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Barrierefrei durch Bad Nauheim: Auf dem historischen Rundweg „Sole und Salz“

Der große Sprudel im Sprudelhof in Bad Nauheim.

Das große Rad mit dem Ludwigsbrunnen (rechts).

Landrat Joaachim Arnold lädt zur Wanderung mit fachkundiger Führung ein

WETTERAUKREIS. - Neben mehreren Wanderungen rund um Bad Nauheim hat die Stadt auch drei historische Rundgänge konzipiert, von denen zwei barrierefrei sind. Der Rundgang beginnt und endet an den Kolonnaden. Neun Informationstafeln informieren am Weg über die Geschichte der Salzgewinnung bis zur aktuellen Nutzung in der Badestadt.

Von den Kolonaden überqueren wir die Parkstraße und wandern durch den Südpark, vorbei an den schönen Blumenrabatten, passieren die Dankeskirche und kommen zur Trinkkuranlage. Wir werfen einen Blick in die Anlage mit der schönen Konzertmuschel und dem Teich davor.

Der Weg führt geradeaus. Dort sind allerdings einige Treppenstufen zu bewältigen. Wer das nicht möchte, geht vor der Anlage nach rechts (1) und an der Kurstraße nach links. Wir überqueren den Ernst-Ludwig-Ring und gehen weiter geradeaus. Auf der linken Seite sehen wir die Häuser: Kurstraße Nr. 27 und 29, die letzten erhaltenen Salinengebäude aus dem 18. Jahrhundert.

Das Haus Nr. 27 war das Salinenrentamt, das zentrale Verwaltungsgebäude. Rechterhand kommen wir bald zur Kurparkklinik, die auch von Gästen aus dem arabischen Raum hoch geschätzt wird. Hier hat so mancher Scheich seine Gesundheit wieder hergestellt.

Bald darauf wenden wir uns nach links (2) in den Südpark hinein und gehen auf den Gradierbau III zu. Der Rundweg verläuft auf dem Asphalt. Wer Stufen steigen will, kann gern direkt neben dem Gradierbau gehen und die gute „Seeluft“ einatmen.

Am Ende des Gradierbaus hat man einen schönen Blick auf das Wasserrad aus dem Jahre 1740 (3). Es ist eins von sieben Wasserrädern, die man als Wasserkunst- oder Kunstrad bezeichnete. Im 18. Jahrhundert lieferten die Wasserräder die Energie, um die Sole auf die Gradierwerke und in die Siedehäuser zu pumpen.

Das Wasser wurde aus dafür angelegten Staubecken, dem großen Teich und drei Waldteichen und aus der Usa über Gräben in den Wasserrädern zugeleitet. Ein zweites noch erhaltenes Wasserrad trieb die Wasserpumpe mit Hilfe eines fast 900 Meter langen Kunstgestänges an. Es steht im Bad Nauheimer Stadtteil Schwalheim direkt an der Wetter.

Nach dem Wasserrad haben wir noch die Gelegenheit, die Qualität des Bad Nauheimer Wassers am Ludwigsbrunnen zu testen.

Wir überqueren Usa und Zanderstraße und werfen einen kurzen Blick auf den Gradierbau IV. Jetzt wandern wir nach links entlang des Solgrabens, werfen aber noch einen Blick auf das imposante Solebecken aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (4).

Das Becken mit einem Durchmesser von mehr als 40 Metern und drei Metern Tiefe wurde nach Ausbruch des ersten Sprudels angelegt. Im Solgraben floss das salzhaltige Quellwasser vom Sprudelhof zum Solebecken. Dabei setzten sich im Graben und im Becker Eisen-, Mineral- und Schmutzteilchen ab.

Das Solebecken diente als Reservoir für die Sole vor der Gradierung. Schön präsentiert sich der Solgraben (5) heute nicht. Viel Unrat wird von unachtsamen Zeitgenossen in dem kleinen Graben entsorgt.

