Im Herz der Kreisverwaltung
Johanna Fröhlich und Hans Drechsler sind mit Leidenschaft bei der PoststelleWETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - 300.000 Euro Porto im Jahr, unzÀhlige Briefe, Pakete und PÀckchen. Sie alle gehen tÀglich durch die Hand von Hans Drechsler und Johanna Fröhlich.
Der erste Handgriff, morgens um viertel vor sieben: Zeitungen aus dem Briefkasten holen. Oft sind bei der Post auch Fahrzeugpapiere dabei. AutohÀndler werfen sie in den Briefkasten der Kreisverwaltung, ein Kollege der Zulassungsstelle nimmt sie mit und nach der Bearbeitung kann der AutohÀndler die fertigen Autoschilder wieder abholen.
âSo gegen halb acht fahre ich zur Post, leere unser Postfach und sortiere schon mal vorâ, sagt Hans Drechsler. In der Zwischenzeit hat seine Kollegin Johanna Fröhlich in der Poststelle der Kreisverwaltung die ĂŒber Info(at)wetteraukreis.de eingegangenen E-Mails durchgesehen und weitergeleitet.
Manchmal sind auch kuriose Fragen dabei, zum Beispiel ob es noch OckstÀdter Kirschen zu kaufen gibt. Eine Kreisverwaltung muss eben alles wissen.
Angefangen hat Hans Drechsler beim Wetteraukreis im April 1983, als Hausmeister, und wenn Not am Mann war, half er auch in der Poststelle mit. Ăbrigens: damals galt die Sechstagewoche, denn auch samstags wurden die Post und die Zeitungen abgeholt.
âDie Briefe wurden sortiert und spĂ€ter am Samstag kamen dann der Landrat und die hauptamtlichen Kreisbeigeordneten und nahmen ihre Post mit. Entweder kamen sie selbst oder der Fahrerâ, sagt Hans Drechsler. Seit der Jahrtausendwende arbeitet er zusammen mit Johanna Fröhlich Drechsler nur noch im âHerz der Kreisverwaltungâ, der Poststelle.
âWir sind ein gutes Teamâ, sagt Johanna Fröhlich. âDie Arbeit macht SpaĂ und wenn wir nicht wĂ€ren, wĂŒrde die Post sich stapeln. Wir können nicht sagen: âHeute mache ich mal ein bisschen langsamer, ich hab keine Lustâ. Die Post muss raus.â
Und was da tĂ€glich ein- und ausgeht wird immer mehr: 1.000 Euro Porto tĂ€glich, 300.000 Euro im Jahr. Mit der neuen Frankiermaschine, die seit September 2011 fĂŒr das richtige Porto auf der Ausgangspost sorgt, haben Drechsler und Fröhlich inzwischen 1,6 Millionen Euro fĂŒr Porto âverstempeltâ.
âFrĂŒher hatten wir zum Frankieren einen Kasten, den wir bei der Post mit Geld aufladen lassen mussten. FĂŒr die neue Frankiermaschine geben wir nur einen Code ein und die Maschine lĂ€dt maximal 10.000 Euro auf. Das klingt viel, reicht aber nur fĂŒr zehn Tage.â
ZurĂŒck zur Morgenroutine: Die von der Post abgeholten Briefe werden weiter geöffnet, mit einem Eingangsstempel versehen und zugeordnet. Jede Fachstelle und jeder Fachdienst hat ein eigenes Postfach.
Damit keine falschen Ideen aufkommen: âPost fĂŒr den Landrat, fĂŒr die hauptamtlichen Kreisbeigeordneten, fĂŒr die Pressestelle, die Kasse oder den Personalrat machen wir nicht auf. Das gilt ebenso fĂŒr persönlich adressierte Briefeâ, sagt Hans Drechsler.
âIrgendwann hat man es im Blutâ
Die Arbeit wird nie langweilig. âHans und ich sind ein eingespieltes Teamâ, sagt Johanna Fröhlich und setzt einen Eingangsstempel auf den nĂ€chsten geöffneten Brief. âEs geht Hand in Hand, da mĂŒssen wir nicht mehr viel reden, wir sehen was es zu tun gibt.â
Und zu tun gibt es vieles, damit den beiden die Post nicht ĂŒber den Kopf wĂ€chst. âWenn zum Beispiel das Gesundheitsamt die Selbsthilfezeitung verschickt dann kommen locker 60 Pakete zusammenâ, sagt Hans Drechsler.
Auch die Ausgangspost wird nicht einfach verschickt sondern vorher sortiert. Drechsler deutet auf die FĂ€cher fĂŒr die einzelnen Ămter: Amtsgericht, Finanzamt, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Allgemeine Ortskrankenkasse, Justizvollzugsanstalt, und das sind noch lĂ€ngst nicht alle.
Die Post fĂŒr diese Ămter wird gesammelt und zweimal wöchentlich als SammelpĂ€ckchen verschickt. Das Porto muss man im Kopf haben und auch die Kostenstellen, denn das Porto muss ja den Fachstellen zugeordnet werden. âAber das geht alles irgendwann âins Blut ĂŒberââ, meint Drechsler.
Und dann ist da noch die Verwaltungsstelle in BĂŒdingen, die keine eigene Poststelle hat. âJeden Tag kommt ein Fahrer aus BĂŒdingenâ, erklĂ€rt Johanna Fröhlich. âEr bringt die Hauspost fĂŒr die Fachstellen hier in Friedberg und nimmt auf dem RĂŒckweg Hauspost fĂŒr BĂŒdingen mit.
AuĂerdem bringt er uns die Ausgangspost, die wir frankieren und verschicken.â Apropos verschicken: Jeder Brief wird in die Hand genommen: wie groĂ ist er, wohin geht er und wie schwer ist er?
âWir sortieren die Briefe nach Porto, denn ab einer bestimmten Mengen gibt es Rabattâ, erklĂ€rt Hans Drechsler. âBei Postzustellungen und Briefen zu 70 Cent gibt es ab 250 StĂŒck Rabatt.â
Ăberhaupt wird viel gezĂ€hlt, sortiert, gestempelt und schriftlich festgehalten, denn den Ăberblick zu behalten gehört zum A und O im tĂ€glichen PoststellengeschĂ€ft. Johanna Fröhlich und Hans Drechsler wissen, dass eine ganze Verwaltung sich auf ihren Ăberblick verlĂ€sst.