Wetterauer Rettungsdienste arbeiten am Limit
Interview mit dem Leiter der Zentralen Rettungsleitstelle Wetterau, Matthias NickelWETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Die Zentrale Leitstelle des Wetteraukreises koordiniert rund 40.000 EinsÀtze der Rettungsdienste im Jahr. Im Interview stellt sich der Leiter der Zentralen Rettungsleitstelle Wetterau, Matthias Nickel den Fragen.
Frage: Herr Nickel, wie sieht Ihre Arbeitsbelastung derzeit aus?
Wie viele EinsÀtze koordinieren Sie am Tag?
Matthias Nickel: Wir arbeiten zurzeit im Hochlastbetrieb und haben aktuell annÀhernd 200 RettungsdiensteinsÀtze am Tag.
Frage: Kommen Sie damit an die Belastungsgrenze?
Matthias Nickel: Ja. Wir kommen damit teilweise schon an die Belastungsgrenze der Rettungsdienste und mĂŒssen Reserven schaffen.
Frage: HeiĂt das, dass die 10-Minuten-Hilfsfrist nicht mehr eingehalten werden kann.
Matthias Nickel: Nein. Wir schaffen es noch innerhalb von zehn Minuten nach dem Anruf, ein Rettungsmittel vor Ort zu haben. Wir versuchen durch unser System âWachabsicherungâ die Hilfsfristen einzuhalten.
Also wenn ein Rettungsdienstbereich verwaist, wird dieser aus einem Nachbar-Rettungsdienstbereich aufgefĂŒllt sofern dort noch ein Fahrzeug zur VerfĂŒgung steht. Ansonsten arbeiten wir in den Randbereichen des Landkreises auch BereichsĂŒbergreifend mit unseren Nachbarn zusammen.
Frage: Die RettungseinsÀtze verlaufen dann immer reibungslos?
Matthias Nickel:
mit dem besser werdenden Wetter und dem verĂ€nderten Freizeitverhalten gibt es zunehmend EinsĂ€tze, bei denen es schwierig ist, die Hilfesuchenden ĂŒberhaupt zu finden?
Frage: Wie das?
Besser auf den Wegen bleiben!
Matthias Nickel: Es gibt vermehrt EinsĂ€tze in Waldgebieten, wo Mountainbiker oder Nordic Walker abseits der Wege einen Unfall haben, teilweise mit komplizierten KnochenbrĂŒchen.
Dann wird es natĂŒrlich schwer, zu einem solchen Unfallopfer zu kommen. Schwierig dabei ist, die Leute erstens aufzufinden und, wenn wir sie geortet haben, dann auch ein Rettungsmittel dort hinzubringen.
Frage: Welche Konsequenzen sollte man daraus ziehen?
Matthias Nickel: Vor allen Dingen auf den ausgewiesenen Wegen fĂŒr Mountainbiker oder Wanderer zu bleiben und nicht querfeldein ĂŒber Stock und Stein zu rasen.
Frage: Ein verĂ€ndertes Freizeitverhalten fĂŒhrt zu anderen Ein-sĂ€tzen?
Matthias Nickel: Ja. Wir haben auch eine ganze Reihe von internistischen EinsĂ€tzen, wo Menschen sich einfach zu viel vornehmen. Besonders in den letzten Tagen, wo es so warm war, ĂŒberschĂ€tzte sich der ein oder andere. Das sind besonders solche Personen, die die ganze Zeit nichts getan haben.
Frage: Was raten Sie?
Matthias Nickel: Es einfach langsam angehen zu lassen.
Frage: Was kann man jemandem empfehlen, der sich in einer solchen Notlage befindet?
Matthias Nickel: Am besten den Notruf 112 anrufen. Ăber diese Notrufnummer können wir bei etwa 80 Prozent der im Umlauf befindlichen Handys eine Ortung aktivieren. Voraussetzung ist natĂŒrlich, dass sich der Anrufer in der NĂ€he mindestens eines Funkmastes befindet.
Frage: ...und wie sollte dann die Kommunikation stattfinden?
Matthias Nickel: Der Anrufer sollte zumindest den Ausgangspunkt seiner Tour nennen, möglichst auch das Ziel. Und wenn es charakteristische Punkte in der NĂ€he gibt, wie FunktĂŒrme oder Ăhnliches, dann sollte er uns diese ebenfalls angeben. Und am besten sollte man nicht allein auf solche Touren gehen.