NEWS

Was ein Haushaltsplan mit Heimat zu tun hat

Mitarbeiter aus Rathaus und Bauhof präsentieren den Haushaltsplanentwurf der Gemeinde Wölfersheim für die Jahre 2020/2021. Foto: Sebastian Göbel

WÖLFERSHEIM. - Über Investitionen von mehr als 22 Millionen Euro werden die Parlamentarier der Wölfersheimer Gemeindevertretung in den nächsten Wochen beraten.

Am vergangenen Montag brachte Bürgermeister Eike See den Doppelhaushalt 2020/2021 in die Gemeindevertretung ein. Auch bei umfangreichen Investitionen und gestiegenen Kosten kommt er ohne Gebührenerhöhung aus.

Wie üblich brachte See den Haushaltsplan mit einer Haushaltsrede ein, doch diese begann etwas ungewöhnlich. Er blickte dabei auf eine Lesung mit Herbert Meyer und Gerd Wächter zurück.

Darin stellten sie den Zuhörern die Frage: Was beutetet für Sie Heimat? "Jeder von uns beantwortet diese Frage anders.

Wir alle hier haben aber einen gemeinsamen Nenner, den wir als unsere Heimat bezeichnen: Unsere Gemeinde, unser Wölfersheim.

Wenn ich jetzt in die Runde frage, welcher Ort speziell Ihnen wichtig ist, kommt wahrscheinlich von jedem eine andere Antwort", so See, der einige Beispiele aufzählte und so den Bogen zur Haushaltsplanung spannte.

"In Wölfersheim wohnen rund 10.000 Menschen, und wahrscheinlich kommen mehrere hundert Orte zusammen, die wichtig sind und um die wir uns als Gemeinde kümmern dürfen.

Und genau diese Tatsache ist für mich und mein Team die große Herausforderung bei der Haushaltsplanaufstellung gewesen.

Wir haben uns ganz bewusst die Frage gestellt, was ist für uns Heimat, was macht die Gemeinde Wölfersheim aus und wie können wir sie in den nächsten Jahren weiter entwickeln, so dass möglichst viele davon profitieren werden."

Neue Turnhalle in Södel

Wölfersheim ist einer der großen Schulstandorte in der Wetterau und arbeitet eng mit den beiden Schulen und dem Kreis zusammen. Täglich besuchen mehr als 350 Kinder die Grundschule in Södel und treiben hier natürlich auch Sport. 

Neben der Schule wird die Halle bereits heute von sechs Vereinen aus drei Ortsteilen genutzt und ist in den Wintermonaten an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Die Halle verbraucht so viel Energie wie die größere Singberghalle in 5 Jahren.

Die Gemeinde hat das Gebäude intensiv untersuchen lassen. "Wir wollten wissen, was müssen wir machen, um die Turnhalle energetisch, räumlich und auch optisch zu ertüchtigen. Das Ergebnis ist eindeutig. Eine Ertüchtigung der Turnhalle macht keinen Sinn", berichtet der Bürgermeister.

4.000.000 Euro müssten aufgrund mangelnder Statik, schlechter Dämmung, veralteter Heizanlage und in die Jahre gekommener Ausstattung in die Hand genommen werden, um die Halle zu sanieren.

Im Jahr 2016 wurde in Hungen eine neue Dreifeldsporthalle eingeweiht, der Preis belief sich auf 3,8 Mio Euro. Aufgrund dieser Tatsache empfiehlt der Gemeindevorstand, eine neue Halle oberhalb des Sportplatzes zu errichten. Der Wetteraukreis hat sich zu einer Ko-Finanzierung bereiterklärt.

"Auf diesem Weg könnten wir gemeinsam mit dem Kreis den Schulstandort weiter qualitativ aufbessern und mehrere hundert Wölfersheimer Sportler fördern", fasst See zusammen.

Auf dem Singberg will man ebenfalls aktiv werden. Der Kunstrasenplatz ist mittlerweile 20 Jahre alt und abgenutzt. Die Erneuerung des Platzes kommt ebenfalls wieder sowohl den Schülern, als auch allen Fußballvereinen und dem Football-Verein zugute.

Vereins Investitionsprogramm

"Da in unserer gemeindeeigenen Infrastruktur das Vereinsleben aller Ortsteile stattfindet und unsere Vereine, vollkommen zu Recht, immer wieder als Rückgrat unserer Gesellschaft bezeichnet werden, haben mein Team und ich uns dazu entschieden, das erste offizielle Wölfersheimer Vereins-Investitionsprogramm (kurz VIP) in unseren Investitionsplan aufzunehme", berichtet See.

Neben dem Neubau der Södeler Turnhalle und des Wölfersheimer Kunstrasenplatzes befinden sich folgende Punkte im Programm:

- die Renovierung des Vereinsheims in Melbach,

- die Erweiterung des Melbacher Übungsplatzes samt neuer Flutlichtanlage und einem neuem Ballfangzaun für den Hauptplatz,

- die Renovierung des Vereinsheims in Wohnbach,

- eine Akustikdecke für die Turn- und Sporthalle in Wohnbach, (Fertigstellung bis zum 1250-jährigen Ortsjubiläum),

- die energetische Dachsanierung und eine Jalousieanlage in der Mehrzweckhalle Berstadt,

- neue, energetisch optimale Fenster für den Berstädter Glaspalast und

- eine Jalousieanlage in der Wetterauhalle.

