Der SPD laufen die Kanzlerkandidaten weg
BERLIN. - Rette sich, wer kann, heißt zurzeit die Parole der deutschen Sozialdemokraten. Aus reiner Not hatte Parteichef Sigmar Gabriel, ausgerechnet am Freitag dem 13. Mai gefordert, dass es um die SPD-Kanzlerbewerbung eine Kandidatur mehrerer geeigneter Kandidaten geben solle. Seither flüchtet in der SPD, wer noch laufen und klar denken kann.
Als Erste erklärte die gerade frisch als Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz wiedergewählte Malu Dreyer, dass sie als Kanzlerkandidatin nicht zur Verfügung stehe und ein solches Ansinnen „absurd" sei.
Angesichts der Beeinträchtigung durch ihre Krankheit die einzig nachvollziehbare Absage. Die zweite Abfuhr erreichte Gabriel kurz darauf vom Regierenden Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz, der als Retter in der Not angesehen wurde.
Parteivize Scholz reagierte kurz und knapp: "Der SPD-Vorsitzende ist der natürliche Kanzlerkandidat", sagte er. Die Zeiten, in denen es als große Ehre galt, die SPD als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf zu führen, sind anscheinend längst vorüber.
Und nun sagt der dritte Hoffnungsträger ab. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz will ebenfalls nicht Kanzlerkandidat der SPD werden. Er sagte am Wochenende "Mein Platz ist in Brüssel".
Bleibt noch der derzeitige Bundesaußenminister Franz-Walter Steinmeier, der bereits einmal gescheitert ist und dem keine Ambitionen nachgesagt werden.
Wer will auch schon für eine Partei kandidieren, die ihre Orientierung anscheinend völlig verloren hat und zwischen den Fronten irrlichtert. Die Demoskopen bringen wöchentlich die Quittung: Werte unter 20 Prozent der Zustimmung für die ehemals stolze Volkspartei.