NEWS

„Wohnungspolitik von Friedberg und Bad Nauheim geht an Mieterinteressen vorbei“

GEEHRT wurden durch Michael Klaus (2. von links) und Wolfgang Hessenauer (rechts) Willi Osswald, Gisela Osswald, Monika Lesch, Petra Zernal und Jutta Kaiser (von links nach rechts).

Ebenfalls für 25 Jahre Mitgliedschaft wurde durch den Landesvorsitzenden Wolfang Hessenauer Michael Klaus (links) geehrt, der auch das Amt des Vereinsvorsitzenden seit 22 Jahren innehat, wofür Hessenauer ihm seinen ausdrücklichen Dank aussprach.

Neben deutlicher Kritik des Mieterbund Friedberg und Wetteraukreis e.V. gab es bei dessen Jahreshauptversammlung auch Ehrungen für verdiente Mitglieder

WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. Zur Jahreshauptversammlung des Mieterbund Friedberg und Wetteraukreis e.V. konnte Vereinsvorsitzender Michael Klaus eine große Zahl des aus rund 3.000 Mitgliedern bestehenden Vereins im Spiegelsaal des Bad Nauheim Hotels Dolce begrüßen.

Als Ehrengast war darüber hinaus der Vorsitzende des Landesverbandes Hessen, Wolfang Hessenauer, erschienen, der auch Vizepräsident des Deutschen Mieterbundes ist.

Hessenauer und Klaus gingen im Rahmen des Geschäftsberichts auf die aktuelle Wohnungsnachfrage im Ballungsraum Frankfurt, wozu auch die Städte Bad Vilbel, Friedberg und Bad Nauheim gehören, an konkreten Beispielen ein.

So machte Wolfang Hessenauer den Wegfall von Wohnungen mit Sozialbindung für existenzbedrohende Verhältnisse auch bei Normalverdienern deutlich. Hessenauer erläuterte, dass früher, als es etwa die Bundesbahnwohnungen noch gab, die Mitarbeiter aufgrund ihrer beschränkten Einkommen Anspruch auf eine sozialadäquate Wohnung aus dem Bestand des Arbeitgebers hatten, die auch wirtschaftlich tragbar war.

Das galt auch dann, falls ein Mitarbeiter versetzt werden sollte. Auch in solchen Fällen konnte damit gerechnet werden, am neuen Arbeitsplatz und nach einem Umzug vom Land in die Großstadt eine Wohnung zu erhalten, die finanzierbar war.

„Heute“, so Hessenauer, „ist es ein finanzielles Desaster für einen Polizeibeamten, wenn er nach Frankfurt versetzt wird, weil er dann damit rechnen muss, für eine gleichwertige Wohnung die Hälfte seines Einkommens auf dem freien Markt aufbringen zu müssen“.

Deshalb sei „die Wiederbelebung des sozial geförderten Wohnungsbaus unvermeidlich und notwendig“. Klaus machte demgegenüber deutlich, dass es freilich nicht nur die „große Politik“ sei, die die notwendige Schaffung von Mietwohnraum nur unzureichend fördere, man könne auch „im Kleinen und insbesondere am Beispiel von Bad Nauheim massive Versäumnisse erkennen.

Die Ausweisung des Baugebiets Bad Nauheim Süd, für welches 420,00 Euro pro Quadratmeter Baugrund verlangt würden, sei unter wohnungspolitischen Gesichtspunkten eine einzige Katastrophe, wenn man dann noch erfahre, dass die Interessenten für Grundstücke zu solchen Preisen zu 80 % nicht aus Bad Nauheim, sondern von außerhalb kommen“. (Wetterauer Zeitung vom 23.11.2017).

Klaus weiter: „Mit einer solchen Politik wird der Mietmarkt Bad Nauheims nicht entlastet. Keine einzige Mietwohnung im Bestand wird frei, keine einzige zu sozial adäquaten Preisen gebaut.

Anstatt wertvollen Baugrund an Meistbietende zu veräußern, um einen Einmaleffekt zugunsten der leeren Stadtkasse zu erzielen, wäre es sinnvoll gewesen, Investoren mit städtebaulichen Verträgen anzuhalten, eine Mischung aus allen Wohnformen mit einem gewissen Anteil preisgünstiger Wohnungen zu errichten“.

Nachdem Bad Nauheim auch die Absenkung der Kappungsgrenze zur Mieterhöhung von 20 % auf 15 % abgelehnt habe und insoweit nicht den Beispielen Bad Vilbels und Friedbergs gefolgt sei (Wetterauer Zeitung vom 01.04.2015 und 14.01.2015), handele es sich um einen weiteren schweren Schlag gegen die Interessen der Mieter Bad Nauheim.

Der Wohnungsmarkt in Bad Nauheim sei stark angespannt. Auch das erkläre, warum Bad Nauheim mit fast 800 Mitgliedern die meisten Mitglieder des Mieterbundes stelle vor Friedberg selbst mit etwa 600 Mitgliedern.

Auch Friedberg bleibe aktuell leider weit hinter den Erfordernissen zurück. Vor längerer Zeit sei der Bereich der Housing Area neu bebaut worden, das sei seitens des Mieterbundes ausdrücklich begrüßt worden.

Auf dem 74 ha großen Kasernengelände indessen geschehe einfach nichts. Im Jahr 2004 sei der Abzug der US-Amerikaner angekündigt worden, im Jahr 2008 vollzogen.

Seitdem verhandele der Friedberger Magistrat mit der BIMA als Eigentümerin des Geländes über die Verwertung, seit etwa zwei Jahren angeblich über den sogenannten Erstzugriff der Stadt Friedberg, dies bisher ohne sichtbaren Erfolg oder ein Verhandlungsergebnis. „Schlimmer noch“, so Michael Klaus, „Bürgermeister Antkowiak kann im Rahmen eines Interviews mit der Frankfurter Rundschau vom 04.03.2018 überhaupt nicht sagen, wie der Stand der Verhandlungen mit der BIMA aussieht.

Und dies obwohl er nicht nur seit Januar 2018 Bürgermeister, sondern seit September 2017 hauptamtlicher Stadtrat und davor über Jahre hinweg Magistratsmitglied war und ist.

Die Aussage Antkowiaks, er sei dabei, sich einen Überblick zu verschaffen, in die Gespräche mit der BIMA sei er nicht involviert gewesen, wirft die Frage auf, was der Friedberger Magistrat in dieser zentralen Frage für die Stadt überhaupt in der Vergangenheit beraten und beschlossen hat“.

Für die Zukunft Friedbergs und der Entwicklung des Kasernengeländes sei offensichtlich nichts Gutes zu erwarten.

Im weiteren Verlauf der Jahreshauptversammlung wurden verdiente Mitglieder geehrt durch den Landesvorsitzenden Wolfang Hessenauer und den Vereinsvorsitzenden Michael Klaus.

Geehrt wurden für 25 Jahre Mitgliedschaft im Mieterbund Friedberg und Wetteraukreis e.V.: Die Eheleute Giesela und Willi Osswald aus Friedberg, Monika Lesch, Jutta Kaiser (beide Bad Nauheim) und Petra Zernial (Karben).