Wetteraukreis setzt sich ambitionierte Klimaschutzziele
Landrat Jan Weckler: „Bis 2030 sollen 55 Prozent der CO2 – Emissionen eingespart werden“WETTERAUKREIS / „Angesichts der dramatischen Entwicklung des Weltklimas dürfen wir uns auf den Erfolgen der Vergangenheit nicht ausruhen.
Wir müssen uns weiter anspruchsvolle Ziele setzen und können nicht darauf warten, dass andere anfangen“, so Landrat Jan Weckler.
Mit dem neuen Klimaschutzkonzept setzt sich der Wetteraukreises ein ambitioniertes Ziel: Die CO2 Emissionen sollen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent reduziert werden. Basis ist das Jahr 1990.
Entwickelt wurden dafür auch Konzepte zu Heizungen und zu Beleuchtung. Eine entsprechende Vorlage hat der Kreisausschuss auf Vorschlag von Landrat Jan Weckler jetzt dem Kreistag zur Beschlussfassung empfohlen.
Das Thema Klimaschutz hat den Kreistag schon häufig beschäftigt. Bereits im Jahre 2009 hat der Kreistag beschlossen, das europäische Klimaziel bis zum Jahre 2020 zu übertreffen, nämlich den Energieverbrauch um 20 Prozent zu senken und den Anteil der erneuerbaren Energien um 20 Prozent zu steigern.
Ziel war es, bis zum Jahre 2020 den Energieverbrauch an Wärme, Wasser und Strom um mindestens 30 Prozent zu senken.
„Das haben wir auch geschafft, was den regelmäßig erscheinenden Klimaschutzberichten zu entnehmen ist“, sagt Landrat Jan Weckler.
Vor zwei Jahren hat der Kreistag beschlossen, das Klimaschutzkonzept für die kreiseigenen Liegenschaften fortzuschreiben. Damit soll eine weitere Reduzierung des Verbrauchs erreicht werden und eine CO2 Einsparung von mindestens 55 Prozent bis zum Jahre 2030 verwirklicht werden.
28 Gebäude werden untersucht
„Wir haben uns deshalb an einem Förderprojekt des Bundes beteiligt und durch ein fachkundiges Ingenieurbüro 28 geeignete Gebäude des Wetteraukreises hinsichtlich Bauphysik, Wärmeerzeugung und Beleuchtung analysieren lassen, um daraus Sanierungsempfehlungen abzuleiten“, erläutert Landrat Weckler.
Insbesondere haben die ausgewählten Gebäude entsprechende Einsparpotentiale, weil zum Beispiel die Wärmedämmung nicht den heutigen Ansprüchen genügt oder die Heizungsanlage veraltet ist.
Die aus den Analysen entwickelten neuen Klimaschutzziele hat der Kreisausschuss jetzt auf Vorschlag von Landrat Jan Weckler dem Kreistag zur Beschlussfassung empfohlen.
Der Kreisausschuss soll außerdem damit beauftragt werden, die weiteren Schritte im Sinne des neuen Klimaschutzkonzepts für kreiseigene Liegenschaften, des Heizungs- und des Beleuchtungskonzepts einzuleiten.
Folgende Ziele sollen künftig bei kreiseigenen Gebäuden erreicht werden:
Neu errichtete Gebäude müssen der aktuellen Energieeinsparverordnung und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz genügen.
Bei energetischen Sanierungen ist ein Heiz-Energieverbrauch von nicht mehr als 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr angestrebt.
Bei der Modernisierung von Heizungen und Beleuchtungen und in Neubauten ist das entsprechende Heizungs- bzw. Beleuchtungskonzept in der jeweiligen Fassung anzuwenden.
Bei Neubauten und Dachsanierungen wird der Einsatz von Photovoltaikanlagen geprüft, wobei auf den größtmöglichen Eigenverbrauch in den jeweiligen Gebäuden zu achten ist.
Weiterhin soll bei Neubauten und Sanierungen der Einsatz von innovativer Technik zum Klimaschutz geprüft werden.
Der Fuhrpark der Kreisverwaltung soll in Abhängigkeit von der weiteren technischen Entwicklung und unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Gesichtspunkte schrittweise auf alternative Antriebssysteme umgestellt werden.
