Rhein-Main-Wirtschaftsförderer treffen sich in der Wetterau
WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Seit gut einem Jahr ist der Wetteraukreis wieder Mitglied bei der Frankfurt-Rhein-Main-GmbH (FRM), der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für das Rhein-Main-Gebiet.
Dieser Tage konnte Kreisbeigeordneter Matthias Walther in seiner Eigenschaft als Dezernent für Regionalentwicklung die Wirtschaftsförderer aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet in Friedberg begrüßen.
Drei- bis viermal im Jahr trifft sich die geballte Wirtschaftsförderungspower der Rhein-Main-Region, um die jüngsten Entwicklungen Revue passieren zu lassen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen.
31 Städte und Landkreise aus Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz sind neben dem Land Hessen und einigen Industrie- und Handelskammern Mitglied der Frankfurt-Rhein-Main-GmbH (FRM).
Die FRM ist so etwas wie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für die ganze Region, denn wenn ein Unternehmen in Rhein-Main einen neuen Standort sucht, sind die Wirtschaftsförderer der Städte und Kreise erste Ansprechpartner.
Geht es aber ums internationale Geschäft, dann suchen interessierte Firmen aus China, den USA oder dem europäischen Ausland den Kontakt zu einem regionalen Wirtschaftsförderer, eben zur FRM.
Die Gesellschaft tritt quasi als Verteiler für solche internationalen Anfragen auf und sorgt dafür, dass diese auf die Tische der heimischen Wirtschaftsförderer gelangen.
IT, Banken und Automobilindustrie streben ins Rhein-Main-Gebiet
Eric Menges, Geschäftsführer der FRM, berichtet von durchaus positiven Tendenzen. Trotz der schwierigen weltweiten Lage lief es in der jüngsten Vergangenheit gar nicht schlecht.
Nach der IT-Branche sind es vor allem Unternehmen aus der Finanzwirtschaft und der Automobilindustrie, die sich im Rhein-Main-Gebiet ansiedeln wollen. Im hochverdichteten Ballungsraum wird es zunehmend schwieriger, geeignete Flächen zu finden.
Eine große Herausforderung für die Umlandregion, die aber auch Möglichkeiten bietet. „Wir sehen die Chancen, auch die ländliche Region zukunftsfähig zu machen“, so Klaus Karger, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau (WFG).
Oliver Schmidt, Projektmanager bei der Wirtschaftsförderung Wetterau, bestätigt, dass selbst in den ländlich geprägten Teilräumen des Wetteraukreises, die stark vom Strukturwandel betroffen waren, mittlerweile eine Trendwende eingesetzt hat. Nachdem die Zahl der Beschäftigten in vielen Kommunen bis 2010 eher rückläufig war, steigt seither die Zahl wieder an.
Der Wetteraukreis hat die größte Bevölkerungsdynamik
Darüber hinaus verzeichnete der Wetteraukreis von allen hessischen Landkreisen und Städten die größte Dynamik bei der Bevölkerungsentwicklung. Zwischen 1987 und 2010 ist die Bevölkerung um fast 25 Prozent gewachsen.
Ob sich dieser Trend, der sich vornehmlich aus sogenannten Wanderungsgewinnen speist, fortgesetzt wird, sind sich die Experten noch nicht einig.
Die großen Städte wie Frankfurt, Wiesbaden, Mainz oder Darmstadt sind weiterhin sehr beliebt. Entsprechend wird sich dort in Zukunft der Wohnungsmarkt nicht entspannen.
Aus Sicht der Regionalplanung hat der Wetteraukreis daher auch weiterhin eine stützende Funktion für das gesamte Rhein-Main-Gebiet. Mit anderen Worten: wer sich die extrem hohen Preise im engeren Ballungsraum nicht leisten kann oder einfach im Grünen wohnen möchte, strebt weiterhin in das Umland.
Sechs Kommunen – ein Gewerbepark
„Die Wetterauer Wirtschaftsförderer wollen aber nicht nur Flächen entwickeln“, sagt Bernd-Uwe Domes, Geschäftsführer der WFG. „Wir beabsichtigen, aufbauend auf dem Potenzial der verschiedenen Standorte, hochkarätige Gebietsadressen mit eigener Prägung zu schaffen, die überregional wettbewerbsfähig sind.“
Anhand von Beispielen aus der Region erläuterte Domes, wie es aussehen könnte. So sei mit dem Interkommunalen Gewerbepark Oberhessen in Nidda ein ambitioniertes Projekt geplant, das von sechs Kommunen getragen wird.
In enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten sowie den Hochschulen in Friedberg und Gießen sollen hier auf 19 Hektar nicht nur 2.000 qualifizierte Arbeitsplätze entstehen.
Auf dem Areal mit viel Grünfläche und entsprechend gutem Mikroklima sollen Solarenergie und Regenwassernutzung vorangetrieben werden.
„Wir wollen den Wirtschaftsraum in die Zukunft denken, Herausstellungsmerkmale schaffen, die Zusammenarbeit mit Hochschulen fördern, eine klimagerechte Unternehmensführung sichtbar machen und eine Leitbildfunktion in der wirtschaftlichen Entwicklung der Metropolregion einnehmen“, so Domes.
Jahrelange Aufbauarbeit, viele Gespräche, zahlreiche Sitzungen und Aussprachen seien notwendig, um ein solches Projekt am Laufen zu halten, antworteten Domes und Karger im Einklang auf die Frage, wie sie es schaffen, so viele Beteiligte zu vereinen.
Denn gerade mit solchen Konzepten könne man junge hochqualifizierte Leute am Ort halten, die ansonsten aufgrund fehlender Perspektiven abwanderten.