Natürlich finden Sie neben all diesen VIP-Projekten auch noch Investitionen für laufende Instandhaltungen und Neuanschaffungen für Geräte, die in unseren Gemeinschaftshäusern benötigt werden.

Schwerpunkt Feuerwehr

Neben den  Schulen und Vereinen hat man erneut einen Schwerpunkt auf die Feuerwehr gelegt. 25.000 Euro sind  im Haushaltsplan für verschiedene Baumaßnahmen und den Erwerb von Kleingeräten für alle Wehren eingeplant. 400.000 Euro will man in einen neuen Rüstwagen für die Wölfersheimer Feuerwehr investieren.

Die größte geplante Investition ist der Neubau des gemeinsamen Gerätehauses für die Södeler und Melbacher Kameraden. Hierfür sind 3.000.000 Euro eingeplant.

"Ich freue mich sehr darauf, in der nächsten Bauausschusssitzung erstmals, die mit dem Kreis- und Gemeindebrandinspektor abgestimmten Pläne des neuen Gerätehauses präsentieren zu können.

Ich verspreche nicht zu viel, wenn ich Ihnen schon heute sage, dass das neue Gerätehaus beide Ortsteile im Bereich des Brandschutzes hervorragend aufstellen wird", ist See überzeugt. Wenn das neue Gerätehaus steht, sollen entsprechende Fahrzeuge angeschafft werden.

Hochwertige Kinderbetreuung

"Eine hochwertige Kinderbetreuung ist uns allen wichtig! Aus diesem Grund investieren wir auch in den nächsten beiden Jahren wieder kontinuierlich in den Ausbau unserer Kindergärten", so See.

Im Haushaltsplan findet man Mittel für den Umbau der alten Apotheke zu einer zweigruppigen Einrichtung. Man findet die Mittel für die Erweiterung der Kinderstube am Weißen Turm und darüber hinaus 125.000 Euro für verschiedene weitere Baumaßnahmen im Bereich der Kindergärten.

Feldwegeprogramm

Die Wetterau ist landwirtschaftlich geprägt und von vielen Feldwegen durchzogen. Diese Wege bilden zudem die Basis für das umfassende Radwegenetz der Region. Vor einigen Jahren wurde ein umfangreiches Feldwegeprogramm gestartet, das nun fortgeführt werden soll.

In den nächsten Jahren soll eine halbe Million Euro zur Verfügung stehen. Jährlich sollen somit 100.000 Euro in die Instandhaltung investiert werden. 

Wasserqualität

Das touristische Highlight in Wölfersheim ist ohne jeden Zweifel der Wölfersheimer See. Da leider immer noch nicht die Ergebnisse der Wasseruntersuchungen zugegangen sind, konnte man  dieses Jahr nicht über die Verbesserung der Wasserqualität in den Gremien reden.

Damit ist das Thema allerdings nicht in Vergessenheit geraten. Auch für die nächsten beiden Jahre findet man  finanzielle Mittel im Haushaltsplan, um das ökologische Gleichgewicht im See zu verbessern.

Bezahlbarer Wohnraum

Wie Bürgermeister See berichtet ist der Verkauf der Grundstücke im Neubaugebiet eine der meistgestellten Fragen an ihn. Aufgrund voller Auftragsbücher und noch offener Abstimmungen mit Hessen-Mobil zum Thema Ausfahrt auf die Kreisstraße verzögert sich der Verkauf der Grundstücke leider. Für das nächste Jahr ist der Verkauf allerdings fest eingeplant.

"Hier können wir in den nächsten Monaten die Grundlage dafür schaffen, dass weiterhin sowohl Einheimische als auch Menschen von außerhalb günstigen Wohnraum bei uns finden können.

Besonders freue ich mich darüber, dass sich bereits heute schon ortsansässige Unternehmer und Privatpersonen dazu bereiterklärt haben, rund 50 bezahlbare Mietwohnungen im Ortsteil Södel zu errichten." zeigt sich der Rathauschef angetan.

Ergänzt werden soll dieses Angebot im Ortsteil Melbach. Hier könnten mit Hilfe des Büros GSW weitere fast 50 Wohneinheiten geschaffen werden. GSW führt gerade Gespräche mit zwei ortsansässigen Firmeninhabern, die dieses Projekt stemmen möchten.

"Wir als Gemeinde und ich als Bürgermeister werden hier jede Unterstützung geben, die notwendig ist", sichert See zu. Mehr dazu soll im Laufe der Ausschusssitzungen zur Beratung des Haushaltsplanes vorgestellt werden.

