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„Finanzkontrolle Schwarzarbeit soll im Wetteraukreis prĂ€senter sein“

Lohn-Prellerei bis illegale BeschĂ€ftigung: Beamtinnen und Beamte des Zolls decken immer wieder MissstĂ€nde auf. Die IG BAU fordert noch mehr Kontrollen. Außerdem brauche der Zoll mehr Personal, um die Einhaltung des gesetzlichen Mindestlohns, der auf 12 Euro steigen soll, sicherzustellen. Foto: Tobias Seifert / IG Bau

Geprellte Löhne: Gießener Zoll leitete 113 Verfahren gegen Firmen ein

GIESSEN / FRIEDBERG. - Lohn-Prellerei aufgedeckt: Das Hauptzollamt Gießen, das auch fĂŒr den Wetteraukreis zustĂ€ndig ist, hat im vergangenen Jahr 113 Verfahren gegen Unternehmen eingeleitet, weil Mindestlöhne unterschritten, gar nicht oder zu spĂ€t gezahlt wurden.

Dabei verhĂ€ngten die Beamten Bußgelder in Höhe von rund 539.000 Euro. Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Erhebung des Bundesfinanzministeriums fĂŒr den Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD), der auch Mitglied im Finanzausschuss des Parlaments ist.

Demnach entfielen 48 Ordnungswidrigkeitsverfahren auf Baufirmen in der Region, gegen die Geldbußen von 380.000 Euro verhĂ€ngt wurden.

„Die Zahlen zeigen, dass es viele Arbeitgeber mit der Bezahlung ihrer BeschĂ€ftigten nicht so genau nehmen. Der Zoll sollte daher auch im Wetteraukreis noch mehr PrĂ€senz zeigen.

Das Risiko fĂŒr schwarze Schafe, bei einer Kontrolle erwischt zu werden, ist noch immer zu gering“, sagt Peter Manns. Der IG BAU-Bezirksvorsitzende verweist darauf, dass die Arbeit, die auf die Zolleinheit der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) zukommt, mehr werde.

Denn mit der geplanten Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde stiegen ab Oktober auch die Einkommen Tausender Menschen allein im Wetteraukreis.

„Der Staat muss dann sicherstellen, dass die BeschĂ€ftigten den höheren Mindestlohn auch wirklich bekommen. Die wichtige und ĂŒberfĂ€llige Erhöhung des unteren Lohnsockels darf nicht nur auf dem Papier gelten“, so der Vorsitzende der IG BAU Hessen-Mitte.

Der Gewerkschafter warnt vor bloßen „Placebo-Kontrollen“, sollte das Hauptzollamt Gießen die Arbeitgeber-PrĂŒfungen nicht deutlich ausweiten. „Entscheidend ist, dass die FKS zusĂ€tzliches Personal bekommt.

Das Bundesfinanzministerium als oberster Dienstherr der Zollverwaltung muss sich mit Hochdruck um neue Kontrolleure kĂŒmmern.“

Kritik ĂŒbt die IG BAU zudem an einem „staatlichen ZustĂ€ndigkeits-Wirrwarr“. So hĂ€tten die Arbeitsschutzbehörden beispielsweise die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und Standards bei UnterkĂŒnften auslĂ€ndischer BeschĂ€ftigter im Blick.

Allerdings fehle es in den Ämtern ebenfalls an Personal – obwohl sie in der Pandemie zusĂ€tzliche
Aufgaben wie die Kontrolle der Corona-Vorschriften am Arbeitsplatz bekommen hÀtten.

Die FKS des Zolls hingegen kĂŒmmere sich um die PrĂŒfung von Lohn- oder Steuerabrechnungen. „In der Praxis wĂ€re eine staatliche Arbeitsinspektion aus einer Hand sinnvoller. Als ĂŒbergeordnete Behörde könnte sie fĂŒr die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte und Sozialvorschriften Sorge tragen“, so Manns.

Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums kontrollierte das Hauptzollamt Gießen im vergangenen Jahr insgesamt 1.709 Unternehmen in der Region – 440 davon aus der Baubranche.

Im Fokus der Fahnderinnen und Fahnder standen neben Lohn-Tricksereien insbesondere auch Schwarzarbeit, illegale BeschĂ€ftigung und Steuerbetrug: Insgesamt leiteten die Gießener Zöllner hier 4.075 Strafverfahren ein (Bau: 487).