Serie: Wetterauer Gesundheitsamt in Corona-Zeiten - Teil 3
WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Im Friedberger Gesundheitsamt gehen seit Februar die Uhren anders: Nicht mehr Medizinalaufsicht, Schuleingangsuntersuchungen oder ärztliche Gutachten stehen im Mittelpunkt, auch die Belehrungen für Menschen, die mit Lebensmitteln hantieren sind ausgesetzt, alles folgt den Erfordernissen der Corona-Pandemie.
Fast alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachdienstes Gesundheit und Gefahrenabwehr sind in irgendeiner Weise mit dem Thema befasst.
In einer Serie wollen wir die verschiedenen Aspekte der Arbeit im Fachdienst Gesundheit und Gefahrenabwehr vorstellen:
Wenn Brandschützer zu Logistikexperten werden
Ende Februar hat Landrat Jan Weckler nach den ersten Corona-Infektionen im Wetteraukreis einen Krisenstab eingerichtet.
Neben der allgemeinen Information der Kreisspitze über aktuelle Fallzahlen, die Übersicht über die freien Betten in den Krankenhäusern und die Ressourcen bei den Beatmungsgeräten ging es zu Beginn vor allem um die Frage:
Wie sieht es mit der Materialversorgung der Pflegedienste, der Krankenhäuser und Altenheime aus? Wo gibt es noch Möglichkeiten, weiteres Material, insbesondere Schutzmasken und Desinfektionsmittel, zu besorgen?
Schließlich wurde die Fachstelle Brandschutz mit der Aufgabe betraut, Material zu beschaffen. „Eine Aufgabe, die sehr langwierig und aufwändig ist, vor allem weil bei manchen Anbietern eine regelrechte Goldgräberstimmung aufgekommen war mit dem Versuch, sich minderwertige Masken vergolden zu lassen.
Glücklicherweise hatten wir es immer geschafft, dass genügend Material vor Ort war, nicht zuletzt auch durch die Lieferungen, die der Bund und das Land Hessen organisiert hatten“, berichtet Kreisbrandinspektor Lars Henrich, der auch Leiter der Fachstelle Brandschutz in der Wetterauer Kreisverwaltung ist.
Doch das, was zu Anfang so dringend ersehnt und massenhaft von Bund und Land bestellt wurde, wird jetzt zum Logistikproblem. Die Landkreise sollen Lagerkapazitäten für eine mögliche zweite Welle vorhalten.
„Das tun wir auch, indem wir bei einem Speditionsunternehmen im Wetteraukreis Lagerkapazitäten gemietet haben, die schnell verfügbar sind. Jetzt aber haben wir es mit Mengen an Material zu tun, für die wir auch einen Abfluss brauchen“, sagt Lars Henrich.
Desinfektionsmittel wird nach einem Jahr zum Sondermüll
Aktuell lagern unter besonderen Sicherheitsbedingungen 30.000 Liter Desinfektionsmittel sowohl für Flächen als auch für die Händedesinfektion.
Das Problem ist, dass solches Material nur begrenzt haltbar ist und in der Regel nur als durchlaufender Posten in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen eingesetzt wird.
Nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums muss dies durch Fachfirmen entsorgt werden. „Deshalb wollen wir jetzt auch schnell mit den Einrichtungen Termine vereinbaren, um das Material abzugeben.
In der Vergangenheit hat dies zu Problemen geführt, weil das Land es lange im Unklaren ließ, ob das Material kostenlos abgegeben wird oder bezahlt werden soll, zumal auch kein möglicher Preis genannt wurde.
Bei so viel Unsicherheit haben sich die Einrichtungen dann eher selbst versorgt. Jetzt, wo klar ist, dass das Land das Material kostenlos abgibt, dürfte die Nachfrage wieder deutlich anziehen“, erläutert der Wetterauer Kreisbrandinspektor.
In der Fachstelle Brandschutz beschäftigt sich eine Person ausschließlich mit dem Thema Lagerlogistik. Wann wird welches Material geholt? Wie lange ist es haltbar? Wo wird es gelagert? Wer ist der potenzielle Abnehmer?
Dazu wird die Liste der vorhandenen Verbrauchsmaterialien ständig aktualisiert, um am Schluss auch Zeugnis ablegen zu können über das letzte Päckchen Untersuchungshandschuhe und den letzten Mund-Nasen-Schutz.
„Wir haben uns hier viel Know-how angeeignet. Hilfreich war dabei, dass wir Unterstützung von den Kollegen aus dem Gesundheitsamt hatten, um die Einsatzfähigkeit der verschiedenen Materialien zuverlässig zu bewerten“, sagt Kreisbrandinspektor Lars Henrich.