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Auenverbund Wetterau soll weiterentwickelt werden: Hotspot der Artenvielfalt

Renaturierte Nidda am „Niddaknie“ nahe Golfplatz Dortelweil.

Beobachtungshütte am NSG „Nachtweid von Dauernheim“: Fotos: Ralf Eichelmann

WETTERAUKREIS / BAD VILBEL / RANSTADT. - „Wasservögel, Insekten, Pflanzen: Das Landschaftsschutzgebiet Auenverbund Wetterau ist ein Hotspot der Artenvielfalt und ein Lebensraum für seltene Arten“, beschreibt der Wetterauer Umweltdezernent Matthias Walther die hessenweite Bedeutung des Landschaftsschutzgebietes, das sich für die drei Landkreise Gießen, Wetterau und Main-Kinzig erstreckt.

Um gemeinsam mit vielen Beteiligten neue Ideen zu Naturschutz. Landwirtschaft und Regionalentwicklung zu sammeln, haben in Zusammenarbeit der drei Landkreise und Landschaftspflegeverbände zwei Workshops in Hungen und Karben stattgefunden.

200 Interessierte sammeln Ideen für den Auenverbund

Wie können unterschiedliche Interessen von Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus in Einklang gebracht werden? Welche Ansprüche gibt es?

Vor allem darum drehte sich die Diskussion während der zwei Veranstaltungen zum Auenverbund Wetterau in der Stadthalle Hungen und im Bürgerzentrum Karben.

Unter den insgesamt rund 200 Interessierten waren Vertreter aus allen Bereichen. Neben der Gießener Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Christiane Schmahl in Hungen begrüßte Matthias Walther als Wetterauer Umweltdezernent in Karben die Anwesenden und führte in die Thematik ein.

Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg

Das Vorzeigeprojekt Auenverbund soll in die nächste Phase geführt werden. Die Zusammenarbeit über die Kreisgrenzen hinweg soll vor allem dem Schutz der Artenvielfalt in den Auen entlang von Nidda, Nidder, Wetter, Horloff und Seemenbach dienen, den Auenverbund fortführen und weiterentwickeln.

Naturschutz- und Landwirtschaftsdezernent Matthias Walther liegt hierbei die Einbeziehung der Landnutzer besonders am Herzen: „Die Wetterau als agrarisch geprägter Naturraum mit einer hohen Artenvielfalt in den Auen, bietet sich für eine zukunftsfähige Verknüpfung zwischen Landnutzung und Naturschutz besonders an.“

Landschaftspflegeprojekt mit fünf Schwerpunkten

Christian Sperling, Fachbereichsleiter für Regionalentwicklung und Umwelt des Wetteraukreises, erläuterte die Gebietskulisse, die bis zu den Oberläufen von Wetter und Horloff erweitert wurde.

Er stellte den bestehenden Auenverbund Wetterau vor und schilderte die Visionen und Maßnahmen für die Fortführung und Weiterentwicklung des Auenverbundes. Wolfgang Wagner vom Büro Planwerk stellte die möglichen Fördertöpfe vor und erläuterte das Vorgehen, um Schwerpunkte des Projektes festzulegen.

Auch konkrete Vorhaben in den fünf Bereichen Naturschutz, Landwirtschaft, Bürger, Regionalentwicklung und Wasser stellte er beispielhaft vor.

Ein reger Austausch fand im Anschluss an den fünf Thementischen statt. Moderator und Auenexperte Frank Uwe Pfuhl bat um Ideen, Anregungen und Kritik. Dabei wurde rasch deutlich, wie unterschiedlich Sichtweisen und Interessen der Teilnehmer sind – und wo die Suche nach gemeinsamen Lösungen und Kompromissen nötig ist.

Viele Nutzergruppen und viele Interessen stoßen aufeinander

Zum Beispiel beim Thema Naherholung: Während viele Spaziergänger die Auen nutzen, kritisieren vor allem Landwirte und Jäger eine zunehmende Zahl freilaufender Hunde. Deren Hinterlassenschaften verschmutzen Wiesen, die eigentlich wertvolles Heu liefern sollen.

Freilaufende Hunde sind auch eine Gefahr für Bodenbrüter. Womit die Diskussion beim Naturschutz angelangte: Naturschützer legen Wert auf die Schaffung und Bewahrung von Lebensräumen für bedrohte Tiere und Pflanzen.

Dazu gehört zum Beispiel die Rückkehr des Bibers, der die Flusslandschaft nachhaltig verändert. Viele Landwirte sehen aber genau das skeptisch: Aus ihren Reihen wurde der Wunsch nach einem finanziellen Ausgleich laut, wenn Wiesenflächen nass fallen.

Diskussionsbedarf gibt es auch, wenn es um eingewanderte und eingeschleppte Pflanzen geht: Wie soll man umgehen mit afrikanischen Nilgänsen oder dem indischen Springkraut?

Doch nicht nur verschiedene Nutzerinteressen, sondern auch Perspektiven für den Auenverbund insgesamt waren Thema. Wie können Bürger, Kommunalpolitiker und Ehrenamtliche informiert und mitgenommen werden? Welche Fördermöglichkeiten gibt es?

„Wir werden alle Ideen, Kritikpunkte und Fragen auswerten und die Ergebnisse in den weiteren Prozess einbeziehen. Als nächste Schritte sind konkrete Gespräche mit dem Fachministerium in Wiesbaden geplant, um an die notwendigen Fördertöpfe zu gelangen, damit der Auenverbund Wetterau weiterentwickelt werden kann“, so abschließend Umweltdezernent Matthias Walther.