Wenn Bürger Verantwortung übernehmen
Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch besucht das Freiwilligenzentrum – aktiv für Bad Nauheim e.V.WETTERAUKREIS / BAD NAUHEIM. - „Ehrenamt ist wichtig, braucht aber auch Wertschätzung und Unterstützung durch die Politik“, sagt Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch. Bei ihrem Besuch im Freiwilligenzentrum – aktiv für Bad Nauheim e.V. hat sie sich deshalb bei der Ersten Vorsitzenden Ingrid Schmidt-Schwabe über die Arbeit des Zentrums informiert.
Im Sommer 2005 wurde das Freiwilligenzentrum – aktiv für Bad Nauheim e.V. aus der Taufe gehoben. Das vom Land Hessen zertifizierte Zentrum versteht sich als Brücke, die zwei Bedürfnisse miteinander verbindet. Einerseits Vereine, die ehrenamtliche Mitarbeiter/innen suchen und andererseits Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Diese Vermittlerrolle füllt das Freiwilligenzentrum seit knapp zwölf Jahren sehr erfolgreich aus.
220 Vereine gibt es in Bad Nauheim, rund 100 Mitwirkende, die übrigens keine Vereinsmitglieder sein müssen, stehen in der Kartei der Ehrenamtlichen. Ehrenamt braucht Struktur, deshalb geht beim Freiwilligenzentrum auch niemand blind in eine freiwillige Arbeit: „Vor der Übernahme, zum Beispiel einer Lesepatenschaft, gibt es immer eine persönliche Einführung“, sagt Ingrid Schmidt-Schwabe, die auf eine breit gefächerte Berufserfahrung zurückblicken kann. So hat sie unter anderem zehn Jahre für eine große deutsche Bank im Immobilienmanagement gearbeitet.
Neben der Vermittlung wurden und werden im Freiwilligenzentrum auch Projekte entwickelt: Vorlesepaten für Kinder und Senioren zum Beispiel, oder das Repaircafé. Seniorenkino, Sprachförderung, Ausbildung zu Integrationsbegleitern. Und dies sind nur einige Beispiele. „Ideen haben wir viele“, sagt die Erste Vorsitzende.
Ein spannendes Vorhaben ist zum Beispiel das Projekt Silberstern. Dabei geht es um Menschen mit Orientierungsstörungen, die durch die Straßen irren und nicht mehr nach Hause finden. Für sie soll eine Hilfe-Insel in Bad Nauheim organisiert werden.
„Ein Ort mit einer 24stündigen Hotline, an dem sich geschulte Mitarbeiter in einer beruhigenden Atmosphäre um die Hilfesuchenden kümmern, bis sie zu ihrem Zuhause gebracht werden“, so steht es im aktuellen Informationsheft des Freiwilligenzentrums. „Eine großartige Idee“, ermutigte Sozialdezernentin Becker-Bösch die Erste Vorsitzende des Freiwilligenzentrums.
Beide waren sich einig, dass das Thema Demenz noch immer ein Tabu ist und es Menschen immer noch schwer falle, sich zu outen, wenn ein Angehöriger an Demenz erkrankt ist. Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Ausbildung zu ehrenamtlichen Senioren- und Demenzbegleitern. Das Curriculum der über 90 Unterrichtseinheiten laufenden Ausbildung ist von den Pflegekassen anerkannt.