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„Handwerksbetriebe sind unser tragendes Gerüst“

Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch im Gespräch mit Alexander Repp. Das Foto entstand im November des vergangenen Jahres.

Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch: Kreis muss als Impulsgeber agieren

WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch war im Gespräch mit Alexander Repp, Geschäftsführer der Metallbau Repp GmbH, Innungsobermeister der Metall-Innung des Wetteraukreises und Landesinnungsmeister des Fachverbandes Metall Hessen.

Thema des Gesprächs: Wie durchlaufen die Handwerksbetriebe die aktuelle Krise?

Die Firma Repp ist ein Unternehmen, das in der Region verwurzelt ist. 1972 von Klaus Repp gegründet wächst jetzt die dritte Generation heran. Die Metallbearbeitung liegt wohl in der Familie, denn Alexander Repps Großvater war Schlosser bei der Bahn.

„Wir sind ein Familienbetrieb. Ich habe bei meinem Vater gelernt, mein Sohn und meine Tochter lernen bei mir. Unser Betrieb ist ein TOPAS-Betrieb, dies steht für ‚TOP-Ausbildungsstelle‘, eine hessenweite Initiative, der sich die Kreishandwerkerschaft Wetterau angeschlossen hat“, so Alexander Repp.

Gut und richtig, erklärt Repp weiter, ist in diesen Tagen, dass es Förderprogramme für die von Umsatzeinbrüchen stark strapazierten Unternehmen gibt, wie zum Beispiel „Ausbildungsplätze sichern“.

Wichtig wäre in seinen Augen aber auch, dass Betriebe, die keine Umsatzeinbrüche haben, in Sachen Ausbildung unterstützt werden und nicht noch zusätzliche bürokratische Hürden zu nehmen haben. Immerhin fehlen auch Berufsbörsen, Praktika und viele andere Quellen, um passende Auszubildende zu finden.

Als Innungsobermeister der Metall-Innung des Wetteraukreises und Landesinnungsmeister des Fachverbandes Metall Hessen weiß Alexander Repp auch um die aktuelle Stimmung der Branche.

Zwar dürfen Betriebe im Bereich des Metallhandwerkes weiterhin ihrer Arbeit nachgeben, dennoch hat die Branche mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen.

„Die Situation hat sich weiter verschlechtert und die Erwartungen für dieses Jahr sind getrübt. Die Krise hat nicht nur Friseure und Gastronomen erwischt. Ich sehe, was die Krise vor allem mit den kleineren Betrieben gemacht hat.

Eigenkapital, das sich manch einer über die Jahre hinweg aufgebaut hat, ist jetzt weg. Gerade bei den sehr betroffenen Feinwerkmechanikern hat sich die Situation deutlich verschärft“, so Alexander Repp.

„Auch das Metallbauerhandwerk ist zunehmend von zurückgehenden Auftragseingängen, stornierten Aufträgen sowie unterbrochenen Lieferketten betroffen.“ Repp kritisiert dabei insbesondere die ungleiche Behandlung beim Thema Überbrückungshilfen.

„Zum einen reichen die bisher vorgesehenen Gelder bei weitem nicht aus. Gleichzeitig ist es besonders für die kleinen Betriebe sehr schwierig überhaupt diese Hilfen zu erhalten.“ Wenig verwunderlich sei es daher, dass auch die Investitionslaune in der Branche sehr verhalten ist.

„Handwerksbetriebe benötigen zukunftsfähige Standorte, die hinsichtlich auch ihrer digitalen Infrastruktur funktionsgerecht erschlossen, kurzfristig verfügbar und langfristig bezahlbar sind.

Handwerk braucht Mobilität, deshalb brauchen erfolgreiche Wirtschaftsstandorte eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur. Auch die Berufsorientierung in den Gymnasialzweigen muss weiter in den Fokus rücken“ unterstreicht Repp.

Ähnlich sieht dies auch Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch: „Unsere Handwerksbetriebe sind tragendes Gerüst unserer Wirtschaft. Wenn sie wegbrechen, dann fehlt der Unterbau unseres Mittelstandes. Eine kleine Finanzspritze wird die Betriebe nicht über das Jahr retten.

Wir brauchen ein auf Dauer angelegtes Förderprogramm für die mittelständische Wirtschaft. Die Sicherung der Arbeitsplätze muss dabei im Zentrum stehen, ohne Gießkannenprinzip. Unabhängig von Bund und Land kann hier der Kreis als Impulsgeber bereits agieren.

Durch den Aufbau eines Krisenfonds, durch das Mitagieren vor Ort, durch die Beförderung unserer mittelständischen Handwerksbetriebe müssen wir bereits jetzt die Weichen für die Zeit nach der Krise setzen.“