68.000 Menschen verlassen den Wetteraukreis auf dem Weg zur Arbeit

AlltĂ€gliches Bild fĂŒr Berufspendler: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit weite Strecken zurĂŒcklegen, auf einem hohen Level.
WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Wenn Lebenszeit im Stau verloren geht: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Pendler im Wetteraukreis auf einem hohen Level.
Im vergangenen Jahr verlieĂen rund 68.000 Menschen auf dem Weg zur Arbeit die Kreisgrenzen. Darauf macht die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) aufmerksam.
Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Statistik der Bundesagentur fĂŒr Arbeit. Demnach blieb die Zahl der sogenannten Auspendler im Wetteraukreis mit einem Plus von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverĂ€ndert.
Zu den Hauptursachen fĂŒr die anhaltend groĂen Pendelströme zĂ€hlt nach EinschĂ€tzung der IG BAU Gelnhausen-Friedberg der teure Wohnraum in StĂ€dten wie Frankfurt.
âNach jahrelangen Mietsteigerungen können sich viele BeschĂ€ftigte das Leben am Arbeitsort nicht leisten. Ihnen bleibt als Alternative oft nur stundenlange Fahrerei mit dem Auto oder der Bahnâ, so Bezirksvorsitzender Karl-Otto Waas.
In der Baubranche seien weite Anfahrtswege besonders verbreitet. Es dĂŒrfe aber nicht sein, dass Bauarbeiter, die in den BallungsrĂ€umen Wohnungen bauten, sich diese selbst nicht mehr leisten könnten.
Die IG BAU fordert deshalb mehr Anstrengungen bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. âDeutlich mehr Wohnungen, die sich in den StĂ€dten auch Gering- und Normalverdiener leisten können, sind ein entscheidender Beitrag, um die Pendler-Zahlen zu verringernâ, sagt Waas.
DafĂŒr mĂŒsse die Politik klare Vorgaben machen, etwa indem kommunale GrundstĂŒcke nicht an den Meistbietenden verkauft wĂŒrden, sondern an Bauherren, die sich zu bezahlbaren Mieten verpflichteten.
Beim sozialen Wohnungsbau mĂŒssten die staatlichen Fördermittel massiv aufgestockt werden und einmal gebaute Sozialwohnungen dauerhaft preisgebunden bleiben.
Dass Menschen in der NĂ€he ihres Arbeitsplatzes wohnen können, sei nicht nur eine soziale, sondern auch eine ökologische Frage: âWeniger Pendelei bedeutet fĂŒr die Betroffenen mehr Zeit fĂŒr die Familie, Freunde und Hobbys. Gleichzeitig kann ein erheblicher Teil der CO2-Emissionen im Verkehrssektor eingespart werdenâ, so Waas weiter.
Nach Angaben der Arbeitsagentur verlieĂen im vergangenen Jahr bundesweit vier von zehn sozialversicherungspflichtig BeschĂ€ftigten auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen ihrer Stadt oder ihres Landkreises. Damit erreichte die Zahl der Fern-Pendler trotz Pandemie einen Höchststand von 13 Millionen.