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Zwischen Naherholung und Naturschutz: Die Steinberge bei Münzenberg

Dr. Isabell Tammer, Bürgermeisterin der Stadt Münzenberg (rechts), Franka Hensen vom Naturschutzfonds, Schäfer Andreas Schmid, seine Schafe und die beiden Hütehunde. Foto: Daniela Dehnert, Fachdienst Landwirtschaft

WETTERAUKREIS / MÜNZENBERG. - Die Steinberge bei Münzenberg und Richtung Trais sind beliebtes Naherholungsgebiet aber auch ganz besonderer Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Die Flächen dieser Natur- und Kulturlandschaft hat die Stadt Münzenberg als Eigentümerin an den Naturschutzfonds Wetterau verpachtet.

Weil sie auch Teil des europäischen Flora-und-Fauna-Habitats sind, ist der Fachdienst Landwirtschaft des Wetteraukreises für die Pflegemaßnahmen zuständig.

Für die Pflege sorgen auch Vierbeiner, zum Beispiel die Schafherde von Andreas Schmid. Diese Woche werden die Steinberge bei Münzenberg noch beweidet.

Anfang des Jahres wurden die Pflegemaßnahmen, wie zum Beispiel Entbuschungen und Nachpflegearbeiten, mit allen Akteuren abgestimmt: Naturschutzgruppe Münzenberg, Arbeitskreis Traiser Steinberg, Revierförster, Jäger und Untere Naturschutzbehörde.

An dem Ortstermin nahm auch Andreas Schmidt teil, ist seine Schafherde doch von großer Bedeutung für die Steinberge, und das aus gutem Grund. Um die Felsen herum breiten sich die Magerrasen aus.

Die Pflanzen, die hier wachsen, bevorzugen sehr nährstoffarme, trocken-warme Standorte und eher saure Böden. Prominentester Vertreter ist die Küchenschelle, aber auch der Wacholder ist typisch, hier steht das größte Exemplar im Wetteraukreis.

Zur besonderen Artenvielfalt trägt das kleinräumige Nebeneinander unterschiedlicher Biotope bei, denn zum Offenland kommen die Gehölzinseln, die Obstbäume und der nahe Wald. Hier leben unter anderem Singvögel, Spechte, mehrere Fledermausarten und sogar der seltene Wendehals.

Von diesen Lebensräumen sind die Magerrasen am stärksten gefährdet. Werden sie nicht mehrmals im Jahr und zur richtigen Zeit von Schafen beweidet, verschwinden nach und nach die besonderen Arten.

Dabei werden die Bedingungen für Schäfer, die ihre Schafe ausschließlich hüten, also den ganzen Tag mit der Herde verbringen und sie nur über Nacht einzäunen, immer schwieriger. Auch für Andreas Schmid, der seit zwei Jahren seine vierbeinigen Landschaftspfleger auf die Steinberge führt, und am Hof bei Gambach auch noch eine Milchschafherde versorgt.

Am Zaun führt (k)ein Weg vorbei

Für die Spaziergänger bedeutet es, dass sie dreimal im Jahr für ein paar Tage ihre gewohnten Pfade verlassen und einen kleinen Umweg gehen müssen. „Die Steinberge teile ich in vier Abschnitte ein“, sagt Andreas Schmid. „Die Münzenberger und die Traiser Seite werden abwechselnd beweidet. Ist ein Abschnitt fertig, wird der Zaun umgesteckt.“

In jedem Bereich reicht das Futter für drei bis fünf Tage, je nachdem wie Gräser und Kräuter im Jahr gewachsen sind. Jetzt im Mai sind die Schafe zum ersten Mal oben. Ist alles abgeweidet, zieht Schmid mit der Herde weiter.

Westlich der Stadt ist das Naturschutzgebiet „Metz von Münzenberg“ das nächste große Weidegebiet, anschließend machen die Schafe Station im Naturschutzgebiet „Salzwiesen“, bis sie nach etwa sechs Wochen wieder auf die Steinberge kommen.

Diese Runde macht Schäfer Schmid mit seiner Herde dreimal in einem Jahr. Landrat und Landwirtschaftsdezernent Jan Weckler bittet daher die Spaziergänger um Verständnis für die vorrübergehende Einzäunung: „Die Magerrasen sind ein wertvoller Teil der Wetterauer Kulturlandschaft und bedürfen entsprechender Pflege.“

Kein Schäfer ohne Hund

Weil die Arbeit eines Schäfers ohne seine Hunde nicht denkbar ist, sind sie natürlich von der Anleinpflicht befreit. Fremde Hunde dagegen müssen unbedingt angeleint werden, denn ist ihr Jagdtrieb geweckt, können sie eine ganze Schafherde in Panik versetzen.

Jäger und Naturschützer appellieren ebenfalls an die Hundehalter, ihre Vierbeiner an die Leine zu nehmen, denn auch Rehe können sich tödlich verletzen, selbst auf der Flucht vor kleineren Hunden.