Landrat Jan Weckler zu Booster-Impfungen
WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Steigende Infektionszahlen, das Auslaufen der „Epidemischen Notlage von nationaler Tragweite“, die Änderung des Infektionsschutzgesetzes, die neue STIKO-Empfehlung zur Auffrisch-Impfung, mangelnder Biontch-Impfstoff: Innerhalb von kürzester Zeit hat sich die Corona-Pandemie wieder zum alles bestimmenden Thema entwickelt.
„Die zahlreichen und meist kurzfristigen strategischen Änderungen von Bundes- und Landesseite in den vergangenen Tagen bedeuten auch für das Wetterauer Gesundheitsamt eine erneute Herausforderung und ein ständiges Um- und Nachsteuern.
Trotz dieser Widrigkeiten werde der Wetteraukreis seiner Verantwortung bei der Unterstützung der Booster-Impfungen nachkommen“, so Landrat Jan Weckler in einer Pressemitteilung.
„Mit einem Erlass des Hessischen Sozialministers Kai Klose am vergangenen Samstagabend, den 20.11.2021, wurde den Landkreisen und kreisfreien Städten - ohne jede Abstimmung im Vorfeld – eine weitere Mammutaufgabe zugewiesen.
Ab dem 5. Dezember sollen die Impf-Kapazitäten so ausgebaut sein, dass insgesamt etwa 40 Prozent aller wünschenswerten Booster-Impfungen vom Öffentlichen Gesundheitsdienst, also von den Gesundheitsämtern durchgeführt werden können“, teilt Weckler mit.
Die Landkreise und kreisfreien Städte sollen ab dann Kapazitäten zur Verfügung stellen, um wöchentlich mindestens 2,5 Prozent der eigenen Bevölkerung über die Gesundheitsämter impfen zu können. Für den Wetteraukreis ist dabei eine Kapazität vorgesehen, die rund 7.700 Impfungen pro Woche ermöglichen soll.
„Vor fast genau einem Jahr hat ein Befehl des Innenministeriums noch genau vorgegeben, dass in jedem Landkreis innerhalb von 14 Tagen ein Impfzentrum aufgebaut werden müsse, mit genauen Kriterien für die Eignung und Einrichtung von entsprechender Infrastruktur.
Im aktuellen Erlass werden keine weiteren Vorgaben gemacht. Die Landkreise müssen jetzt erneut in kürzester Zeit Personal rekrutieren und eine großflächige Impf-Infrastruktur aufbauen“, so Weckler weiter.
„Es ist absolut nachvollziehbar, dass in der aktuellen Situation alle Ebenen unter großer Anspannung sind. Auch die Landkreise arbeiten mit Hochdruck daran, ihre Impfkapazitäten flexibel zu erweitern, um die niedergelassenen Ärzte zu entlasten“, so der Landrat.
Zur Erinnerung: Ende September hatten bundesweit alle Impfzentren geschlossen. Hintergrund war die Absprache zwischen Bund und Ländern sowie das Auslaufen der Finanzierung durch den Bund.
Ab diesem Zeitpunkt sollten die Impfungen in die Regelversorgung, also an die niedergelassenen Ärzte, übergehen. Von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung war die Schließung der Impfzentren explizit gefordert und betont worden, dass die Kapazitäten dafür bei den Ärzten grundsätzlich auch vorhanden seien.
„Wir können im Wetteraukreis froh sein, dass wir seit Beginn der Pandemie gut mit den Hausarztpraxen in der Region zusammengearbeitet haben und laufend in Kontakt stehen.
Denn uns ist bewusst, dass wir nur gemeinsam den Kampf gegen die Pandemie gewinnen können“, so Weckler. Parallel gab es auch nach Schließung des Impfzentrums in Büdingen Ende September vielfältige Impfangebote durch das Gesundheitsamt.
Booster-Impfungen in Alten- und Pflegeheimen bereits abgeschlossen
„Insbesondere besonders gefährdeten Personengruppen wurde bereits früh ein Angebot zur Auffrisch-Impfung, der sogenannten Booster-Impfung, gemacht. Als einer der ersten Landkreise haben noch im September Impfteams des Wetteraukreises in allen Alten- und Pflegeheimen, die das gewünscht haben, Booster-Impfungen durchgeführt.
