Nach drei Wahlniederlagen in Folge: Ist diese SPD noch zu retten?
BERLIN. - Der Schock sitzt den Genossen in Berlin und in den Bundesländern noch immer in den Knochen. Drei Wahlniederlagen bei Landtagswahlen in Folge, und diese nach einer sichtbaren Erholung der Sozialdemokraten in den letzten Monaten, haben ihre Grundfeste erschüttert.
Ihre Grundfeste? Welche? Und schon sind wir mit dieser Fragestellung mitten im Dilemma der Sozis oder „Sozen“ (Helmut Kohl). Und erkennen plötzlich, wie stark sich die potentiellen SPD-Wähler von einer Partei abgewendet haben, die früher einmal eine Arbeiterpartei war und sich Schritt für Schritt in eine konturlose Beliebigkeitspartei verwandelt hat, die über keinerlei Fundament mehr verfügt.
Mit Gerhard Schröder, dem „Genossen der Bosse“ im Brioni-Anzug und dicker Cohiba-Zigarre begann die sichtbare Abkehr vom Arbeiter, dem sicheren Gefolgsmann. Man wollte in den besseren Kreisen agieren. Dass da schon eine Partei residierte, verdrängte man großzügig.
In der „Mitte“ sollte jetzt Platz für zwei Volksparteien sein, vielleicht sogar für eine dritte, kleinere. Denn auch die Grünen mit ihrem unglücklichen neuen Spitzenpersonal haben mittlerweile ihre Herkunft verdrängt, repräsentieren die Besserverdiener und biedern sich als rückgratloser Steigbügelhalter der Union an.
In der Großen Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte die SPD dann, wie sehr sie sich von ihrer früheren Basis entfernt hat. Obwohl die SPD die Arbeitsministerin stellt, feiern unsoziale Arbeitsverhältnisse fröhliche Urständ.
Trotz ständiger Beteuerungen, für die Arbeitnehmer einzustehen, steigt die Anzahl der Werksverträge und Leiharbeiter, die entsprechenden neuen Gesetze sind ein Treppenwitz, denn sie erlauben Ausnahmen ohne Ende.
Die prekären Beschäftigungsverhältnisse, dreiste Ausbeutung der wehrlosen Arbeitnehmer stand noch nie so im Fokus wie zurzeit. Denn das Resultat der Unzahl prekärer Jobs sind dann später Renten, von denen die Betroffenen ebenso wenig leben können wie zuvor von ihrer prekären Beschäftigung. Von unbefristeten Arbeitsverträgen können zudem immer weniger Beschäftige profitieren.
Wer soll also die SPD in Zukunft wählen, egal, ob sie durch Gabriel oder Schulz repräsentiert wird? Es sieht so aus, dass Gabriel und Nahles die Sozialdemokraten durch ihre willfährige Politikbeteiligung der letzten Jahre in eine derart schwierige Situation manövriert haben, dass auch ein „Stankt Martin“ die Partei bis zur Bundestagswahl im September 2017 nicht mehr retten kann, wenn er nicht tatsächlich eine komplette Kehrtwendung hinlegt. Und danach sieht es nicht aus.
Wer also sollte noch die SPD wählen? Vielleicht die Arbeitgeber, um sich die paradiesischen Zustände zu erhalten!