NEWS

Historische Pegelstände führen in Mittel- und Osthessen zu „Land unter“

LAND UNTER in der Büdinger Altstadt, hier im Bereich des Schlossparks, ...

... nachdem die Hainmauer gebrochen war.

Keller wurden geflutet ...

... und Autos schwammen wie Boote davon.

Die Altstadt war komplett geflutet, ...

... von Straßen nichts mehr zu sehen.

Scheunen und Ställe konnten nicht mehr trockenen Fußes erreicht werden. Fotos: mk-Presse

Landrat Jan Weckler (links) und Bürgermeister Erich Spamer (Mitte) lassen sich von Kreisbrandinspektor Lars Henrich über die Lage im Büdinger Kursana Altenheim informieren. Foto: Pressedienst Wetteraukreis

Wetteraukreis: Büdinger Altstadt komplett unter Wasser, Menschen mit Schlauchboten evakuiert

MITTEL- / OSTHESSEN. - Flüsse und Bäche traten über die Ufer und überfluteten Straßen und Plätze, Keller standen unter Wasser. „Land unter“ herrschte am heutigen Freitag vielerorts in Mittel- und Osthessen durch Regen und Schmelzwasser.

Der Regen fiel auf Schnee, der Boden darunter war gefroren und konnte kein Wasser aufnehmen, gleichzeitig sorgten die hohen Temperaturen für eine massive Schneeschmelze.

Der Regen und das Schmelzwasser zusammen sorgten dann für überlaufende Flüsse und Bäche, für überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller.

Wetteraukreis besonders betroffen

Insbesondere betroffen: Der Wetteraukreis, hier vor allem Büdingen, aber auch Nidda, Ranstadt, Ortenberg und Kefenrod. Auch im Vogelsberg, dem Main-Kinzig-Kreis und im Taunus waren die Feuerwehren im Dauereinsatz, um der Wassermassen Herr zu werden.

An vier Pegeln wurde die höchste Hochwasser-Meldestufe überschritten, teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mit. „Außergewöhnliches Hochwasser“ überflutete ebaute Gebiete und Straßen „in größerem Umfang“.

Betroffen vor allem der Vogelsberg, insbesondere an Nebengewässern der Kinzig, der Nidder und am Oberlauf der Fulda, im Taunus wurden Meldestufen überschritten. Historische Höchststände wurden im Niddergebiet an einem Nebengewässer gemessen.

Büdinger Altstadt unter Wasser

Zu rund 90 Feuerwehr-Einsätzen kam es im Main-Kinzig-Kreis bis zum Nachmittag. Besonders betroffen im Wetteraukreis ist die Stadt Büdingen.

„Eine Katastrophe“, die schlimmer sei als im Jahre 2003, nannte Büdingens Bürgermeister Erich Spamer das Hochwasser, das die Altstadt von Büdingen heimgesucht hat.

Hüfthoch stand in manchen Straßen das Wasser, viele Keller sind abgesoffen, allenthalben versuchten Einsatzkräfte der Feuerwehr die Schäden zu begrenzen.

Menschen mit Schlauchbooten und Radlader gerettet

Die hohen Wasserstände in den Straßen machten es erforderlich, dass Menschen von der Feuerwehr aus ihren Häusern evakuiert werden mussten. Schlauchboote und sogar ein Radlader wurden dazu eingesetzt.

Ein Schwerpunkt des Einsatzes der Feuerwehr war am frühen Nachmittag das Kursana Altenheim, das bis zum Erdgeschoss unter Wasser stand.

Die Gebäudetechnik ist defekt, Heizung und Elektrik gestört, das Gebäude kann vorerst nicht genutzt werden.

110 Senioren mussten evakuiert werden

Die 110 Bewohnerinnen und Bewohner mussten durch die Rettungsdienste evakuiert werden. Die bettlägerigen Patienten und Patienten wurden im Mathildenhospital in Büdingen aufgenommen.

Die gehfähigen Bewohnerinnen und Bewohner kamen zunächst einmal im Evakuierungsstützpunkt Büdingen-Lorbach unter. Vor dort wurden sie im Laufe des Nachmittags auf andere Häuser des Kursana Unternehmens verteilt.

Menschenketten befördern Akten aus dem Rathaus in Sicherheit

Dramatische Szenen auch im Büdinger Rathaus. Hier wurden Akten und Wasser in Eimern aus den überfluteten Kellern mit Menschenketten ins Freie befördert.

Ein Baustoffmarkt will im Einvernehmen mit den zuständigen Beheörden seine Filialen in Birstein, Büdingen, Glauburg und Gedern am Wochenende für alle Kunden öffnen, damit Betroffene Sand, Planen und Pumpen gegen das Hochwasser erwerben können.

Auch Nidda, Ranstadt und Keffenrod betroffen

Die Menschen in den Wetterauer Kommunen Nidda, Ranstadt und Kefenrod versuchen mit Sandsäcken ihre Häuser vor den Überschwemmungen zu schützen und bereits eingetretene Wassermassen aus den Kellern zu pumpen. In Kefenrod war die Ortsdurchfahrt blockiert und nur noch teilweise befahrbar.

Landrat Jan Weckler und Bürgermeister Erich Spamer vor Ort

Landrat Jan Weckler hat sich vor Ort zusammen mit Bürgermeister Erich Spamer ein Bild von der Lage gemacht. „Die Situation ist wirklich besorgniserregend und eine Katastrophe für die Stadt und ihre Menschen.

Unter der Einsatzleitung von Kreisbrandinspektor Lars Henrich haben wir die Feuerwehren der umliegenden Gemeinden, eine Vielzahl von ehrenamtlichen Kräften der Hilfsorganisation sowie unterschiedlichste Katastrophenschutzeinheiten einschließlich DLRG-Einheiten der Wasserrettung mobilisiert.

Großes Lob für die Einsatzkräfte

Diese sind den ganzen Tag im Einsatz, um die Schäden zu begrenzen und die Bürgerinnen und Bürger und Betroffenen des Hochwassers zu versorgen. Unter den schwierigen Bedingungen verlaufen die Einsätze sehr reibungslos und professionell“, so Landrat Jan Weckler.

Großes Lob sprach der Landrat den Einsatzkräften aus: „So wie das heute funktioniert hat, von der Sicherung der gefährdeten Häuser über die Rettung aus überschwemmten Gebäuden bis hin zur Evakuierung und Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims, das war schon wirklich großartig und zeugt von professioneller Arbeit zum Wohle der Gemeinschaft.

Dafür gebührt allen Einsatzkräften von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei bis hin zu den Katastrophenschutzeinheiten großer Dank und große Anerkennung.“

Gefahrenmeldungen auch von Rhein und Lahn

In den Einzugsgebieten von Fulda, Nidder und Kinzig ist mit weiter steigenden Pegeln zu rechnen, zumal für den morgigen Samstag weitere Regenfälle angekündigt sind.

Auch für den Rhein wie für die Lahn samt Nebenflüssen werden stark steigende Wasserstände erwartet.

Der Deutsche Wetterdienst kündigte für das Wochenende vorwiegend in Südhessen teils anhaltenden und kräftigen Regen an. Wegen steigender Temperaturen werde in den Hochlagen außerdem der Schnee weiter tauen und so weiter für hohe Wasserpegel sorgen.