Kostbarkeiten aus dem Walbe-Archiv: Friedberg auf der Kaiserstraße
WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - In einer Zeit, in der millionen- oder milliardenfach auf den Auslöser von Fotoapparaten oder Handys gedrückt wird, gibt es kaum etwas, das nicht mehr oder minder auf Dauer festgehalten wird. Anders war es vor hundert Jahren, als Heinrich Walbe mit der Kamera loszog und das Leben in der Wetterau festhielt.
Eine Vielzahl seiner Bilder sind im Walbe-Archiv erhalten geblieben, es gehört zu den wertvollen Schätzen des Wetterauer Medienzentrums. Einige der Bilder, die zwischen 1903 und 1932 entstanden sind, wollen wir in den nächsten Wochen präsentieren. Sie zeigen vor allem Gebäude, aber auch Ausschnitte aus dem Leben in unserer Region.
Für die meisten Menschen war es ein einfaches Leben, das von harter körperlicher Arbeit geprägt war. Man wohnte bescheiden und für unsere Begriffe meist unvorstellbar eng zusammen. Die Zahl der Kinder war groß, sie immer satt zu bekommen, war keine leichte Aufgabe. Was heute manchmal als „gute alte Zeit“ glorifiziert wird, war für die Menschen damals ein harter Kampf, der täglich neu geführt werden musste.
Heinrich Walbe, 1865 in Schlesien geboren, hat nach seinem Studium der Architektur an mehreren Orten als Architekt gearbeitet und wurde im Jahre 1902 ordentlicher Professor für Baukunst an der Technischen Hochschule Darmstadt. Gleichzeitig wurde er zunächst kommissarischer und dann im Jahr darauf Denkmalpfleger für die Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessen.
Auch schriftstellerisch war Heinrich Walbe aktiv, vor allem sein Werk „Das Hessisch-Fränkische Fachwerk“ gilt als Standardwerk. In seiner Zeit als Denkmalpfleger und für seine Studien über die hessisch-fränkische Baukunst hat Heinrich Walbe eine Vielzahl von Fotografien gemacht, die zumindest, was den Teil der heutigen Wetterau angeht, im Medienzentrum des Wetteraukreises erhalten sind.
Die Bilder wurden digitalisiert und dauerhaft für die Nachwelt erhalten. Damit können auch künftige Generationen von diesem reichen Schatz profitieren.
In den kommenden Wochen werden wir einmal in der Woche Bilder aus dem Walbe-Archiv mit Hinweisen aus der Denkmaltopografie für den Wetteraukreis veröffentlichen. Heute haben wir drei Bilder aus Friedberg ausgewählt. Gezeigt werden Ansichten der Kaiserstraße.
Friedberg auf der Kaiserstraße
Friedbergs Einwohnerzahl vervierfachte sich in der Zeit vom frühen 19. Jahrhundert bis zum Jahre 1910 von 2.500 auf knapp 10.000. In dem Zeitraum um 1900 entstand jenes Stadtbild Friedbergs, das im Zusammenhang mit dem mittelalterlichen Kerngebiet bis in die Gegenwart prägend für den Gesamteindruck geblieben ist, heißt es in der Denkmaltopographie für den Wetteraukreis.
Die Kaiserstraße hat sich in diesen 100 Jahren zur wichtigsten Straße in Friedberg entwickelt mit öffentlichen Gebäuden wie Rathaus und Theologisches Seminar, Amtsgericht und Kulturinspektion und es gab eine Vielzahl von Geschäften in der Kaiserstraße.