Umweltschutz

Auch das Thema Umweltschutz kommt im Haushalt nicht zu kurz. Neben der erwähnten Verbesserung der Energiebilanz der Turnhalle Södel und der Verbesserung der Wasserqualität im See steht der Austausch der Heizzentrale für die größte zusammenhängende Mieteinheit der Gemeinde in der Biedrichstraße an.

Die Mittel für ein Blühwiesenkonzept sind zwar vergleichsweise gering, allerdings nicht weniger wichtig. Das Schöne bei diesem Thema ist, so See, dass man hier schon mit einem vierstelligen Betrag viel erreichen kann.

Was nicht mit ein paar tausend Euro erledigt ist, ist der Umbau des Außengeländes des Bahnhofes. "Wenn wir das Bahnfahren in Wölfersheim attraktiv machen wollen, wenn wir den Mensch aus dem Auto heraus in die Bahn bringen wollen, wenn wir etwas Gutes für unsere pendelnden Bürger und gleichzeitig für die Umwelt machen möchten, da sind wir uns, denke ich, alle einig, müssen wir zwingend das Außengelände des Bahnhofes umgestalten." Die Mittel dazu stehen ebenfalls im Haushaltsplan bereit.

Rathaus und Personal

"Unsere Projekte sind vielfältig, anspruchsvoll und zweifelsohne auch zahlreich. Mein Team ist motiviert und soll es auch bleiben." lobt der Bürgermeister. Teilweise sitzen aber bis zu acht Mitarbeiter in zwei Büros.

Parallel werden dann Gespräche mit Mietern, Handwerkern, Hausmeistern, Bürgern, die einen Bauplatz kaufen wollen, und Hinterbliebenen, die Fragen zu einer Bestattung haben, geführt. Die Lautstärke in solchen Situationen ist extrem, und Diskretion ist oft nur schwer bis gar nicht einhaltbar.

Aus diesem Grund findet man im Haushaltsplan auch eine Investitionsnummer für einen Umbau im Rathaus. Die Büroräume sollen neu strukturiert werden. Damit die Mitarbeiter Bauprojekte schneller und kostengünstiger realisieren können, sollen Gebäudepläne digitalisiert werden.

Ebenfalls will man ein Dokumentenmanagementsystem erweitern, und die Vorbereitungen für das Onlinezugangsgesetz müssen geschaffen werden. Für all diese Projekte benötigt man natürlich Personal.

Im Haushaltsplan findet man daher neue Stellen für den neuesten Kindergarten, die Kita Löwenherz, die zum neuen Kita-Jahr fertig sein soll und auch neue Mitarbeiter für den Bauhof.

Was ist Heimat?

"Die Frage welcher Ort oder was genau für jeden einzelnen Wölfersheimer wichtig ist, kann weder mein Team noch ich in einem Satz oder in einer Rede beantworten.

Was wir allerdings machen können ist, mit unserem täglichen Handeln daran zu arbeiten, dass sich möglichst viele Wölfersheimer bei uns wohl fühlen und gerne hier leben.

Mit dem Doppelhaushalt 2020/2021 schaffen wir die Grundlage dafür. Egal ob KITA-Kind oder Erziehunsgberechtigter, ob Schüler oder Rentner, ob Vereinsmensch oder Landwirt, ob Feuerwehrmann oder Fahrradfahrer, wir haben an alle gedacht und den Haushalt auch dementsprechend aufgebaut", leitet See den Abschluss seiner Rede ein.

Trotz Investitionen von mehr als 20.000.000 Euro in zwei Jahren sei Wölfersheim immer noch eine der günstigsten Kommunen bei der Grundsteuer für bebaute Grundstücke. So entlaste man finanziell alle Wölfersheimer, egal ob Mieter oder Immobilieneigentümer.

Bedanken könne man sich an dieser Stelle bei allen Unternehmen vor Ort. "Ohne unsere ortsansässigen Firmen und deren Gewerbesteuerzahlungen könnten wir nicht mal ansatzweise das leisten, was wir in den nächsten beiden Jahren vor uns haben.

Die weit mehr als 2.000 Arbeitsplätze in unserer Gemeinde sind aber nicht nur gut für unsere Gemeindekasse, sie bringen auch Wohlstand in unsere Haushalte und in die Haushalte unserer Region. Bildung und Wohlstand sind zwei wichtige Antworten gegen Extremismus und politische Irrwege.

Lassen Sie uns daher auch in Zukunft daran arbeiten, dass den Wölfersheimerinnen und Wölfersheimern unsere Gemeinde und nicht scheinbare politische Alternativen weiterhin wichtig ist, dass wir alle gerne hier leben und dass wir unsere Gemeinde gerne als unsere Heimat bezeichnen", schließt See mit einem Glück Auf! ab.

Der Haushaltsplan wurde zur weiteren Beratung in die Fachausschüsse verwiesen, die sich intensiv mit den entsprechenden Themen auseinandersetzen werden.

Im Anschluss wird die Gemeindevertretung dann abschließend über den Haushalt beraten. Die Termine wird die Gemeinde online und über die amtlichen Bekanntmachungen veröffentlichen.