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Ka-eff summt zum Abschied leise Servus

Ende August geht Karl-Friedrich Michl in den wohlverdienten Ruhestand. Da bleibt mehr Zeit für Aktivitäten in seinem Heimatdorf Usenborn.

WETTERAUKREIS / USENBORN. - Karl-Friedrich Michl ist ein musikalischer Mensch. Er singt nicht nur leidenschaftlich gern im Männerchor, er summt auch im Alltag gerne vor sich her. Das hat er schon als kleiner Bub gemacht.

Deshalb bekam er in seinem Heimatort Usenborn den Spitznamen „Dudel“. In der Kreisverwaltung Wetterau hingegen wird er von vielen einfach nur „Ka-eff“ gerufen, weil Karl-Friedrich dann doch zu lang ist.

Karl-Friedrich Michl wurde 1955 in Usenborn als drittes von neun Kindern geboren. Den Vater hat es als Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland nach Usenborn verschlagen, wo er seine Frau kennenlernte und die große Familie gründete.

„Ich bin in Usenborn geboren und bin dort auch bis zur achten Klasse in die Schule gegangen“, berichtet Karl-Friedrich Michl. Nach der vierten Klasse ins Gymnasium nach Büdingen zu wechseln, hätte die finanziellen Möglichkeiten der Familie überfordert.

So war es mehr ein Zufall, dass es Karl-Friedrich Michl doch noch zu akademischen Würden führte, denn als der Lehrer in Usenborn krank wurde, mussten alle Schülerinnen und Schüler aus Usenborn nach Ortenberg.

Der dortige Lehrer Robert Müller hat dann den gescheiten Bub auf den richtigen Pfad geführt. Er hat bei der Beantragung von Schüler-BAföG geholfen und somit dazu beigetragen, dass der junge Karl-Friedrich nach Friedberg ins Burggymnasium gehen und dort das Abitur ablegen konnte.

Gewohnt hat er zunächst im Internat, das bis Mitte der 70er Jahre in Friedberg bestand, um sich dann eine eigene Bude in der Friedberger Altstadt zu suchen. Mitte der 70er Jahre war das noch kein allzu großes Problem, und auch die Preise waren moderat.

Nach dem Abitur studierte Karl-Friedrich Michl Geographie, Geologie und Bodenkunde in Gießen. 1982 stand er mit seinem Abschlusszeugnis vor einem ziemlich geschlossenen Arbeitsmarkt. Geographen waren um diese Zeit nicht besonders gefragt.

Und so hat er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten, um schließlich 1986, resigniert von vielen erfolglosen Versuchen, einen neuen Start anzugehen: Eine dreijährige Ausbildung zum gehobenen Verwaltungsdienst beim Regierungspräsidium in Darmstadt.

Und genau das war auch der richtige Weg, der ihn dann schließlich wieder zurück in die Wetterau führte. Nach der Ausbildung wechselte er in die Allgemeine Landesverwaltung der Kreisverwaltung Wetterau.

„Wenn ich nicht meinen Wald, meinen Berg und meinen Kirchturm sehe, bin ich unglücklich“, sagt Karl-Friedrich Michl, der sich als sehr heimatverbunden bezeichnet.

Seine beruflichen Stationen beim Wetteraukreis sind schnell erzählt: zweieinhalb Jahre Ausländeramt, danach zweieinhalb Jahre Kreisentwicklung, hier Nahverkehr und Kreisstraßen, und dann 1994 der Wechsel in die Naturschutzbehörde, wo er als Sachbearbeiter für ungenehmigte Eingriffe und Ordnungswidrigkeiten, aber auch für Fördermaßnahmen für Naturschutzprojekte, etwa die Anlage von Blühflächen oder Feuchtbiotopen, bis heute verantwortlich ist.

Die Arbeit hat sich im letzten Vierteljahrhundert erheblich verändert. „Waren es zu Beginn vor allem Schutzgebietsausweisungen, so legt man heute viel mehr Gewicht auf Arten- und Biotopschutz, während die meisten Schutzgebiete bereits ausgewiesen sind und neue kaum noch hinzukommen.“

Verändert hat sich auch die Herangehensweise an Probleme. „Früher hat man da oft pragmatische Lösungen gefunden.

Heute wird es immer schwieriger, in der Grauzone zwischen Baurecht und Naturschutzrecht, zwischen Landwirtschaft und Tierschutz, für alle befriedigende Lösungen zu finden. Die Anwendung von immer mehr Gesetzen ist einfach schwieriger geworden.“

Ende August wird der 64-Jährige in den Ruhestand treten, den er dort verleben wird, wo er am liebsten ist, nämlich in Usenborn.

Hier möchte er noch öfter bei den „Usenborner Brellosse“ singen, sich noch stärker ehrenamtlich in der Naturschutzgruppe engagieren und sich intensiver der Heimatgeschichte widmen.

Langweilig wird es ihm sicherlich nicht. Große Reisen hat er nicht vor. „Die brauche ich auch nicht. Ich bin glücklich, wenn ich nicht so weit weg bin von meinem Kirchturm.

Ende August ist Schluss, dann bleibt mehr Zeit für die Schönheiten am Fuße des Vogelsbergs“, summt Karl-Friedrich Michl lächelnd zum Abschied.