Die Maßnahmen für die ausgewählten 28 kreiseigenen Gebäude sollen bis Ende 2026 umgesetzt sein. Zudem soll weiterhin alle zwei Jahre ein Klimaschutzbericht erstellt werden, der alle kreiseigenen Liegenschaften berücksichtigt.
Das sind immerhin mehr als 400 Gebäude in 88 Schulen und Gemeinschaftsunterkünften, zudem kommen die Verwaltungsgebäude in Friedberg und Büdingen hinzu.
Im Klimaschutz schon viel erreicht, es soll noch viel mehr werden
Die Verbrauchsentwicklung aller kreiseigenen Liegenschaften in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich stetig nach unten entwickelt.
Lag der Gesamtenergieverbrauch für Wärme und Strom im Jahre 1990 bei knapp 72.000 Megawattstunden bei einer Fläche von 325.000 Quadratmetern, so wurden im Jahre 2018 knapp 47.000 Megawattstunden Gesamtenergieverbrauch gezählt bei einer Fläche von fast 413.000 Quadratmetern.
Während also die zu beheizende und mit Strom zu versorgende Fläche um 27 Prozent zunahm, nahm gleichzeitig der Energieverbrauch um 35 Prozent ab. Flächenbereinigt stellt das eine Abnahme des Energieverbrauchs um fast die Hälfte dar.
Da gleichzeitig auch fossile Energieträger wie Gas und Öl durch Holz und Biogas ersetzt wurden, hat sich die Reduktion des CO2 Ausstoßes sogar von 23.700 Tonnen im Jahr 1990 auf 9.250 Tonnen im Jahr 2018 reduziert.
Landrat Weckler: Wir wollen alle Möglichkeiten nutzen, CO2 einzusparen
„In dieser Dynamik werden wir weitere Energieeinsparungen sicherlich nicht fortsetzen können, aber es gibt noch Luft nach oben, und die wollen wir nutzen“, sagt Landrat Jan Weckler.
Beispiel: Heizölanlagen. Das Heizungskonzept sieht vor, drei Jahre vor Ablauf der maximalen Betriebszeit zu prüfen, in welcher Form ein Einsatz von regenerativen Energien für eine neue Heizung am jeweiligen Standort möglich ist.
Große Einsparmöglichkeiten sieht Landrat Jan Weckler bei den Beleuchtungssystemen, weil noch in vielen Schulen sogenannte T8-Leuchtstoffröhren im Einsatz sind. „Moderne LED-Leuchten haben einen um rund zwei Drittel niedrigeren Energiebedarf als die T8-Leuchten.
Auch gegenüber den neueren T5-Leuchten sparen die LED-Röhren noch immerhin etwa 56 Prozent Energie ein. Das drückt sich auch in Euro und Cent aus. Die Kostenminderung bei zehn Leuchten pro Klassenraum beträgt 117,50 Euro pro Jahr.
Bei Investitionen für zehn LED-Lampen von 300 Euro hat sich die neue Beleuchtung in weniger als drei Jahren amortisiert. Deshalb werden wir jetzt Zug um Zug die Beleuchtungen ersetzen, dies aber mit Priorität in Verbindung mit notwendigen Raumsanierung.
Gerade die Frage der Beleuchtung zeigt zudem beispielhaft, dass Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit keine Gegensätze sein müssen. Im Gegenteil: viele klimaförderliche Maßnahmen rechnen sich auch wirtschaftlich“, macht Weckler deutlich.
„Unsere Klimaschutzziele sind ambitioniert, und sie fordern von allen Beteiligten auch viel Verantwortungsbewusstsein. Denn der menschliche Faktor spielt auch beim Energieverbrauch eine große Rolle. Deshalb setzen wir auch auf Bildung in Sachen Klimaschutz.
So werden wir auch unser Projekt „Klima-Experten“ fortsetzen. Hier werden Grundschulkinder ökologisch zu Klima-Experten ausgebildet – und das in Kooperation mit Schülerinnen und Schülern unserer beruflichen Schulen“, so abschließend Landrat Jan Weckler.