Wir überqueren wieder den Eleonorenring und gehen auf dem Spazierweg neben der Goethestraße. Bald kommt das Gradierwerk Nr. 1 (6) in den Blick, ein ganz besonderes Gradierwerk, sozusagen ein doppeltes, in dessen Mitte man besonders intensiv die salzhaltige Luft atmen kann, die für alle möglichen Atemwegserkrankungen günstig ist.

Der Eintritt für das Luft- und Kneip-Bad „Meeresbrise“ kostet für eine Tageskarte 3,30 Euro. Im anschließenden Keltenpavillon kann man noch vieles über die Salzgewinnung seit der Zeit der Kelten erfahren.

Hier endet der offizielle Rundgang „Sole und Salz“. Der Weg zum Ausgangspunkt ist nicht mehr weit. An der Zanderstraße gehen wir nach rechts und sind nach 100 Metern an der Parkstraße und den Kolonnaden.

Salz hat in der Geschichte der Wetterau eine große Bedeutung. Schon vor fast 2.500 Jahren haben die Kelten schon aus natürlichen Solequellen Salz gewonnen. Dabei kommt es beim Salz weniger auf die Würze an als auf die Möglichkeit, durch das Salzen Lebensmittel lange haltbar zu machen. Im ausgehenden 15. Jahrhundert besaß das Dorf Nauheim 13 kleine „Soden“, genannte Siedehäuser.

Sole und Salz in Bad Nauheim:

Die Salzgewinnung in Bad Nauheim lässt sich bis in die Zeit der Kelten um 400 vor Christus zurückverfolgen. Sie endet mit dem Erscheinen der Römer um Christi Geburt und wurde erst 700 nach Christus durch die Franken wieder aufgenommen. Im 14. Jahrhundert befindet sich die Nauheimer Saline im Besitz von Landadligen, im 15. Jahrhundert sind 13 kleine Siedehäuser nachgewiesen.

Wie andernorts in der Wetterau auch hat der 30jährige Krieg verheerende Wirkung. Am Ende des Krieges liegt fast das ganze Dorf in Asche. Die Einwohnerzahl ist auf 300, weniger als ein Drittel vor dem Krieg, gesunken. Anfang des 18. Jahrhunderts wird die Schwarzdorngradierung eingeführt.

Mit dieser wirksamen Gradiermethode wird die Sole auf die Gradierwerke gefördert und durch Verrieselung immer konzentrierter, ein geballter technischer und finanzieller Aufwand, der die Bedeutung des Salzes in dieser Zeit deutlich macht. Die Salzproduktion steigt immer weiter und erreicht im Jahre 1780 mit rund 5.000 Tonnen ihren Höchststand. 200 Arbeitskräfte sind auf der Saline beschäftigt.

1823 beginnt ein neues Kapitel in der Bad Nauheimer Kurgeschichte, nämlich die Entdeckung der Heilkraft der Bad Nauheimer Sole. Mitte des 19. Jahrhunderts werden die ersten Badehäuser gebaut, und schon 1869 wird Nauheim die Bezeichnung „Bad“ verliehen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird der Sprudelhof umgestaltet und im Jugendstil erweitert. 1959 endet die Salzproduktion in Bad Nauheim, weil der Abbau von Steinsalz den Salinenbetrieb unrentabel macht. Die Sole wird fortan nur noch für den Badebetrieb genutzt.

Weglänge 2,2 Kilometer
Gehzeit, gemütlich geschlendert, eine Stunde
Kaum Höhenunterschiede

Wandern mit Landrat Arnold

Wer diese Wanderung gerne mit anderen und mit fachkundiger Führung machen möchte, den lädt Landrat Joachim Arnold für Mittwoch, 6. September, ab 14 Uhr, ein.

Start ist an den Kolonnaden in der Parkstraße Bad Nauheim. Im Anschluss laden Landrat Joachim Arnold und Bürgermeister Armin Häuser zu Kaffee und Kuchen ein.