Der Wetteraukreis als Konzern (2. Teil): Landrat stellt 22. Beteiligungsbericht vor
WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Der Wetteraukreis ist an 44 Kapitalgesellschaften, Verbänden, Eigenbetrieben und Stiftungen beteiligt. Die Beteiligungen sind in den Bereichen Ver- und Entsorgung, Verkehr, Wirtschaft, Touristik, Gesundheit, Soziales und Natur aktiv.
Der Beteiligungsbericht 2019, den Landrat Jan Weckler dem Kreisausschuss vorgelegt hat, macht deutlich, dass der Wetteraukreis längst über die Funktion einer Kreisverwaltung im klassischen Sinne hinausgewachsen ist.
„Landkreise haben in den letzten Jahren konzernartige Strukturen entwickelt.“ Wo und wie der Wetteraukreis beteiligt ist, das werden wir in einer sechsteiligen Serie vorstellen. Alle Zahlen basieren auf den geprüften Jahresabschlüssen des Jahres 2019.
Teil 2 – Eigenbetriebe
Der Wetteraukreis hat zwei Eigenbetriebe:
- den Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises
- und den Eigenbetrieb Informationstechnologie des Wetteraukreises
Eigenbetriebe sind wirtschaftlich und organisatorisch selbstständige Unternehmen. Rechtlich sind sie unselbstständig. Sie stellen ein aus dem Kreishaushalt ausgegliedertes Sondervermögen dar.
Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises
Die längste Erfahrung als Eigenbetrieb hat der Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises (AWB), der für 24 Kommunen im Wetteraukreis die Abfallentsorgung organisiert (Bad Vilbel organisiert diese in eigener Regie).
Der AWB wurde bereits 1993 gegründet, Betriebsleiter ist Dr. Jürgen Roth. Die Umsatzerlöse des Abfallwirtschaftsbetriebes liegen im Jahr 2019 bei rund 15,9 Mio. Euro, deutlich weniger als noch bei Gründung des Eigenbetriebes vor fast 30 Jahren, da waren es noch rund 20 Mio. Euro.
Was bei jedem Privatunternehmen die Alarmglocken läuten ließe, ist hier insbesondere für die Bürgerinnen und Bürger von großem Vorteil.
Niedrigere Umsatzerlöse bedeuten nämlich auch niedrige Müllgebühren und da hat der Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises eine hervorragende Entwicklung in den vergangenen Jahren gemacht.
Anders als in vielen anderen Lebensbereichen gingen die Gebühren für die Abfallentsorgung nach unten. Derzeit liegen sie bei 269 Euro pro Tonne Haus- oder Sperrmüll. Bioabfall schlägt mit 109 Euro pro Tonne zu Buche und Grünabfall mit 70 Euro.
Anfang der 90er Jahre war man noch auf einem ganz anderen Weg. Mit einer starken Abhängigkeit von einem Entsorger in Nordhessen drohten die Abfallgebühren in der Wetterau zu explodieren. Mit dem Bau der Mechanisch Biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) ist Ruhe eingekehrt.
Aus Abfall wurden Wertstoffe, die aufwändig aus dem Hausmüll gesiebt und vermarktet werden. Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises ist mit anderen Kommunen zu einem leistungsstarken Anbieter von Rohstoffen zum Wohle der Verbraucherinnen und Verbraucher geworden.
„Was wir an Gebühren nicht einnehmen müssen, um kostendeckend zu arbeiten, erhöht die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger“, betont Abfallwirtschaftsdezernent Matthias Walther.
Der Wetteraukreis ist über den Abfallwirtschaftsbetrieb an drei weiteren Unternehmen beteiligt, die Aufgaben im Bereich der Entsorgung wahrnehmen. So ist die Wetterauer Entsorgungsanlagen GmbH (WEAG) hundertprozentige Tochter des AWB.
Aufgabe der WEAG ist die Projektierung, Planung, der Bau, die Finanzierung und die Vermarktung von Anlagen zur Verwertung, Behandlung und sonstigen Entsorgung von Abfällen.
Zu 51 Prozent ist der AWB an der Kompostierung Wetterau beteiligt. Andere Gesellschafter sind die Wetterauer Agrar Service GmbH, die HBV Landwirtschaftliche Beteiligungs GmbH und der Regionalbauernverband Wetterau e.V.
Die Aufgabe der Gesellschaft ist die Herstellung und Vermarktung von Kompost aus getrennt gesammelten Küchen- und Gartenabfällen.
Schließlich sind Abfallwirtschaftsbetrieb und HBV Landwirtschaftliche Beteiligungsgesellschaft zu gleichen Teilen Eigner der Oberhessischen Recyclingdienste GmbH.
Die 1996 gegründete Gesellschaft organisiert und betreibt die geordnete Anwendung, Überwachung und Dokumentation der Verwertung von Klärschlämmen auf landwirtschaftlichen Flächen.
Eigenbetrieb Informationstechnologie des Wetteraukreises
Im Jahr 2004 wurde der Eigenbetrieb Informationstechnologie des Wetteraukreises gebildet. Das Team des Eigenbetriebs WEBIT umfasst 21 Mitarbeiter, davon drei Auszubildende. Unter Leitung von Dieter L. Krach werden Dienstleistungen auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie erbracht.
Die wichtigsten Kunden sind die Kreisverwaltung, das Gesundheitszentrum Wetterau mit seinen Krankenhäusern, die Eigenbetriebe und die Kommunen Büdingen, Rockenberg und Hirzenhain.
Durch Kooperationen mit Partnern wie z.B. die THM Gießen-Friedberg, der OVAG oder der ekom21-KGRZ wird die Informationstechnologie kostengünstig betrieben und technisch auf dem neuesten Stand gehalten.
WEBIT treibt die Digitalisierung der Kreisverwaltung und seiner Kunden voran. „Wir schaffen eine virtuelle Kreisverwaltung in der an den Arbeitsplätzen keine PCs, sondern nur Terminals stehen.
Die gesamte IT wurde dazu umfassend auf die Server im Rechenzentrum der Kreisverwaltung verlagert. In den Büros stehen nur noch Ein- und Ausgabegeräte, also Tastaturen und Drucker.“