Das Königskind nÀht 2.000 Mund- und Nasenmasken
WETTERAUKREIS. - Der Bedarf an Schutzmasken und sonstiger SchutzausrĂŒstung ist immens. Die Preise steigen und das Angebot kommt mit der Nachfrage lange nicht mit.
Da ist es gut, wenn alternative Quellen erschlossen werden können. Ein Friedberger Fachbetrieb hat im Auftrag des Gesundheitsamtes 2.000 Mund- und Nasenmasken genÀht.
âWir werden die 2.000 Masken und 1.000 weitere, die aus einem anderen Auftrag stammen, an die Rettungsdienste und an ambulante Pflegedienste weitergegeben, da werden sie dringend benötigtâ, berichtet Landrat Jan Weckler.
Ulrike und David Hoffmann betreiben âDas Königskind - FachgeschĂ€ft fĂŒr NĂ€hbedarfâ am Rande der Friedberger Altstadt. Der Name nimmt Bezug auf den christlichen Glauben.
âWir sehen Gott als König. Die Religion spielt fĂŒr uns eine groĂe Rolle, nicht nur im privaten Bereich, sondern auch im Umgang mit Menschen und im GeschĂ€ftslebenâ, sagen Ulrike und David Hoffmann.
Wirtschaften in Zeiten von Corona
Ulrike Hoffmann ist eigentlich ausgebildete Krankenschwester. NÀhen ist aber ihre Passion. Seit Jahren schon gibt sie NÀhkurse und nachdem Ehemann David sein Wirtschaftsingenieur-Studium abgeschlossen hat, beschlossen die beiden, aus dem Handwerksbetrieb ein FachgeschÀft mit Fachhandel zu machen.
âWir verkaufen Stoffe, NĂ€hmaschinen und die klassischen Kurzwaren. Dinge, die es heute kaum noch zu kaufen gibt.â In Friedberg sind sie nahezu konkurrenzlos und auch das Internet ist keine echte Konkurrenz, âdenn unsere Kunden wollen die Stoffe, Nadel und Faden gerne selber sehen.â
Der Kundenstamm ist bunt gemischt, keineswegs nur Ă€lteres Semester, sondern von jung bis alt, MĂ€nner und Frauen. âDie Nachfrage ist groĂ, wir können zu zweit gut wirtschaftenâ, erzĂ€hlen Ulrike und David Hoffmann.
Im Zeichen von Corona wird das allerdings zunehmend schwieriger. Das LadengeschĂ€ft ist seit Mitte MĂ€rz geschlossen. âWir behelfen uns jetzt mit WhatsApp und Telefon.
Das funktioniert auch einigermaĂen gut. Die Kunden sind treu und bestellen per Internet. Wir stellen die Ware dann an der LadentĂŒr ab mitsamt der Rechnung. Das funktioniert alles kontaktlos.â
Bevor das GeschĂ€ft schlieĂen musste, kamen noch einmal viele Kundinnen und Kunden aus der ganzen Wetterau und haben sich fĂŒr die nĂ€chste Zeit mit Stoffen und Kurzwaren eingedeckt.
Insofern kam der Auftrag des Wetteraukreises, 2.000 Mund- und Nasenmasken zu fertigen, gerade recht, um auch in diesen Zeiten wirtschaftlich durchzukommen. Ein Prototyp wurde erstellt und fand Gefallen bei Amtsarzt Dr. Merbs.
âDie Maske muss einen guten Sitz und eine gute Passform haben, damit man nicht dauernd mit der Hand an der Maske korrigieren muss und dann vielleicht sogar noch die Schutzwirkung aushebelt.â
Sieben Zwischenschritte
In einem ersten Schritt wird der Stoff auf eine GröĂe von 18 x 35 Zentimetern geschnitten.
Danach wird er in der Mitte gefaltet und
zwei NĂ€hte werden angebracht. Der dabei entstehende âTunnelâ wird genutzt, um einen Draht durchzuziehen, der spĂ€ter fĂŒr die bessere Passform ĂŒber der Nase hilft. FĂŒr den Draht hat David Hoffmann Klingeldraht aus dem Baumarkt besorgt. âDer ist isoliert und rostfrei dazu!â.
Danach werden drei Falten in den Stoff gebĂŒgelt und
die SchrÀgbÀnder rechts und links angenÀht.
Die stellen ĂŒbrigens das gröĂte Problem beim Nachschub dar. SchrĂ€gbĂ€nder sind quasi deutschlandweit ausverkauft.
Die QualitĂ€tskontrolle ist der letzte Arbeitsschritt fĂŒr die Anfertigung einer Mund- und Nasenmaske.
Rund 150 bis 200 Paar schaffen Ulrike und David Hoffmann am Tag. Vieles findet dabei in Nachtarbeit statt. Denn neben der zweijÀhrigen Lara, gibt es noch zwei schulpflichtige Kinder, die auch versorgt sein wollen.
Bis Ostern soll der Auftrag des Gesundheitsamtes, 2.000 Masken herzustellen, abgeschlossen sein. âEin Auftrag, der fĂŒr uns wichtig war, weil er uns das GefĂŒhl gibt, einen sinnvollen Beitrag zur BewĂ€ltigung der Krise zu leistenâ, sagen Ulrike und David Hoffmann.
Landrat Weckler lobt solche Initiativen: âSie sind ein gutes Beispiel dafĂŒr, wie wichtig es ist, zusammenzustehen. Sie zeigen aber auch, dass in diesen Zeiten Eigeninitiative gefordert ist.
Mund- und Nasenmasken lassen sich fĂŒr den Eigenbedarf auch leicht selbst nĂ€hen. Anleitungen dazu gibt es zahlreich im Netz.â
AuftrĂ€ge fĂŒr das Königskind sind per Mail an David und Ulrike Hoffmann möglich: info(at)das-koenigskind.de