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Neues Lohn-Minimum bringt Kaufkraft von 41 Millionen Euro pro Jahr

Mehr im Portemonnaie: BeschÀftigte in Hotels, GaststÀtten, BÀckereien und Fleischereien profitieren besonders, wenn der Mindestlohn auf 12 Euro steigt. Die Gewerkschaft NGG fordert die neue Bundesregierung dazu auf, die geplante Erhöhung möglichst rasch auf den Weg zu bringen. Foto: Alireza Khalili / NGG

26.800 Menschen im Wetteraukreis profitieren von 12 Euro Mindestlohn + + + Gewerkschaft NGG: Ampel soll Erhöhung rasch auf den Weg bringen

WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Wer wenig verdient, könnte schon bald erheblich mehr im Portemonnaie haben: Die AmpelKoalition in Berlin plant einen deutlich höheren gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde – 2,40 Euro mehr als bislang.

Allein im Wetteraukreis wĂŒrden davon 26.820 Menschen profitieren – das sind 19 Prozent aller BeschĂ€ftigten im Landkreis. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-GaststĂ€tten (NGG) hin und beruft sich auf eine Analyse des Pestel-Instituts aus Hannover.

Danach arbeiten im Wetteraukreis derzeit 5.940 BeschĂ€ftigte zum Mindestlohn von aktuell lediglich 9,60 Euro pro Stunde. Weitere 20.880 Menschen liegen zwar darĂŒber, verdienen aber trotzdem weniger als 12 Euro.

„Die versprochene Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro ist ein Meilenstein. Damit werden in der Region die Einkommen vieler BeschĂ€ftigter deutlich steigen – insbesondere in Hotels, GaststĂ€tten, BĂ€ckereien oder Fleischereien.

Sie arbeiten hĂ€ufig zu Löhnen, die zum Leben nicht reichen – auch weil Unternehmen ausgehandelte TarifvertrĂ€ge unterlaufen“, sagt Andreas Kampmann, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der NGG-Region Nord-Mittelhessen.

Die Gewerkschaft NGG fordert die neue Bundesregierung nun auf, die Erhöhung des Mindestlohns rasch auf den Weg zu bringen. „Ziel von SPD, GrĂŒnen und FDP muss es sein, den 12-Euro-Stundenlohn in den ersten ‚100 Ampel-Tagen‘ hinzubekommen.

Vom Kellner bis zur BĂ€ckereifachverkĂ€uferin – wer jeden Cent zweimal umdrehen muss, um seine Miete bezahlen zu können, fĂŒr den zĂ€hlt jeder Monat“, betont Kampmann.

Die NGG hatte sich schon seit Jahren fĂŒr einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro starkgemacht. Die Erhöhung des Mindestlohns kĂ€me nicht nur Geringverdienern zugute, sondern auch der regionalen Wirtschaft.

Nach Angaben des Pestel-Instituts wĂŒrde die Kaufkraft im Wetteraukreis um rund 41 Millionen Euro pro Jahr steigen und den Unternehmen höhere UmsĂ€tze bescheren.

„Wer ohnehin ein eher geringes Einkommen hat, kann meist nichts davon auf die hohe Kante legen. Damit fließt fast jeder Euro, den Mindestlohn-BeschĂ€ftigte am Monatsende extra haben, in den Konsum.

Ein Großteil davon wird vor Ort ausgegeben. Beim Restaurant- oder Kinobesuch – oder, um etwas Neues fĂŒr den Haushalt anzuschaffen“, so Kampmann.

Eine krĂ€ftige Anhebung der Lohnuntergrenze sei auch mit Blick auf die aktuell hohe Inflationsrate wichtig. „Wenn der Mindestlohn schnell auf 12 Euro klettert, dann hĂ€tten BeschĂ€ftigte trotz der Preissteigerung de facto deutlich mehr in der Tasche“, erlĂ€utert der Gewerkschafter.

Der Chef der NGG-Region Nord-Mittelhessen appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, der geplanten Mindestlohn-Erhöhung in Berlin zuzustimmen:

„Dass nach einem jahrelangen Ausufern des Niedriglohnsektors Menschen wieder besser von ihrer Arbeit leben können, sollte keine Frage des Parteibuchs sein. Es ist in einem reichen Land wie Deutschland ĂŒberfĂ€llig.“