Ersatz-Tafeln in Friedberg eingestellt

Der Vorsitzende der Tafel Peter Radl (links) und Friedrich Wilhelm Durchdewald bei der Ãœbergabe der Geld- und Sachspenden.
FRIEDBERG. - Nachdem die „Tafel Friedberg“ am 18. März coronabedingt geschlossen wurde, gab es vielfältige Überlegungen, wie dennoch ein adäquates Lebensmittelangebot für Bedürftige geschaffen werden könne.
Zunächst organisierte der Dorheimer Bäckermeister Tobias Ulrich eine Ausgabestelle im Dorheimer Bürgerhaus. Nachfolgend holte Friedrich Wilhelm Durchdewald bei Bürgermeister Dirk Antkowiak die Genehmigung ein, den Zaun des Stadtbauamts als „Gabenzaun“ nutzen zu dürfen.
Den nahm er am 1. April „in Betrieb“ (wie berichtet). Am 6. April öffnete noch die „Ersatztafel“ Stadthalle, für die Nicole Schreier verantwortlich zeichnete.
Für den Gabenzaun meldeten sich in kurzer Zeit mit Stephanie van der Linden, Lana Schiffner, Ulrike Kopp und Nicole Müller vier engagierte Frauen, um die Bestückung und das Abräumen des Zauns sowie die Spendenorganisation zu unterstützen.
Ihnen sei er für die tolle Unterstützung besonders dankbar, so Durchdewald. Alle hätten gerne noch weiter gemacht, da ihnen dieser Einsatz für Bedürftige Freude und Genugtuung bereitet habe.
Auf ein ähnlich engagiertes Team konnte nach eigenem Bekunden Nicole Schreier mit den Bediensteten der Stadthalle setzen. Auch sie sei allen sehr dankbar, da sie hier Aufgaben zusätzlich zu ihrem normalen Arbeitsablauf übernommen hätten und mit Herzblut dabei gewesen seien.
Diese Freude am sozialen Einsatz wurde zumindest begünstigt durch nette und teilweise rührende Begegnungen, wie die mit einem Bedürftigen, der die Stadthalle einige Male besuchte, dann selbst Hundefutter und Klopapier mitbrachte und mit den Worten: überreichte „Ihr gebt mir – ich möchte Euch auch was zurückgeben“.
Das sei ein totaler Gänsehautmoment gewesen, so Schreier. Ähnlich ging es am Gabenzaun, als eine Spenderin eine große Tasche mit Hundefutter mit einer Begleitkarte an den Zaun hängte, in dem sie mitteilte, dass ihre Fellschnauze eingeschläfert werden musste, und nun das Futter einem anderen Hund dienen möge.
Ebenso rührend war eine Tüte voller, von Kinderhand handbemalter Osterpäckchen, die alle mit „Frohe Ostern“ beschriftet waren. Zudem berichtete Nicole Schreier, dass sich die die Jugendorganisation Khuddam-ul-Ahmadiyya mit großzügigen Lebensmittel-Spenden als Glaubensgemeinschaft engagiert habe.
Neben Lebensmittel- und Hygieneartikel-Spenden berichten Nicole Schreier und F. W. Durchdewald sehr gerne über weitere Spenden, wie eine Kiste voll Playmobil-Figuren (Spielwarenladen „Katies Spielewelt“), selbstgenähte Mundbedeckungen (von Frau Vera Richter) und Duschcreme-Spenden (Lisa Parfum & Kosmetik), Geldspenden von „Blumen-Kai“ Späth, den Firmen Safetec, Eis-Cafe Cortina, Versicherungsagentur Galster und Krug, der Gynäkologin Soyaslan-Schäfer, dem Friseursalon Sister‘ Act und Ute Schram.
Am Gabenzaun gab es zudem einen regen Austausch an Kleidung. So wurde viel gut erhaltene, in Einzelfällen noch mit Preisschild versehene, Kleidung an den Zaun gehängt. Dass es dabei auch negative, weil verschmutzte oder zerrissene, Beispiele gab, ist offenbar nicht zu vermeiden.
Auch die Erfahrung, dass Einzelpersonen in unverhältnismäßigem Maße Lebensmittel „abräumten“ war keine der positiven, so Durchdewald. Das habe ihn und sein Team sehr geärgert. In einigen Fällen habe das durch Präsenz verhindert werden können.
Durchdewald weiter: Am Montagvormittag habe er die übrig gebliebenen Lebensmittel von Gabenzaun und Stadthalle eingesammelt und, nach vorheriger Absprache mit dem Tafel-Vorsitzenden Peter Radl, zur Tafel gebracht.
200 Euro der überlassenen Geldspenden für den Gabenzaun seien nicht mehr sinnvoll einzusetzen gewesen. Die habe er, nach Rücksprache mit den Spendern, ebenfalls an die Tafel übergeben. Alle anderen Geldspendern sei die Verwendung ihrer Gelder durch Übersendung der Original-Einkaufsbelege nachgewiesen worden.
Insgesamt sei diese Aktion viel mehr als eine „Ersatztafel“ gewesen – sie habe gezeigt, dass die Friedberger zusammenhalten und man sich aufeinander verlassen könne. Da könne man nur dankbar sein, urteilten Nicole Schreier und F. W. Durchdewald abschließend.