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Bienenweide statt Englischer Rasen

Lothar Torau hat mit seinen Mitarbeitern und seiner Mitarbeiterin auch am Friedberger Europaplatz Angebote fĂŒr Insekten und ein schöner Anblick sind sie auch.

SchulgrundstĂŒcke werden zunehmend ökologisch bewirtschaftet

WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - „Der Wetteraukreis will seine Ziele fĂŒr mehr Klimaschutz weiter vorantreiben. Wir wollen auf allen Ebenen ökologischer werden.

Dazu gehört auch die Bewirtschaftung der SchuldgrundstĂŒcke“, sagt Landrat Jan Weckler. 85 Schulen gehören zum Verantwortungsbereich des Wetteraukreises.

Der schulbetriebliche Bauhof mit fĂŒnf Mitarbeitern und einer Mitarbeiterin ist verantwortlich fĂŒr die Pflege der GrundstĂŒcke. Seit einigen Jahren hat ein Umdenken stattgefunden. „Wir wollen bienenfreundliche FlĂ€chen, damit leisten wir einem Beitrag gegen das Insektensterben“, sagt Lothar Torau.

Lothar Torau ist Leiter des schulbetrieblichen Bauhofes der Kreisverwaltung und berichtet, dass er in den vergangenen zwei Jahren an fast 30 Schulen BlĂŒhwiesen angelegt hat: „Die Schulen können solche WĂŒnsche an uns herantragen. Wir stimmen das dann mit der Unteren Naturschutzbehörde ab und bringen entsprechende BlĂŒhmischungen aus.“

An den Standort angepasste Pflanzen setzen sich durch

Statt Osterglocken und Tulpen wachsen dann WiesenkĂŒmmel, Kornblumen, Magerwiesen-Margeriten, SchlĂŒsselblumen oder der Wiesensalbei. Mittlerweile geht man sogar dazu ĂŒber, einfach nichts zu machen und der Natur ihren Raum zu geben.

„Dann setzen sich die Pflanzen durch, die am besten an den Standort angepasst sind. An solchen FlĂ€chen wird nur noch zweimal im Jahr gemĂ€ht, im Juli und dann noch einmal im Herbst.

Ausgenommen sind natĂŒrlich die sogenannten BewegungsflĂ€chen, also die FlĂ€chen, wo SchĂŒlerinnen und SchĂŒler regelmĂ€ĂŸig laufen. An anderen Stellen, wenn die FlĂ€chen nicht so groß sind, dass man sie ĂŒber lĂ€ngere Zeit stehenlassen kann, werden die GrĂŒnflĂ€chen gedrittelt.

Dann wird das erste Drittel gemĂ€ht, drei Wochen spĂ€ter kommt das zweite Drittel dran und dann, weitere drei Wochen spĂ€ter, das dritte Drittel, sodass immer genĂŒgend blĂŒhende Pflanzen ĂŒbrigbleiben, die den Bienen reiche Nahrung bieten“, berichtet Lothar Torau.

Eine weitere Besonderheit sind die sogenannten Akzeptanzstreifen. Das sind gemĂ€hte Streifen entlang grĂ¶ĂŸerer WiesenflĂ€chen, damit die Nutzerinnen und Nutzer erkennen, dass das, so wie es ist, auch gewollt ist und diese FlĂ€chen nicht aus NachlĂ€ssigkeit ungemĂ€ht bleiben.

Die Zustimmung zu dieser Art der Bewirtschaftung ist ausgesprochen groß. „Wir erfahren viele positive RĂŒckmeldungen aus den Schulen.

Denn tatsĂ€chlich entwickeln sich solche FlĂ€chen zu wahren Naturoasen, auch wenn sie manchmal etwas wild aussehen. Aber das muss man einfach ertragen, das gehört zur Natur dazu“, findet Lothar Torau.

Die chemische Keule hat ausgedient

Auf den Einsatz chemischer Mittel verzichten die Kollegen und die Kollegin des schulbetrieblichen Bauhofes mittlerweile fast vollstÀndig.

„Wir haben natĂŒrlich FlĂ€chen, an denen Pflanzen hochkommen, die wir dort nicht haben wollen. Dann mĂŒssen wir eben vorĂŒbergehend hĂ€ufiger mĂ€hen, um das in den Griff zu bekommen. Chemische Mittel, etwa zur Unkrautvernichtung, setzen wir nicht mehr ein.“

Beim Pflanzen von BĂ€umen ist der Klimawandel noch nicht so direkt erkennbar. „Wir hatten jetzt in der Henry-Benrath-Schule in Friedberg das Absterben von einer ganzen Reihe von Weiden beobachten mĂŒssen. Das lag vor allem am RĂŒckgang des Grundwassers.

Die Weiden brauchen viel Wasser an ihren Wurzeln. Wir werden jetzt ApfelbĂ€ume pflanzen. Das passt auch viel besser zum „Apfelweinweg“ zwischen Friedberg und Ockstadt“, kĂŒndigt Lothar Torau an.

Hochbeete an Schulen sind im Trend

Im Trend sind auch Hochbeete an Schulen. „Das können die Schulen gerne bei uns anmelden. Sie mĂŒssen sich aber darauf gefasst machen, dass der Bau eines Hochbeetes tatsĂ€chlich ein Prozess ist.

Man kann nicht erwarten, dass der Bauhof ein Hochbeet baut und kurze Zeit spĂ€ter alles grĂŒnt und blĂŒht.“ TatsĂ€chlich muss ein Hochbeet sorgsam in mehreren Abschnitten befĂŒllt werden. Das dauert dann eben lĂ€nger.

Dann kann man sich aber an den Hochbeeten erfreuen, wie etwa an den Grundschulen in Ockstadt, die der Bauhof in Zusammenarbeit mit dem Hausmeister gebaut hat. DemnĂ€chst soll in MĂŒnzenberg auch ein solches Hochbeet entstehen.

In Rosbach hat der Förderverein in Eigenregie gebaut und der Bauhof hat die BefĂŒllung ĂŒbernommen. Im Trend sind neuerdings auch Benjeshecken, die an verschiedenen Schulen schon gebaut wurden, die Unterschlupf fĂŒr viele Tier- und Insektenarten bietet.

Neben den GrundstĂŒcken an den Schulen betreut Lothar Torau mit seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterin auch die VerwaltungsgrundstĂŒcke der Kreisverwaltung, wie zum Beispiel am Friedberger Europaplatz. Die große GrasflĂ€che wird wegen der geschĂŒtzten Platterbsen-Wicke nur selten gemĂ€ht.

Aus den gemauerten Pflanzeinfassungen verschwinden nach und nach die grĂŒnen Bodendecker und werden durch BlĂŒhpflanzen ersetzt. „Auch das ist ein Angebot an die Insekten“, freut sich Lothar Torau.