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Lachen Sie, morgen gibt es nichts mehr zu lachen!

MELBACH. - Wer sich unter einem Vortrag ĂŒber Erziehung trocken verpackte Inhalte vorstellt, wurde in der vergangenen Woche im Melbacher Dorfgemeinschaftshaus eines Besseren belehrt. Dr. Jan-Uwe Rogge zog die Zuhörer mit Witz und Charme in seinen Bann und ĂŒberzeugte davon, dass Raben die besseren Eltern sein können.

Da gab es zum Beispiel Emils Mutter. Sie ist verzweifelt. Emil trödelt jeden Morgen und ist zu spĂ€t dran, um den Bus noch zu erreichen. VertrĂ€umt schaut er in die Tasse vor sich auf dem Tisch und die Minuten verziehen. „Emil, du kommst zu spĂ€t, ich will dich nicht fahren“, hört er immer wieder von seiner aufgebrachten Mutter. „Du kommst zu spĂ€t“ hört er beim vertrĂ€umten Blick in den KĂŒhlschrank. Immer und immer wieder.

Erst in letzter Minute realisiert er „Mist, ich komme zu spĂ€t“ und eilt hastig zum Bus, von dem er nur noch die RĂŒcklichter sieht. Just in diesem Moment fĂ€hrt langsam ein Auto vor und er steigt ein. „Ich hab' dir ja gesagt, du kommst zu spĂ€t“, kommentiert die vorausschauende und stets bemĂŒhte Mutter.

Rogges Rat in diesem Fall war sehr einfach. „Gehen Sie an den KĂŒhlschrank, holen Sie den Rest der Flasche Wein vom Vorabend heraus und trinken Sie sie leer. So dĂŒrfen Sie definitiv nicht mehr fahren, und ihr Kind muss lernen, selbst Verantwortung fĂŒr sein Handeln zu ĂŒbernehmen.“ Dies ist sicher nur eines der Beispiele, mit denen Rogge den Eltern im fast voll besetzten Dorfgemeinschaftshaus den Spiegel vor Augen gehalten hat.

Nach einer kurzen BegrĂŒĂŸung durch die im Rathaus fĂŒr Kinderbetreuung zustĂ€ndige Fachbereichsleiterin Nicole Lehmann zog Rogge die MĂŒtter und VĂ€ter geschickt in seinen Bann. Von ernsten und provozierenden Aussagen gelang es ihm, eine BrĂŒcke zum Kern seines Vortrags zu bauen.

„Erziehung hat zu tun mit Lachen, mit Humor, mit Leichtigkeit. Manchmal kann man nicht lachen. Manchmal ist man fertig. Manchmal fragt man sich, womit hab ich das verdient? Ich bin doch nun wirklich bemĂŒht , ich besuche VortrĂ€ge.“ Kinder finden Eltern Ă€tzend, die zu ErziehungsvortrĂ€gen gehen, und das auch noch ankĂŒndigen.

Das Schlimmste sind jene Eltern, die lt. Rogge bei seinen VortrĂ€gen auch noch mitschreiben. Eltern – von Rogge gerne auch als pĂ€dagogisch hyperaktiv genannt - , die an seinen Lippen hĂ€ngen, und auf „den Tipp“ warten. Einen Tipp bekamen die Zuschauer sofort: „Lachen sie. Morgen gibt es nichts mehr zu lachen, und am schrillen Lachen ihrer Sitznachbarin erkennen sie, ihr geht es noch dreckiger.“ Mit seinen lebendigen AusfĂŒhrungen sorgte er dafĂŒr, dass die MĂŒtter und VĂ€ter sich und ihre Kinder immer wieder selbst erkannt haben und es schwer wurde, seinen Vortrag ohne Lachen zu ĂŒberstehen.

Die Veranstaltung wurde von der Gemeinde Wölfersheim als ErgĂ€nzung des Kinderkulturprogramms angeboten. Eltern aus Wölfersheim zahlten einen stark vergĂŒnstigten Eintritt.

„Es war eine Freude Herrn Dr. Rogge zuzuhören. Auf eine höchst amĂŒsante Weise bekamen wir immer wieder den Spiegel vor Augen gehalten und zeitgleich lieferte er uns wertvolle Erziehungstipps. Der Abend war eine echte Bereicherung fĂŒr die Angebote der Gemeinde, aber in erster Linie fĂŒr die Eltern. Ich danke allen, die diesen Abend möglich gemacht haben. Ich bin mir sicher, dass wir auch in den nĂ€chsten Jahren interessante VortrĂ€ge anbieten können“, ist sich Fachbereichsleiterin Nicole Lehmann sicher.

Im Rahmen des Wölfersheimer Kulturprogramms wurde die Veranstaltung von der BĂ€ckerei HinnerbĂ€cker als Premium Kultursponsor der Gemeinde unterstĂŒtzt. Die Buchhandlung Bindernagel stellte einen BĂŒchertisch zur VerfĂŒgung, ein Teil der Einnahmen kam den Kitas zu Gute. Gleiches gilt fĂŒr die Einnahmen aus der Bewirtung, die von den ElternbeirĂ€ten der Kitas durchgefĂŒhrt wurde.