UWG Friedberg: Das >Sorgenkind< Kaiserstraße konzeptionell umgestalten
FRIEDBERG. - „Die Friedberger Kaiserstraße wird mehr und mehr >Sorgenkind< der Stadtentwicklung. Allgemeine Kritiken: Zunehmende Verödung des wichtigen Stadtraums zwischen Burg und Ockstädter Straße - Zu wenige Aufenthaltsflächen - Zu starke Berücksichtigung des (zeitweise zu schnellen) KFZ-Verkehrs - Unzureichende Berücksichtigung des Radverkehrs“, bilanziert die UWG-Fraktion im Friedberger Stadtparlament.
Mit den Entwicklungen im Rahmen der Corona-Pandemie hätten sich die Rahmenbedingungen bereits verschärft und würden sich weiter verschärfen.
„Das >aktuelle< Konzept zur Umgestaltung ist bereits etwa 20 Jahre alt und nicht mehr zeitgemäß, bzw. von der Realität überholt: >Neu denken unter Einbeziehung künftiger Entwicklungen!<“ sei hier gefragt.
Dabei sei die Fortentwicklung der Kaiserstraße entscheidend wichtig für künftige private Investitionen, z.B. ehemaliges Kaufhaus JOH. Investoren brauchten hier, wie anderswo, Planungssicherheit.
„Welche Entwicklungen sind zu berücksichtigen? - Der Wert von Innenstädten wird, neben einem vielfältigen Warenangebot, immer mehr nach Aufenthaltsqualität beurteilt - Der Bedarf an Eventflächen und guter (Außen-) Gastronomie nimmt weiter zu - Der Fahrradverkehr hat deutlich zugenommen, ist im Durchschnitt schneller geworden, und wird weiter zunehmen. - Auch die Anzahl der E-Scooter nimmt zu“.
Die Situation der Kaiserstraße stelle sich heute wie folgt dar:
- Ungewöhnliche Breite zwischen ca. 20 m (an der Ockstädter Straße) und ca. 43 m (im Bereich des heutigen Elvis-Presley-Platz)
- Die Bäume folgen der Bebauungslinie mit ca. 5 bis 6 m Abstand, so dass im Sommer die historische Bausubstanz weitgehend verdeckt wird.
- Gehsteige teilweise relativ schmal.
- Tagsüber starke Verkehrsbelastung.
- Geschützte Radwege sind nicht vorhanden.
Lösungsansätze präsentiert die UWG wie folgt:
- Klare Gliederung in Verkehrsflächen inklusive Radwege (mit Sicherheitsstreifen), verringerter Platz für „ruhenden“ Verkehr; Bushalte, Anlieferung sowie Gehwege mit Aufenthalts- und Eventflächen
- Künftige Baumpflanzungen orientieren sich am Verkehrsraum mit einem Abstand quer zu den Fahrbahnen von nur noch ca. 12, anstatt bisher bis zu 20 m. Sie werden damit auch zur „optischen Bremse“ und die historische Bausubstanz wieder sichtbarer.
Davon abweichend ist die Situation an der Einmündung der Ockstädter Straße:
- Schmalste Stelle dieses Kaiserstraßenabschnitts
- Wegen geplanter Kreisverkehrsanlage auf der Kreuzung müssen Radfahrende auf die Fahrbahnen geleitet werden.
- Bäume verengen die Zufahrt in die Kaiserstraße in Richtung Norden optisch.
Künftiger Parkraum: Unter der Voraussetzung, dass überall mindestens 4 m Gehwegbreite vorhanden sein soll, seien Schrägparkplätze mit maximal 2 Stunden Parkzeit nur noch in wenigen Bereichen möglich.
Die Kompensation erfolge durch Parkhaus „Alte Bahnhofstraße“, Parkplatz „Dieffenbachschule“ sowie Änderung des Parkplatzes am „Konrad-Adenauer-Platz“.
Letztere sei auch eine Perspektive für einen künftigen Investor „JOH“, sowie für Zusatzflächen für das Museum.
Künftiger Parkraum KAP, der Gedanke dahinter: Der „Konrad-Adenauer-Platz“ eigne sich auf Grund seines Gefälles als zweigeschossiges Parkdeck. Anstatt einer Parkplatzablöse böte es sich an, einen künftigen Investor zur Schaffung der benötigten Parkplätze zur Beteiligung an einem solchen Parkdeck zu verpflichten.
Damit ließe sich die Anzahl der Parkplätze dort etwa verdoppeln (Vorschlag auf folgendem Maps-Ausschnitt). Vorteile sind die Nähe zu „JOH“ sowie zur zentralen Innenstadt, Parkraum für das Museum, das Theater „Altes Hallenbad“ und die Kirchen.
Künftiger Parkraum KAP, ein weiterer Aspekt: Auf dem oberen Parkdeck (Museumsseite) könne eine größere Anzahl gesicherter und überdachter FahrradStellplätze eingerichtet werden.
Bei entsprechender statischen Auslegung könnte das Parkdeck KAP zudem in einer angemessen gestalteten Form mit einem Erweiterungsbau für das Museum aufgestockt werden.
Damit könne auch dort perspektivisch eine Erweiterung erfolgen, womit sich einige Wünsche aus den Museums-Arbeitsgruppen realisieren ließen.
Schlussgedanken: Die vorliegende „neue Denke“ solle einem schon länger in Einzelaspekten diskutierten Thema möglichst eine neue, ganzheitliche Dynamik verleihen.
Anregungen dazu:
- Berücksichtigung von Menschen mit Handicap durch komplette Barrierefreiheit sowie optische und taktile Gestaltung.
- Reduzierung des Kraftverkehrs auf reinen Ziel- und Quellverkehr durch Reduzierung der Verkehrsflächen.
- Durchfahrtverbot für LKW mit mehr als 7,5 t zulässigem Gesamtgewicht außer Andienung zu festen Zeiten.
- Am Bedarf orientierte Parkplätze z.B. von 6 bis 10 Uhr als Ladezonen ausweisen.
- Erarbeitung von Zielsetzungen für die Ansiedlung von Geschäften und gastronomischen Angeboten, verbunden mit der Einrichtung einer Funktion „Quartiersmanagement“.
- Dauerhafte, gemeinschaftliche Begleitung der städtischen Entwicklung durch Politik und Bürger*innen.
- Zielsetzung ist die kreative Stadt mit hoher Arbeits- und Lebensqualität.
Anmerkung: „Wir haben bewusst auf die Herausarbeitung von Details verzichtet. Das wird Sache der Stadtplanung sein“, heißt es abschließend von der UWG.