Bündnis 90/Die Grünen und ihre Identitätskrise
BERLIN. - Die Gründer des bunten Politikbündnisses „Die Grünen“ würden sich im Grab oder werden sich auf ihrem Ruhesitz vor Grauen umdrehen, wenn sie die neuesten Entwicklungen in ihrer einst kritischen, von handfesten Ideologien geprägten Gutmenschen-Partei betrachten.
Es geht immer weiter bergab mit der einst eindeutig festgelegten Truppe, die heute für nichts mehr steht als für den unbedingten Wunsch nach Regierungsbeteiligung ohne Rücksicht auf frühere Weltanschauungen oder Ideologie.
Haben bereits der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer oder der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann gezeigt, dass man völlig ohne grüne und soziale Ideen regieren kann, so bildete die grüne Regierungsbeteiligung in Hessen bisher den vorläufigen Höhepunkt des grünen Niedergangs.
Dann kam die Urwahl, in der die grüne Basis sich ganz knapp für den langweiligen Lautsprecher Cem Özdemir aussprach, der zwar vor Mikrofonen laute Worte findet, um Dieselgate und Waffenexporte zu geißeln, aber offen das Ziel anstrebt, in Zukunft mit genau den Protagonisten der angeblich so falschen Politik eng zusammenzuarbeiten.
Zielsicherer kann man den potentiellen Grünen-Wähler nicht verprellen. Folgerichtig liegt die Partei in aktuellen Umfragen bei 6,5 Prozent. Der Schritt unter die Fünf-Prozent-Hürde ist nicht mehr weit und verdient.
Und heute ist in Niedersachsen, fünf Monate vor der Landtagswahl, die knappe Regierungsmehrheit von Rot-Grün gescheitert. Die Grünen-Abgeordnete Elke Twesten ist zur CDU übergetreten. Dort fühlt sie sich politisch besser aufgehoben.
Die Grünen zeigen ihr wahres Gesicht. Was lernen wir daraus? Wer grün zu wählen plant, kann gleich die Union wählen. Denn die kommt bestimmt über fünf Prozent. Bei Bündnis 90/Den Grünen ist dies nicht gesichert.