Elfenbeinschnitzer als Urväter der Kunst
TÜBINGEN / ODENWALDKREIS / ERBACH / MICHELSTADT. - Eine Woche bevor sechs Höhlen der ältesten Eiszeitkunst Anfang Juli 2017 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen wurden, berichtete die FAZ-Sonntagszeitung auf einer reich bebilderten Doppelseite, vom „Urknall in Elfenbein“.
In den nunmehr als Bodendenkmäler geschützten Höhlen der Schwäbischen Alb, wurden von Archäologen der Uni Tübingen vielfältige Beweise und Zeugnisse vom Beginn menschlicher Kunst und Kultur ausgegraben.
Über 50 figürliche Kunstobjekte, zahlreiche Schmuckstücke, sowie die ältesten direkten Nachweise für Musikinstrumente in Form von Flöten, haben Wissenschaftler gefunden und beschrieben. Die Fundstücke waren nahezu alle aus Mammut-Elfenbein geschnitzt worden.
Somit haben Elfenbeinschnitzer schon vor 40.000 Jahren, mit Steinwerkzeugen die ersten Kunstwerke, Schmuck und Musikinstrumente erdacht und hergestellt. Die Eiszeitkunst führt uns in die archaischen Urgründe des Menschseins zurück und ist ein Schlüssel für die Frage, wer wir Menschen eigentlich sind. Man kann sich der Faszination und elektrisierenden Eindrücke der Eiszeitkunst nicht entziehen (Zitat Prof. H. Floss).
Elfenbeinschnitzer ist ein Handwerksberuf, der auch heute noch im Odenwald ausgebildet wird. Es hat sich so gefügt, dass die Schnitzer heute wieder mit dem, allerdings inzwischen fossilen, Werkstoff, Mammut-Elfenbein arbeiten.
So können die ältesten Kunstwerke der Menschheit als „Urform“ nachgeschnitzt werden. Die Fundstücke werden dabei in ursprünglicher Größe, Werkstoff und Volumen neu erschaffen und versetzen den Betrachter in die Zeit zurück, als die Eiszeitkunst entstand.
Steinzeitliche Elfenbeinschnitzer haben in der letzten Eiszeit etwas geschaffen, was eben nur Elfenbeinschnitzer können. Sie haben Kunst erfunden und damit einen Urknall erzeugt, einen Urknall in Elfenbein.