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Mehr Licht fĂŒr die Schwalheimer Lindenallee

Die Kreisstraße 174 in Schwalheim zĂ€hlt zu den schönsten Alleen in der Wetterau.

Benedikt Merget bei einer Baumwiderstandsmessung mit einem SpezialgerÀt.

Bei der Linde Nr. 41 zeigt sich deutlich, wie gĂŒnstig sich die FĂ€llung von fast 200 BegleitbĂ€umen auswirkt.

BĂ€ume, die vom Brandkrusten-Pilz befallen sind, sehen aus, als hĂ€tten sie gebrannt, hier ein StĂŒck des Baumparasiten in der Hand des BaumsachverstĂ€ndigen Benedikt Merget.

WETTERAUKREIS. - „Mehr Licht!“, waren die letzten Worte des deutschen DichterfĂŒrsten Johann Wolfgang Goethe. Mehr Licht könnte auch das Motto sein, das der alten Lindenallee in Schwalheim noch ein langes Leben bescheren kann.

Die Allee entlang der Kreisstraße 174 zwischen Bad Nauheim-Schwalheim und Friedberg zĂ€hlt sicherlich zu den schönsten Alleen in der Wetterau. Gepflanzt wurde sie einst, um in heißen Sommern schattenspendende KĂŒhle fĂŒr Pferdefuhrwerke, aber auch fĂŒr GĂ€ste der Kurstadt zu schaffen, die hier lustwandelten.

„FĂŒr die heutigen Bedingungen ist die Straße eigentlich zu eng, die BĂ€ume viel zu dicht an der Straße gepflanzt“, erlĂ€utert Peter HĂŒnner, der in der Kreisverwaltung Wetterau fĂŒr Radwege, aber auch fĂŒr Straßenbau zustĂ€ndig ist. Ein weiteres Problem, was die Perspektive der Lindenallee verschlechtert hat, war der viel zu dichte Bewuchs.

Die Linden haben nur noch in den Kronen ausreichend Licht bekommen, was insgesamt schlecht fĂŒr die Versorgung der BĂ€ume ist. Die leben nĂ€mlich in einer Symbiose mit vielen Pilzen im Erdboden, die sie mit Hilfe der in den BlĂ€ttern ablaufenden Fotosynthese mit Zucker versorgen, wĂ€hrend die Pilze den BĂ€umen die Aufnahme von Wasser und NĂ€hrstoffen wie Stickstoff, Phosphat und Kalium erleichtern.

„Um die Lichtversorgung der Lindenallee zu erleichtern, haben wir im vergangenen Herbst fast 200 BĂ€ume gefĂ€llt, die sich hier auf natĂŒrliche Art angesiedelt haben, mittlerweile allerdings schon zu betrĂ€chtlicher GrĂ¶ĂŸe und zum Lichtkonkurrenten fĂŒr die Linden herangewachsen waren“, so HĂŒnner weiter. Der Erfolg lĂ€sst sich jetzt schon sehen. Direkt aus dem Stamm treiben die Linden neue Zweige. Das hilft bei der Revitalisierung der BĂ€ume und erhöht letzten Endes ihre Standfestigkeit.

Verkehrssicherungspflicht und Erhalt der Allee

FĂŒr die Kreisstraßen ist der Wetteraukreis fĂŒr die Einhaltung der Verkehrssicherungspflicht zustĂ€ndig. Das bedeutet, dass der Kreis dafĂŒr Sorge zu tragen hat, dass durch seine BĂ€ume keine Gefahren ausgehen, etwa durch herabhĂ€ngende oder herunterfallende Äste oder umgestĂŒrzte BĂ€ume. Deshalb mĂŒssen die BĂ€ume regelmĂ€ĂŸig auf ihren Zustand untersucht werden. „Wir haben diese Aufgabe an Hessen Mobil weitergegeben. FĂŒr die historische Lindenallee Schwalheim haben wir ein externes BĂŒro beauftragt, ein Baumkataster zu fertigen“, berichtet Peter HĂŒnner weiter.

Benedikt Merget ist studierter Arborist, ein Baumspezialist mit wissenschaftlich fundierter Ausbildung. Viele BĂ€ume kann er schon vom Ă€ußeren Anschein her begutachten, und erstellt dazu ein Baumkataster, anhand dessen die Entwicklung der BĂ€ume festgehalten wird. „Bei 14 der 185 AlleebĂ€ume sind genauere Untersuchungen notwendig“, sagt Merget.

Dazu unternimmt er Baumwiderstandsmessungen mit einem SpezialgerĂ€t. Dabei wird ein drei Millimeter dickes und bis zu 50 Zentimeter tiefes Loch in den Stamm gebohrt und der Widerstand in den verschiedenen Stadien gemessen. Je grĂ¶ĂŸer der Widerstand, desto gesĂŒnder das Holz. Bei mehreren BĂ€umen wurde der Brandkrusten-Pilz festgestellt.

Der Pilz verursacht ModerfĂ€ule in Wurzeln und bodennahen Stammregionen und fĂŒhrt zu schwarzen VerfĂ€rbungen, was manchmal so aussieht, als habe der Baum gebrannt. Durch den Pilz wird die Standfestigkeit stark gemindert. BĂ€ume, die von außen noch völlig gesund aussehen, können dann ohne Vorwarnung umstĂŒrzen.

SpĂ€ter steigt Merget mit Hilfe eines Hubwagens in den Kronenbereich der AlleebĂ€ume auf. „Problematisch können tiefe Baumhöhlen sein, die deshalb besonders genau untersucht werden“, sagt er. Ein Loch von 40 Zentimetern kann durchaus noch akzeptabel sein. Der Klopftest zeigt dann, wie stabil der Baum noch ist.

Beim Baum Nummer 17 sieht es nicht so gut aus. Da ist der Hohlkörper in acht Metern Höhe 52 Zentimeter tief bei einem Baumdurchmesser von 55 Zentimetern. Das heißt, es verbleiben nur noch drei Zentimeter massive Holzmasse. Das reicht nicht aus, um den Baum auf Dauer zu erhalten.

Noch schlechter sieht es fĂŒr den Baum mit der Nummer 185 am Anfang der Lindenallee in Richtung Schwalheim aus, auch er ist vom Brandkrusten-Pilz befallen. Er ist schon vom Ă€ußeren Anschein her geschĂ€digt. Sogenannte Demarkationslinien, schwarze Striche im modernden Holz zeigen, wo der Baum versucht hat, sich gegen den Pilz abzuschotten.

Dennoch ist das Fazit von Baumspezialist Merget positiv. Nur wenige BĂ€ume mĂŒssen aus GrĂŒnden der Sicherheit gefĂ€llt werden. Aber Streusalz, mechanische BeschĂ€digungen und die Verdichtung des Bodens tun ihnen nicht gut. Linden zĂ€hlen zu den BĂ€umen, die sehr alt werden können. Bei guter Pflege aber kann die Allee noch fĂŒnfzig Jahre weiter so bestehen.