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Jugendhilfe im Krisenmodus

Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch (links) im Online-GesprĂ€ch mit Tatjana BrĂŒggemann. Foto: Pressedienst Wetteraukreis

WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - GestÀrkte Kinder in gestÀrkten Strukturen, dieses Ziel verfolgt der Lichtblick e.V. mit all seinen Angeboten.

Aus der breiten TrĂ€gerlandschaft im Bereich der Jugendhilfe ist der Verein aus der Wetterau mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Doch die Pandemie hat auch beim SozialtrĂ€ger Spuren hinterlassen. Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch tauschte sich mit GeschĂ€ftsfĂŒhrerin Tatjana BrĂŒggemann aus.

„Wir sind gut durch die Zeit gekommen“, resĂŒmiert BrĂŒggemann direkt zu Beginn des GesprĂ€chs. „Nicht zuletzt dank des SodEG und der UnterstĂŒtzung durch den Wetteraukreis.“ Gemeint ist das Sozialdienstleister-Einsatzgeld, das 2020 im Laufe des ersten Lockdowns auf Bundesebene beschlossen wurde.

Ziel der Regelung: Soziale Dienstleister sollten mit den eigenen bestehenden KapazitĂ€ten bei der KrisenbewĂ€ltigung unterstĂŒtzen.

Als Ausgleich fĂŒr die Bereitstellung der KapazitĂ€ten ĂŒbernahmen die sozialen LeistungstrĂ€ger, in diesem Falle der Wetteraukreis, einen Sicherstellungsauftrag fĂŒr diese sozialen Dienstleister. Hierdurch wurde eine Grundlage geschaffen, um weiterhin Zahlungen an die sozialen Dienstleister und Einrichtungen zu erbringen.

„Viele soziale Einrichtungen und Dienstleister konnten mit den Schließungen zu Beginn der Pandemie ihre wichtige Arbeit nicht leisten. Die Folgen waren massive finanzielle Einbußen bis hin zur Insolvenz.

Als Wetteraukreis war es unsere Pflicht hier frĂŒhzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die sozialen Strukturen handlungsfĂ€hig zu halten“, ergĂ€nzt Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch.

Die Zahlungen haben dazu gefĂŒhrt, dass die bisherigen Leistungen erbracht werden konnten, so BrĂŒggemann. „Neues konnte allerdings nicht angestoßen werden. Dazu hatten wir keine KapazitĂ€ten. Unser Anliegen war es vordergrĂŒndig in diesen Krisenzeiten die vorhandenen Strukturen zu erhalten.“

Großen Handlungsbedarf sehen BrĂŒggemann und Becker-Bösch aktuell jedoch ganz massiv. „Wir brauchen gerade jetzt passende Angebote fĂŒr Kinder und Jugendliche um sie aus der Isolation zu ziehen. Gerade fĂŒr junge Menschen war und ist diese Zeit eine Herausforderung. TrĂ€ume und PlĂ€ne konnten nicht verwirklicht werden.

In der Schule mussten sie extrem flexibel auf neue Regeln, neue PrĂŒfungsformate, neue Lernformen reagieren. Das ist vielen nicht leicht gefallen. Viele sind zurĂŒckgelassen worden und auch die Eltern sind ĂŒberlastet“, erklĂ€rt Becker-Bösch.

Zu sehen sei dies insbesondere in der Tagesgruppe. Das Konzept der Tagesgruppe sieht die Entlastung, ErgĂ€nzung und UnterstĂŒtzung der Familien in Lebenssituationen vor, in denen sie zeitweise ĂŒberfordert sind oder in denen Kinder bereits VerhaltensauffĂ€lligkeiten und Entwicklungsstörungen herausgebildet haben.

„Wir nehmen Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren auf. Unsere Tagesgruppe ist vollstĂ€ndig ausgelastet momentan.“

„Die Pandemie wird nicht nur wirtschaftliche, sondern auch erhebliche soziale Folgen in allen Gesellschaftsbereichen haben. Strukturelle Benachteiligungen treffen insbesondere Kinder und Jugendliche sehr hart.

Aktuell arbeite ich daher mit meinen sozialen TrĂ€gern, insbesondere im Bereich der Jugendhilfe daran, pĂ€dagogische Angebote und neue Übergangslösungen zu entwickeln“, betont die Erste Kreisbeigeordnete.

„Mir ist bewusst, dass viele unserer TrĂ€ger weiterhin im Krisenmodus sind und auch zukĂŒnftig vor großen Herausforderungen stehen, wie beispielweise dem FachkrĂ€ftemangel.

Aber: TrĂ€ger wie der Lichtblick e.V., die seit Jahren ein wichtiger und zuverlĂ€ssiger Kooperationspartner des Wetteraukreises sind, dĂŒrfen wir nicht im Regen stehen lassen.

Gemeinsam mĂŒssen wir an Lösungen arbeiten, denn die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen kann nicht auf spĂ€ter verschoben werden.“