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Die Neujahrsbrezel

Die Neujahrsbrezel aus süßem Hefeteig, wie im Odenwald üblich. Foto: Horst Schnur

Zu Neujahr ist es wieder soweit und viele Menschen freuen sich auf die Neujahrsbrezel aus süßem Hefeteig. Oftmals ist sie mit einem Zopfmuster verziert und schmeckt backfrisch mit frischer Butter bestrichen besonders lecker.

„Prost Neijohr. Brezel wie e Scheierdoor!“ riefen nach einem alten Brauch die Kinder, wenn sie bei den Paten und Nachbarn anklopften und sich ihre „Neijohrspennisch“ abholten.

Wie so manches ist auch das Gebildbrot der Brezel im Volksbrauchtum ein Symbol und wird als Zeichen für die Unendlichkeit interpretiert.

Kirchlich geprägte Menschen sehen in der Form auch die verschränkten Arme eines Mönchs.

Die Sprachforschung glaubt den Ursprung in dem lateinischen Wort „bracchium“ zu finden, was so viel wie Arm bedeutet und sich im Althochdeutschen zu „precita“ und „brezin“ wandelte, wie in Handschriften ab dem 12. Jahrhundert belegt ist.

Die Brezel wurde schließlich mit der handwerklich geschickten Verdrillung und Verschlingung durch eine geübte Wurftechnik in der Backstube zum Innungssymbol bei den Bäckern.

Eine weniger fromme Legende aus Schwaben über die Entstehung der Brezel geht auf das Jahr 1477 zurück. Darin wird geschildert, dass der Bäcker Frieder aus Urach der Erfinder der Brezel sei und ihr sein Leben verdanke.

Er war von seinem Grafen Eberhard zum Tode verurteilt und begnadigt worden, wenn er es mit seinen weithin bekannten Backkünsten schaffte, innerhalb von drei Tagen ein Brot zu backen, durch das drei Mal die Sonne scheine.

In seiner tagelangen Ratlosigkeit sah er am dritten Tag wie ihm seine Frau mit verschränkten Armen beim Teigkneten zusah. Er versuchte diese Form nachzubilden und schuf so die Brezel.

In der Legende heißt es weiter, dass unglücklicherweise die Katze das Backblech umstieß, wodurch die neue Backkreation in einer Laugenwanne landete.

Bäcker Frieder ließ es trotzdem auf einen Versuch ankommen und schob die Teiglinge in den Ofen, aus dem ein krosses Laugengebäck herauskam, von dem der Graf begeistert war, denn tatsächlich schien die Sonne drei Mal hindurch.

Nicht nur die Schwaben haben ihre Legende von der Brezel, auch die Bayern erheben Anspruch auf die Erfindung der Laugenbrezel. Demnach soll der Bäcker Anton Nepomuk Pfannenbrenner für das Frühstück im königlichen Kaffeehaus des Hoflieferanten Johann Eilles zuständig gewesen sein.

Im Februar 1839 unterlief ihm bei der Zubereitung jedoch ein schwerer Fehler. Aus Versehen glasierte er seine Brezeln nicht wie üblich mit Zuckerwasser, sondern griff zur Lauge, die für die Reinigung der Backbleche bereitstand.

Das missglückte Backwerk wurde dem königlich-württembergischen Gesandten Wilhelm Eugen von Ursingen präsentiert, der als erster am selben Morgen die erste Laugenbrezel in diesem Kaffeehaus kosten durfte.

Völlig gesicherte Quellen des Ursprungs der Brezel gibt es allerdings nicht. Meyers Konversationslexikon von 1905 vermutete den Ursprung in einem Verbot heidnischer Backwaren, etwa in Form eines Sonnenrads, weshalb auf der Synode von Estinnes im Jahre 743 als Ersatz die Brezel entstanden sei und sich zu einer christliche Fastenspeise entwickelte.

Aber auch bei dem in der Kurpfalz noch heute verbreiteten Sommertagszug am Sonntag Laetare, drei Wochen vor Ostern, ziehen die Kinder durch die Dörfer und verkünden den Bewohnern, dass der Winter nun ein Ende hat.

Sie tragen dabei einen mit bunten Bändern geschmückten Stecken, mit einer süßen Hefebrezel, der Sommertagsbrezel auf die Spitze und oft auch noch ein ausgeblasenes Ei und singen „Ri-ra-ro, de Summerdag is do“.

In allen deutschsprachigen Regionen werden je nach Traditionen und Anlässen die unterschiedlichsten Brezeln gebacken. Im Odenwald ist die Neujahrsbrezel traditionell aus süßem Hefeteig.

Was juckt all das Wissen den Genießer, wenn er die backfrische Neujahrsbrezel mit Butter beschmiert oder eine andere Tage später in den Kaffee tunkt.