Zusätzlich unterstützt der Wetteraukreis die Krankenhäuser bei der Impfung des eigenen Personals“, betont Landrat Weckler. Die verschiedenen öffentlichen und niederschwelligen Impfangebote im Oktober, unter anderem in den weiterführenden Schulen des Wetteraukreises, die für alle Bürgerinnen und Bürger offen standen und ausführlich beworben wurden, seien dagegen wenig bis gar nicht mehr angenommen worden.
„Seit etwas mehr als einer Woche erleben wir als Landkreis nun eine Kehrtwende nach der anderen von Bundes- und Landesbehörden. Dazu kommen nun noch Ankündigungen von Seiten des Bundes bezüglich der Limitierung von Impfstoffmengen vor allem für Biontech/Pfizer“, erläutert der Landrat.
Dies trage in Kombination mit der kurzfristigen STIKO-Empfehlung zu Booster-Impfungen für alle Personen ab 18 Jahren, erheblich zur Verunsicherung der Bürgerinnen und Bürger bei.
Der Wetteraukreis hatte zuletzt gemeinsam mit den Vertretungen der Hausärzte in der Region zur Entlastung der niedergelassenen Ärzte bei den Booster-Impfungen an der Einrichtung von sieben lokalen Impfzentren in verschiedenen Kommunen gearbeitet.
Ziel war es, dass die Hausarztpraxen dort diejenigen Patientinnen und Patienten einschleusen können, die sie selbst kurzfristig in der Praxis nicht bedienen können.
Nach der Empfehlung der STIKO am vergangenen Donnerstag (18.11.2021) wurde kurzfristig eine Hotline beim Gesundheitsamt eingerichtet, da eine große Nachfrage absehbar ist, die von den Hausarztpraxen allein nicht zu bewältigen sei.
Landrat Weckler: „Impfen ist weiterhin das Gebot der Stunde“
„Mit dem aktuellen Erlass aus dem Hessischen Sozialministerium und den dort festgesetzten Impf-Quoten werden wir unsere Kapazitäten erneut erweitern. Neben den sieben mobilen Impfzenten, die in Absprache mit den Hausarztpraxen als eine Art ‚Überlaufbecken‘ gedacht waren, prüfen wir nun parallel und ergänzend dazu die kurzfristige Einrichtung eines größeren stationären Impfzentrums“, kündigt der Landrat an.
Weckler sagt weiter: „Der Wetteraukreis wird selbstverständlich seiner Verantwortung nachkommen. Die Impfungen sind der einzige Weg aus der Pandemie - wir alle wollen in den kommenden Wochen noch mehr impfen. Das ist das Gebot der Stunde.“
Auch die Ankündigung des Bundesgesundheitsministeriums, dass ab kommender Woche die Auslieferung des von vielen priorisierten Impfstoffs von Biontech/Pfizer limitiert werden muss, komme vor diesem Hintergrund zu einem ungünstigen Zeitpunkt: „Die Verunsicherung der Menschen wächst und parallel wird der Beratungsbedarf zunehmen. Das trägt nicht zum schnellen Impfen bei.“
Amtsarzt Dr. Reinhold Merbs betont zugleich, dass aus medizinischer Sicht der mRNA-Impfstoff von Moderna für die Booster-Impung ebenso und gleichwertig geeignet sei.
Dennoch erwartet auch er einen größeren Beratungsbedarf, da ein Großteil der Bürgerinnen und Bürger mit Biontech geimpft sei und zu Recht Fragen zur Auffrischung mit einem anderen Impfstoff hätten.
„Bis Jahresende müssen beide mRNA-Impfstoffe in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, um diese erneute Mammutaufgabe zu bewältigen. Auch hier ist wieder die Solidarität jedes Einzelnen gefragt.
Bei den Impfungen sollte denjenigen Vortritt gelassen werden, die auf Grund ihres Alters oder von Vorerkrankungen besonders gefährdet sind.
Ich bitte darüber hinaus alle Wetterauerinnen und Wetterauer, weiter achtsam zu sein, Hygienevorschriften einzuhalten und wenn möglich Kontakte zu vermeiden“, so Landrat Jan Weckler abschließend.