Ukraine-Krieg: Wetteraukreis schafft 1.000 Plätze in Notunterkünften
Einsatzbefehl aus dem InnenministeriumWETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Der Einsatzbefehl aus dem hessischen Innenministerium erreichte Landrat Jan Weckler in der Nacht zum heutigen Mittwoch. Gemäß § 5 Abs. 3 des Hessischen Brand- und Katastrophenschutzgesetzes lautet der Einsatzbefehl für die Untere Katastrophenschutzbehörde des Wetteraukreises wie folgt:
„Nach einer Darstellung der aktuellen Lage mit dem Hinweis, dass in den nächsten Tagen mit einem weiteren Zustrom von geflüchteten Personen aus der Ukraine zu rechnen sei, sollen die Unterbringungskapazitäten der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen (EAEH) in Gießen kurzfristig durch vier Notunterkünfte im Umfang von jeweils 1.000 Plätzen verstärkt werden.
Diese müssen von den vier benachbarten Kreisen Wetterau, Vogelsberg, Hochtaunus und Marburg-Biedenkopf im Wege der Amtshilfe errichtet und betrieben werden.
Die Belegung und Führung der Einrichtung erfolgt durch die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen (EAEH). Die Kosten übernimmt das Land Hessen.
Konkret heißt das, dass der Landrat des Wetteraukreises als Untere Katastrophenschutzbehörde im Auftrag des Landes Hessen bis zum nächsten Samstag, 12. März 2022, um 14 Uhr, eine kommunale Notunterkunft für bis zu 1.000 Personen einzurichten hat.
Die kommunalen Notunterkünfte sind für die vorübergehende Unterbringung von Personen vorgesehen, die in der EAEH ausländerrechtlich erfasst und bei Bedarf medizinisch erstversorgt werden (einschließlich Impfung) und im weiteren auf Grundlage des Hessischen Landesaufnahmegesetzes den Kommunen zugewiesen werden.
1.000 Plätze binnen 72 Stunden
„Das Land hat uns angewiesen, die Unterbringung von bis zu 1.000 Flüchtlingen sicherzustellen.
Da der Wetteraukreis außerhalb der Schulen in der Regel über keine eigenen Immobilien verfügt und es im Kreisgebiet keinen Messestandort oder ähnliches gibt, kommen nur größere Schulturnhallen in Frage“, erläutert Landrat Jan Weckler.
Nach Begutachtung mehrerer Standorte stellte sich das Schulzentrum in Nidda als einziger Standort für die Schaffung der Notunterkunft heraus.
„Wir haben hier zwei große Dreifeld-Sporthallen in fußläufiger Entfernung, ein Bürgerhaus und genügend Freiflächen, um Sanitär- und Lagercontainer sowie Zelte zu errichten und Gerätschaften zu lagern.
Diese Bedingungen gibt es an keinem anderen Standort im Wetteraukreis, der binnen der vorgegebenen Zeit von etwa 72 Stunden auch hergerichtet werden kann“, begründet der Landrat.
Von Staatssekretär Stefan Sauer war Landrat Jan Weckler bereits am Dienstag telefonisch über den zu erwartenden Einsatzbefehlt informiert worden. Am heutigen Mittwoch konnte man somit nach Eingang des Befehls bereits mit der weiteren und konkreten Planung für den Aufbau der Notunterkunft beginnen.
Die sofortige Nutzung der Hallen als Notunterkunft hat natürlich Auswirkungen auf die Schulen sowie die Vereine. Direkt nach der Sitzung des Krisenstabs hat Landrat Weckler daher Bürgermeister Hans Peter Seum sowie das Staatliche Schulamt und die Leitungen der betroffen Schulen persönlich informiert.
„Hier gab es von allen Seiten viel Verständnis. Der Schul- und Vereinssport muss während der Unterbringung der Flüchtlinge deshalb leider soweit möglich auf andere Hallen ausweichen oder gegebenenfalls auch ausfallen.
Wir bedauern sehr, dass diese Einschränkungen für Schulen und Vereine notwendig werden, aber wir befinden uns in einer akuten humanitären Notsituation“, wirbt Landrat Jan Weckler mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und die menschlichen Schicksale um Verständnis.
Im Krisenstab Ukraine geht man im Friedberger Kreishaus derzeit davon aus, dass die Flüchtlinge nur wenige Tage in den jeweiligen Erstaufnahmeeinrichtungen bleiben werden.
Laut Einsatzbefehlt sind die kommunalen Notunterkünfte für die vorübergehende Unterbringung als Ergänzung zu den bisherigen Standorten der EAEH eine Art ‚Überlaufbecken‘ vorgesehen.
Zunächst wird sich die Untere Katastrophenschutzbehörde um die Flüchtlinge und den Betrieb der Notunterkunft kümmern. Mit der Eröffnung der Notunterkunft in Nidda am kommenden Wochenende wird der Wetteraukreis daher perspektivisch auch den Betrieb der bisherigen zentralen Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der Ukraine in Friedberg (Sporthalle Am Seebach) einstellen.
Unabhängig von der Einrichtung der Notunterkunft werden über die Wohnungsbörse des Wetteraukreises weiterhin abgeschlossene Wohneinheiten und Häuser für Flüchtlinge gesucht und vermittelt."
Weitere Informationen und Ansprechpartner für weitere Anliegen rund die um die Ukraine-Hilfe stehen auf der Webseite des Wetteraukreises zur Verfügung: Wetteraukreis: Ukraine-Hilfe