einer Seniorenresidenz in MĂŒnchen lebte, ist tot. Archivfoto: by Agentur -pdh-

MÜNCHEN. - Helmut Schmidt lobte ihn einst als „ein in jeder Hinsicht unbestechlicher Geist und verlĂ€sslicher Berater“. Jetzt ist Hans-Jochen Vogel, der Elder Statesman der SPD, im Alter von 94 Jahren in seiner Wahlheimat MĂŒnchen gestorben.

1926 in Göttingen geboren, absolvierte Hans-Jochen Vogel 1943 sein Kriegsabitur, wurde als Soldat dann zweimal verletzt, ehe er in Pisa in US-Kriegsgefangenschaft geriet.

Sein Jurastudium begann er nach dem Krieg und trat 1950 in die SPD ein. Zehn Jahre spĂ€ter wurde er in MĂŒnchen mit nur 34 Jahren jĂŒngster OberbĂŒrgermeister Deutschlands. 1972 holte er die Olympischen Spiele in die bayerische Landeshauptstadt.

Seine steile Politkarriere fĂŒhrte ihn unter Kanzler Helmut Schmidt als Bau- und spĂ€ter Justizminister in die Bundespolitik, ehe er 1981 Berliner BĂŒrgermeister wurde. Schon fĂŒnf Monate spĂ€ter war nach seiner jĂ€hen Abwahl Schluss und er wurde Oppositionschef in Berlin.

1983 forderte er als sozialdemokratischer Kanzlerkandidat Amtsinhaber Helmut Kohl (CDU) heraus und quittierte eine deftige Niederlage. Als spÀterer Parteivorsitzender und Fraktionschef der SPD im Bundestag erwarb er sich höchste Anerkennung.

Der „Mister KlarsichthĂŒlle“ und „BĂŒroklammer“ erwarb sich ebenso neidische wie liebevoll gemeinte Spitznamen, weil er meistens besser vorbereitet war und mehr Akten studiert hatte, als fast alle seiner politischen Mitstreiter.

Hans-Jochen Vogel, dessen Bruder Bernhard in der CDU eine andere politische Richtung eingeschlagen hatte, war ĂŒber Parteigrenzen hinaus ein anerkannter Politiker, den Sigmar Gabriel, Ex-SPD-Vorsitzender, als „herzensguten Menschen“ beschreibt: „Ein großer Politiker und Sozialdemokrat!“