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Bürgermeister sprechen sich gegen Windkraftanlagen aus

Wollen sich „nicht allgemein gegen Windkraft verschließen, halten diese Fläche allerdings aus verschiedenen Gründen für nicht geeignet“: Die Bürgermeister Klaus Kreß (Bad Nauheim, rechts) und Eike See (Wölfersheim) zum geplanten Windkraftvorranggebiet zwischen Bad Nauheim und Wölfersheim. Foto: Sebastian Göbel

BAD NAUHEIM / WÖLFERSHEIM. - Zu einem Austausch trafen sich Bad Nauheims Bürgermeister Klaus Kreß und der Wölfersheimer Bürgermeister Eike See dieser Tage an einem etwas ungewöhnlichen Ort. Im Feld zwischen den Ortsteilen Melbach, Rödgen, Södel und Wisselsheim könnte ein Windpark mit fünf fast 140 Meter hohen Windrädern entstehen.

An welchen Stellen im RheinMainGebiet Windkraftanlagen entstehen dürfen, soll der sogenannte „Teilplan Erneuerbare Energien“ als Teil des regionalen Flächennutzungsplanes regeln.

Im ersten Entwurf dieses Planes befanden sich fast 30 Prozent der geplanten Flächen zwischen Wölfersheim, Bad Nauheim, Rockenberg und Münzenberg. Vor wenigen Tagen wurde eine erneute Entwurfsfassung öffentlich, in der die Fläche deutlich reduziert werden konnte.

Doch noch immer ist ein großer Bereich von den Planungen betroffen. Die Bürgermeister Klaus Kreß und Eike See sind mit dieser Lösung nicht glücklich. „Wir dürfen uns nicht allgemein gegen Windkraft verschließen. Wir halten diese Fläche allerdings aus verschiedenen Gründen für nicht geeignet“, sind sich die beiden Bürgermeister einig.

Zudem liegen konkrete Planungen für diese Flächen vor, gegen die sich die Bürgermeister ebenfalls deutlich aussprechen. Der Konzern EnBW plant bis zu fünf Windkraftanlagen zu errichten.

Die Anlagen sollen eine Nabenhöhe von bis zu 137 Metern und einen Rotordurchmesser von bis zu 131 Metern haben. „Auf der Fläche würden die Windräder damit 200 Meter in die Höhe ragen, was der Höhe des Frankfurter Maintowers entspricht.

Wer sich dieses Bild vor Augen führt, dem wird klar, warum wir uns so deutlich gegen dieses Vorhaben aussprechen und wie sehr sich diese Planungen auf einen weiteren Umkreis auswirken werden“, verdeutlicht Kreß.

Bei der Fläche handelt es sich um einen länglichen Streifen mit einer Größe von rund 80 Hektar, die erhöht über den umliegenden Ortsteilen liegt und diese somit überragen könnte. Rechtlich sei dies korrekt, aber für die Bürger vor Ort nur schwer zumutbar.

Als einen weiteren wichtigen Aspekt sehen die beiden Bürgermeister die Wertschöpfung vor Ort, von der nicht nur wenige profitieren sollen.

„Wenn Windkraftanlagen entstehen, dann müssen die Bürgerinnen und Bürger vor Ort damit leben. Wer die Folgen tragen soll, der sollte auch von den Gewinnen profitieren. Von diesen Anlagen profitieren einige wenige Grundstückseigentümer und ein Energiekonzern. Hier muss bei den Planungen genauer hingeschaut werden“, ist Bürgermeister See überzeugt.

„Dem stimme ich voll und ganz zu. Über unsere Stadtwerke könnten wir uns jederzeit an Anlagen an wesentlich besser geeigneten Orten beteiligen. Finanziell würden davon Bürgerinnen und Bürger aus der gesamten Region profitieren“, ergänzt Kreß.

Als Gemeinde könne man insbesondere von den Pachteinnahmen der betroffenen Grundstücke profitieren, die in wichtige Aufgaben wie die Kinderbetreuung, Feuerwehren oder den Erhalt und Ausbau von anderer wichtiger Infrastruktur investiert werden könnten.

Erträge aus dem Verkauf von Strom würden beim genannten Projekt nicht in der Region verbleiben und kommen damit nicht wie bei kommunalen Unternehmen wie den Stadtwerken oder der OVAG den Menschen vor Ort zu Gute. Kreß und See zeigten sich einig, dass noch viele weitere Punkte gegen Windkraftanlagen auf der Fläche sprechen würden.

„Wir werden uns auch weiterhin gegen diese Planungen aussprechen und hoffen, dass auch weiterhin viele Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit nutzen ihre Anregungen einzubringen“, sind sich die Bürgermeister einig.

Als weitere Chance sehen sie ein Vetorecht der Flugsicherung. Die Flächen seien zwar im Teilplan Erneuerbare Energien ausgewiesen, die Flugsicherung kann dem jedoch widersprechen, wenn dadurch ihre Funkanlagen gestört werden. Dies kann an den genannten Flächen der Fall sein, weshalb sie im Entwurf des Planes durch eine Schraffur ergänzt wurden.