Bauernhofcafés und Straußwirtschaften in der Wetterau
Das Hofcafé am Dottenfelderhof ist ein Kommunikationstreffpunkt für KundenWETTERAUKREIS / BAD VILBEL. - Bauernhofcafés sind gastronomische Betriebe, in denen die gereichten Speisen und Getränke ganz oder teilweise aus Produkten hergestellt werden, die auf dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb produziert werden.
„Im Hofcafé des Dottenfelderhofes sind nahezu alle Urprodukte vom eigenen Hof. Wer hier seinen Kaffee trinkt, unterstützt die sozialtherapeutische Einrichtung Hofgut Kehna bei Marburg, die unter anderem eine Kaffeerösterei betreibt“, erklärt Kreisbeigeordneter und Landwirtschaftsdezernent Matthias Walther.
In den beiden vergangenen Jahren haben wir insgesamt neun Straußwirtschaften bzw. Bauernhofcafés in der Wetterau vorgestellt. Mit weiteren Betrieben wollen wir die Serie fortsetzen.
Das Hofcafé am Dottenfelderhof gibt es seit 1998. Siegfried Helbert, Leiter des Hofcafés, stellte damals ein paar Tische und Stühle in den Brot- und Käseladen. So konnten die Kunden die auf dem Hof produzierten Köstlichkeiten vor Ort verzehren. Nach und nach kamen ein paar Tische dazu und 2007 wurde ein Holzpavillon für ein kleines gemütliches Hofcafé errichtet.
Gab es anfangs nur ein paar Kleinigkeiten zum Kaffee, später dann ein richtiges Frühstück, kann man inzwischen „Tafeln bei Hofe“: ein täglich wechselndes Mittagsangebot im Hofcafé, fast ausschließlich mit Zutaten der Äcker und Gärten des Dottenfelderhofes. Jeden Tag stehen eine Suppe und ein Tagesgericht auf dem Speiseplan. Eine Erbsen-Minze-Suppe zum Beispiel und Ofenkartoffeln mit Kohlrabi, Kräuterquark und Salat. Getafelt wird ab 12 Uhr und das solange, bis die Töpfe leer sind, was im Einzelfall schon mal bis 17.30 Uhr sein. Nachmittags gibt es frisch gebackenen Kuchen aus der Bäckerei, seit Ende April auch Frozen Joghurt mit zwei verschiedenen Fruchtsoßen, mit und ohne Sahne, on top ein paar Krokantstreusel, im Waffelhörnchen oder im Becher, gerne auch to go.
„Ziel war und ist es nicht, einen reinen gastronomischen Betrieb zu führen. Vielmehr wollten wir eine Kommunikationsplattform für unsere Kundinnen und Kunden schaffen“, sagt Siegfried Helbert. Und das scheint gelungen zu sein. In dem kleinen gemütlichen Hofcafé trifft sich die Kundschaft des Dottenfelderhofes, stellt Fragen über die Landwirtschaft und deren angegliederte Verarbeitung. Oft wird auch kontrovers diskutiert. Darüber zum Beispiel, ob eine rein vegane Ernährung sinnvoll ist. Nach Meinung der „Dottis“, wie die Betriebsgemeinschaft oft liebevoll genannt wird, nicht. „Wie soll dann das Grünland verwertet werden? Das fressen unsere Rinder und Hühner. So entsteht eine Kreislaufwirtschaft, welche die Kulturlandschaft in Ihrer Vielfältigkeit erhält. Aber natürlich muss es nicht jeden Tag Fleisch sein und dann auch nicht immer ein Steak. Es gibt schließlich noch viele weitere Fleischstücke, die auch sehr schmackhaft sind. So galt die gute alte Rindersuppe früher nach einer Krankheit als Stärkung. Heute ist dies oft in Vergessenheit geraten“, erklärt Siegfried Helbert.
Bald zieht das Hofcafé um
Ende Mai zog der bisherige Hofladen in einen neuen, größeren Holzbau um, nun folgt in einem zweiten Schritt der Umzug des Hofcafés in den ehemaligen Hofladen. Damit gibt es mehr Platz, vor allem im Innenbereich, zum Beispiel für die Versorgung der Seminarteilnehmer des Dottenfelderhofes zur Mittagszeit. Zusätzlich können kleine Veranstaltungen, wie Lesungen oder die bekannte Kerzenwerkstatt im Hofcafé stattfinden.
Prinzipiell wird das Konzept jedoch nicht verändert. Es soll weiterhin ein Ort für Kunden sein, die etwas länger auf dem Hof verweilen möchten, Fragen haben oder auf ihre Kinder warten, die einen Vormittag auf dem Schulbauernhofgelände verbringen. Geplant ist, wenn alles gut läuft, noch im Winter in den ehemaligen Hofladen einzuziehen.
Betriebsgemeinschaft aus mehreren Familien
Ausgangspunkt und Grundlage aller Initiativen auf dem Dottenfelderhof ist die Landwirtschaft. Der Dottenfelderhof ist ein Bio-Betrieb und wird seit 1968 durch eine Betriebsgemeinschaft aus mehreren Familien bewirtschaftet. Heute leben mehr als 100 Menschen auf dem Hof.
Die Wirtschaftsweise ist biologisch-dynamisch nach den Demeter Richtlinien. Grundlage ist die von Rudolf Steiner begründete Anthroposophie, die unter anderen zur biologischen-dynamischen Wirtschaftsweise in der Landwirtschaft führte. Ziel ist es, so sagen die Anthroposophen auf dem Hof: „Der Erde den Hof zu machen“, das heißt nachhaltig zu wirtschaften und die Fruchtbarkeit des Bodens durch die Wirtschaftsweise zu erhalten und zu fördern, „ihn lebendig zu machen“.
Neben der Landwirtschaft mit Ackerbau, Viehzucht, Gemüse- und Obstbau sowie Forschung und Züchtung, gibt es einen Hofladen, eine Hofkäserei, eine Holzofenbäckerei, eine Landbauschule, einen Schulbauernhof und eben auch ein Hofcafé. Ein überaus vielfältiger Betrieb also.
Corona - eine Zeit sich zu besinnen
In der Corona-Krise war das Hofcafé zeitweise geschlossen. Doch Kurzarbeit für die Mitarbeiter gab es nie. Schließlich ist auf dem großen Hof genug zu tun, die Mitarbeiter haben in dieser Zeit in der Landwirtschaft ausgeholfen. Siegfried Helbert gewinnt der Corona-Krise auch etwas Positives ab. Zeit sich zu besinnen: auf regionale Produkte, auf Ausflüge in die heimische Wetterau mit Ruhe und guten Gesprächen.
Das Hofcafé ist Montag bis Samstag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Im Innenbereich dürfen aufgrund der aktuell geltenden Abstandsregelungen in der Corona-Krise nur sechs Personen bewirtet werden.
Auf der Internetseite direktvermarkter.wetterau.de sind alle Wetterauer Bauernhofcafés und Straußwirtschaften aufgeführt. Hier finden sich auch die bisher veröffentlichten Vorstellungen von Bauerhofcafés und Straußwirtschaften.