Kreis veröffentlicht Statistik zur Beschäftigung von Schwerbehinderten
WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Schwerbehinderten Menschen eine berufliche Heimat bieten: Diesem Ziel hat sich der Wetteraukreis als Arbeitgeber bereits seit vielen Jahren verschrieben.
Das bestätigt auch die aktuelle Statistik zur Beschäftigung von Schwerbehinderten in der Kreisverwaltung. Doch die Pandemie birgt für Menschen mit Behinderung nach wie vor große Herausforderungen, die gemeinsam gelöst werden müssen.
Die jüngst erhobenen Zahlen zeigen es: Der Wetteraukreis ist ein inklusiver Arbeitgeber. Landrat Jan Weckler erklärt: „Nach den gesetzlichen Vorgaben hätten wir 66 Stellen mit Menschen mit Schwerbehinderung besetzen müssen. Tatsächlich können wir sogar 125 schwerbehinderten Menschen einen Arbeitsplatz bieten.“
Somit überschreitet der Wetteraukreis die gesetzlich vorgeschriebene Quote von fünf Prozent wie bereits in den vergangenen Jahren deutlich. Das Sozialgesetzbuch schreibt vor, dass private und öffentliche Arbeitgeber mit mehr als 20 Arbeitsplätzen Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen müssen.
Ansonsten müssen Ausgleichsabgaben bezahlt werden, die wiederum genutzt werden, um Fördermaßnahmen für Menschen mit Behinderung zu finanzieren.
Als schwerbehindert gelten Menschen mit einem Behinderungsgrad ab 50. Das heißt jedoch nicht unbedingt, dass man ihnen ihre Behinderung ansieht: Beispielsweise können auch schwere Fälle von Migräne, ein schlimmer Bandscheibenvorfall oder Diabetes zu einer Schwerbehinderung führen.
„Leider haben Menschen mit Handicap oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Zu Unrecht: Sie sind genauso motiviert und leistungsfähig wie andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, betont Landrat Weckler.
„Deshalb möchte ich Betriebe und Unternehmen in der Wetterau ausdrücklich dazu ermutigen, Schwerbehinderte in ihren Teams willkommen zu heißen.“
Kurzinterview mit Ilona Maier, Schwerbehindertenvertretung des Wetteraukreises
Vielen Behinderten erschwert die Pandemie nach wie vor den Arbeitsalltag. Das erlebt auch Ilona Maier, Schwerbehindertenvertretung des Wetteraukreises, bei ihrer täglichen Arbeit.
Die Auswirkungen der Pandemie auf das Arbeitsleben sind enorm. Was bedeutet das für die Lebensrealität und den Arbeitsalltag schwerbehinderter Menschen?
Ilona Maier: Das war für Menschen mit Schwerbehinderung teils eine besondere Herausforderung, denn für sie ist ein strukturierter Tag oft das A und O. Da hat es beispielsweise geholfen, wenn das Arbeiten von Zuhause aus schnell und unkompliziert möglich gemacht wurde – und man sich so eine neue Routine schaffen konnte.
Was kann getan werden, um schwerbehinderte Menschen zu unterstützen?
Ilona Maier: Es ist gut, dass wir die gesetzliche Quote bei den Einstellungen übererfüllen. Genauso wichtig ist es aber, als Arbeitgeber auch darüber hinaus für Menschen mit Behinderung ansprechbar zu bleiben und ein offenes Ohr zu haben.
Das tun wir beispielsweise in Form von sogenannten BEM-Gesprächen (Betriebliche Eingliederungsmanagement). Dabei wird etwa geschaut, wie das Arbeitsumfeld und die Arbeitsbedingungen möglichst unterstützend gestaltet werden können.
Wie können andere Arbeitgeber dazu ermutigt werden, mehr Menschen mit Handicap einzustellen?
Ilona Maier: Wichtig ist, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass Menschen mit Schwerbehinderung fleißige, loyale und verlässliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Deshalb ist mein Appell an alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber: Geben Sie ihnen eine Chance, sich zu beweisen!