LESERBRIEF: Tschüss FDP
BERLIN. - Mit großer Mehrheit haben die freien Demokraten auf ihrem letzten Bundesparteitag den Beschluss gefasst, sich politisch für Apotheken-Ketten und die Aufhebung des Fremdbesitz-Verbotes für Apotheken einzusetzen. Gegen ein Versandhandels-Verbot für verschreibungspflichtige Medikamente hatte die FDP sich bereits schon vor dem Parteitag ausgesprochen.
Diese Einstellung bedeutet schlicht und ergreifend den Tod der Individual-Apotheke, wie Deutschland sie seit über achthundert Jahren kennt und deren Nutzen genießt. Nach momentan gültiger Rechtslage darf ein approbierter Apotheker eine Haupt-Apotheke und bis zu drei Filialen besitzen.
In jeder Filiale muss ein ebenfalls approbierter Filial-Leiter anwesend sein. Fachfremde Instanzen – also „Nicht-Apotheker“ - dürfen bisher keine Apotheken besitzen. Das will die FDP zugunsten fachfremder Geldgeber kippen und auch die Bahn frei machen für Apotheken-Ketten, die bisher nicht erlaubt sind.
Man stelle sich vor: Ein chinesischer Supermarkt oder auch ein inländischer Discounter etablieren in Deutschland Apotheken-Ketten, in deren Filialen Apotheker angestellt sind, die ohne Motivation und unter Umsatz-Druck „von oben“ auf Teufel komm raus verkaufen müssen, ohne an dem wirtschaftlichen Erfolg teil haben zu können. Die werden Dienst nach Vorschrift abarbeiten. Und die Apotheke vor Ort „geht die Bach n´ab“.
Nach der Liberalisierung der Apotheken-Ketten in England wurden Individual-Apotheken platt gemacht und nach Eroberung des Monopols zogen die Ketten mit den Preisen heftig an.
So könnte es auch bei uns in Deutschland kommen, wenn noch andere Parteien als die FDP auf solche Privat-Apotheken-Zerstörungs-Ambitionen kämen, was dann unter dem scheinheiligen Mäntelchen der Öffnung für mehr Wettbewerb verbucht wird. Wenn aber der Wettbewerb von den Groß-Konzernen gewonnen sein wird, dann gute Nacht für die flächendeckende Arzneimittel-Versorgung.
Aus historischer Sicht waren Apotheker in der Vergangenheit überwiegend FDP-Wähler, weil diese Partei ehemals die mittelständischen Betriebe unterstützt hatte. Dies scheint nun ein auslaufendes Modell zu werden, indem sogar ausländische Kapital-Monopole seitens der FDP in Deutschland herzlich willkommen geheißen werden könnten.
Dr. Detlef Eichberg
Nelkenstraße 1
64750 LÃœTZELBACH