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Wetterauer Umweltschutzpreis im Zeichen der Arten im Offenland

Heiko Blecher und Andreas Mohr, Pia Heidenreich-Hermann mit Rolf Röse und Bärbel Kraft (Stadtverwaltung Ortenberg, die für Röses Unterstützung einen Blumenstrauß erhielten) sowie Landrat Joachim Arnold (von links nach rechts).

Gespräch auf dem Schwarzen Sofa mit Andreas Mohr, Heiko Blecher, Landrat Joachim Arnold, Rolf Röse und Eva Langenberg (von links nach rechts).

WETTERAUKREIS. - Der mit 2.000 Euro dotierte Umweltschutzpreis wurde am Dienstag, 25. Oktober, an den Rebhuhn-Hegering verliehen. Andreas Mohr und Heiko Blecher nahmen die Auszeichnung stellvertretend für etwa 40 beteiligte Jagdreviere entgegen. Die Belobigung, ausgezeichnet mit 500 Euro, erhielt Rolf Röse aus Ortenberg für seinen mit Wildpflanzen bestückten Acker.

Volles Haus im Plenarsaal des Friedberger Kreishauses: Landrat Joachim Arnold konnte fast 140 Gäste zur 37. Verleihung des Wetterauer Umweltschutzpreises willkommen heißen. In seiner Begrüßung hob Arnold den Gemeinsinn der Naturschützer hervor, egal ob es sich um Verbände mit Naturschutz im Namen handele oder eben andere Landnutzer wie Jagd, Forst-, Land- und Wasserwirtschaft.

Die Zusammenarbeit stütze das Engagement. „Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Menschen sich engagieren. Zum Teil wirken sie im Verborgenen und machen kein großes Aufheben um ihre Tätigkeiten. Mir ist aber wichtig, dass andere Menschen darauf aufmerksam gemacht werden, und dazu ist auch diese Preisverleihung da. Der Umweltschutzpreis und die Belobigung sollen Ihnen signalisieren: Sie und Ihre Arbeit werden gesehen und wertgeschätzt. Bitte machen Sie weiter!“

Dieser Inspiration folgend passte auch der Festvortrag von Dr. Jörg Brauneis aus Eschwege in das Programm: Unter dem Titel „Natur- und Artenschutz aus Jägerhand“ hielt das aktive HGON-Mitglied zunächst einen Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung von Jagd und Hegemaßnahmen.

Als die Jagd noch ein wesentlicher Nahrungserwerb war, wurde über viele Epochen Raubbau an Wildbeständen betrieben. Mit der Sesshaftigkeit verstand man Wildtiere oft als Schädlinge an den Ackerkulturen. Sie wurden bekämpft und der Lebensraum wurde ihnen entzogen.

Hegering als Artenschutzprogramm

Schließlich verfügten ab dem Mittelalter verschiedene Landesherren Einschränkungen der Jagd zum Schutz des Wildes, aber auch zum Beispiel von Graureihern und Greifvögeln. Wildbann-Gebiete könne man als frühe Naturschutzgebiete begreifen. Gesellschaftliche Umbrüche führten immer wieder zu Änderungen und zur weiteren Dezimierung von Tierarten.

„Hieran sehen Sie, dass der Naturschutz eine seiner wichtigsten Wurzeln in der Jagd hat, obwohl diese Verwandtschaft nicht selten von Jägern als auch Naturschützern heftig bestritten wird“, sagte Brauneis. Er würdigte das Konzept des Hegerings, Reviergrenzen zu überschreiten, gemeinsam Verbesserungen für die Tiere anzustoßen und aktiv an der Diskussion um die Biologische Vielfalt teilzunehmen.

„Sie haben bisher insgesamt 40 Jagdpächter motiviert, sich Ihrem Artenschutzprogramm, sprich Hegering, anzuschließen. Nur, wer weiß welche Individualisten, manchmal möchte man sagen Sturköpfe, Jäger sein können, der kann abschätzen, wie viel Motivationsarbeit hinter dieser Zahl steht.“

Beim Gespräch auf den Schwarzen Sofas stellten Mohr, Blecher und Röse ihre Projekte vor. Diese drehen sich insgesamt um den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt in der Agrarlandschaft. Zwar hat der Rebhuhn-Hegering eben das Rebhuhn im Fokus, jedoch helfen die Lebensraum gestaltenden Maßnahmen auch vielen anderen Arten: Blühstreifen, Hecken, Brachflächen bieten Niederwild, Insekten und Vögeln Deckung und Nahrung.

Ein ähnliches Refugium für die Natur ist der Wildkrautacker von Rolf Röse, der mit wenigen Eingriffen über Jahre hinweg auch ein wirtschaftlicher Lieferant für Bioenergie sein könnte. Nicht zuletzt schätzen auch Menschen die von den Preisträgern erzeugte Vielfalt, sei es zum Pflücken von Blumensträußen oder zur Erholung inmitten von duftendem Fenchel.

Mohr und Blecher wünschen sich, die Landwirtschaftsabteilung der Kreisverwaltung solle ein Türöffner sein, um an den Ausbildungsstellen den jungen Landwirten ein wenig mehr Gespür für die Bedürfnisse der Tierarten in Feld und Wiese zu vermitteln. „Es sind Kleinigkeiten, die Landwirte tun können, die ihnen nicht wehtun, aber der Natur viel bringen“, so Mohr.

Röse fühlte sich vom Wetteraukreis und der Stadt Ortenberg gut unterstützt und gab die Belobigung an die Bayerische Landesanstalt in Veitshöchheim weiter. Diese forsche aktiv an der Energiegewinnung aus Wildpflanzen. Er wünschte sich, in Hessen möge auch eine vergleichbare Einrichtung geschaffen werden.

Nach der Verleihung des Umweltschutzpreises und der Belobigung gehörten Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring (Ortenberg), Bürgermeister Erich Spamer (Büdingen) und der Rosbacher Erste Stadtrat Heinz Sill zu den ersten Gratulanten.

Ein Grußwort sprach auch Dr. Nikolaus Bretschneider-Hermann, Vizepräsident des Landesjagdverbandes. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Jagdhornbläsergruppe „Halali 2006“. Durch das Programm führte die Leiterin der Fachstelle Naturschutz und Landschaftspflege, Eva Langenberg.