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Wenn Klärschlamm zum Rohstoff wird – Wetterauer Modell erneut zertifiziert

Prüfingenieur Jan-Christian von Hülst (3. von rechts) bei der Überprüfung der Funktion der Sauerstoffmessung auf der Kläranlage Gambach, mit Münzenbergs Bürgermeisterin Dr. Isabell Tammer (links im Bild), die ORD-Geschäftsführer Marcus Schepp (2. von links) und Uwe Schmittberger (rechts), Nils Brucker von der Kläranlage Gambach (3. von links) und ORD-Mitarbeiter Daniel Grünewald (2. von rechts).

WETTERAUKREIS / GAMBACH. - Wenn die kommunalen Kläranlagen ihre Arbeit beendet haben, dann bleiben zwei Sachen übrig: Wasser, das in die Bäche geleitet wird und Klärschlamm, der aus ausgewählten Kläranlagen seit mehr als 30 Jahren als Dünger auf den Feldern in der Wetterau ausgebracht wird.

Jetzt wurde dieses Wetterauer Modell abermals zertifiziert. Das Wetterauer Modell ist bundesweit einzigartig.

Seit Ende der 80er Jahre werden Klärschlämme auf Ackerflächen im Wetteraukreis ausgebracht. Sie ersetzen dabei Phosphat, das die Pflanzen zum Wachstum benötigen.

Durch regelmäßige Untersuchungen, sowohl des Klärschlamms als auch der Böden und einer Berechnung der Aufbringungsmenge anhand des Nährstoffbedarfs der Kulturpflanzen sowie einer lückenlosen Dokumentation, hat das Wetterauer Modell über 120 größere landwirtschaftliche Betriebe als Vertragspartner in der Wetterau überzeugen und gewinnen können.

Rund ein Viertel der Ackerflächen im Wetteraukreis werden mit Düngematerial aus Kläranlagen versorgt. „Das schützt die Ressourcen, vor allem, weil die Phosphatvorräte der Erde begrenzt sind.

Eine ortsnahe Verwertung erspart lange Transportwege, die CO2-Bilanz wird verbessert, für die Landwirtschaft sinken die Kosten und gleichzeitig für die Verbraucherinnen und Verbraucher die Abwassergebühren“, zählt Abfallwirtschaftsdezernent Matthias Walther die Vorteile des Wetterauer Modells auf:

Umgesetzt wird das Wetterauer Modell von der Oberhessischen Recycling Dienste GmbH (ORD), einem gemeinsamen Unternehmen des Hessischen Bauernverbandes und des Wetteraukreises.

Regelmäßig wird die Zertifizierung der ORD mit den an das Wetterauer Modell angeschlossenen Kläranlagen nach der entsprechenden Bundesverordnung überprüft.

Ergänzt wurde dieses Audit durch eine Prüfung auf der städtischen Kläranlage in Münzenberg-Gambach. Dabei wurde auch überprüft, ob das in die Kläranlage zur Reinigung eingeleitete Schmutzwasser regelmäßig kontrolliert und beprobt wird und ob die Zusammensetzung des entstehenden Substrates den gesetzlichen Anforderungen entspricht.

Die Anlage in Gambach ist hochtechnisiert. Das aktuelle Geschehen kann auf einem Monitor verfolgt und überwacht werden, und auch der zurückliegende Reinigungsprozess wird dokumentiert.

Von Prüfingenieur Jan-Christian von Hülst gibt es ein hohes Lob: „Das Verfahren der landwirtschaftlichen Verwertung von Abwassersubstrat und die vorgeschaltete Abwasserreinigung erfordern ein hohes Fachwissen und über Jahre gesammelte Erfahrungen auf hohem Niveau aller Beteiligten.“ Von Hülst lobte auch die hervorragende Wartung der Anlage.

Münzenbergs Bürgermeisterin Dr. Isabell Tammer lobte die Arbeit der Mitarbeiter der Gambacher Kläranlage um Nils Brucker.

„Das Zeugnis des Prüfingenieurs belegt einmal mehr, welche qualitativ hochwertige Arbeit das Team der Kläranlage Münzenberg seit Jahren erbringt.“

Kreisbeigeordneter Matthias Walther freut sich, dass nach der erfolgreichen Prüfung die Kläranlage in Gambach als auch das Verfahren der Klärschlammverwertung bei der ORD ohne Beanstandung überprüft wurden und die ORD als Betreiber des Wetterauer Modells auch weiterhin als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb gelistet ist.