Wetterau im Wandel befragte Landratskandidaten
Zum Thema Nachhaltigkeit hatte das Netzwerk Wetterau im Wandel die Landratskandidaten Gabi Faulhaber (Linke), Rouven Kötter (SPD), Landrat Jan Weckler (CDU) und Thomas Zebunke (Grüne) ins Florstädter Bürgerhaus eingeladen + + + Unter der Moderation von Frank Uwe Pfuhl vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) entstand mit etwa 140 interessierten Gästen ein informativer AbendFLORSTADT. - Begrüßt wurden die Teilnehmenden von Wolfgang Dittrich, Referent beim Evangelischen Dekanat Wetterau. Das Dekanat arbeitet neben anderen Organisationen und Vereinen aktiv im Netzwerk Wetterau im Wandel mit, das sich zum Ziel gesetzt hat, den sozialen und ökologischen Wandel mit voranzutreiben. Wetterau im Wandel will die Politik daher mit dem Thema Nachhaltigkeit konfrontieren.
Bürgermeister Herbert Unger zollte in seinem Grußwort den Kandidaten seinen Respekt.
Die Aufgaben eines Landrats seinen vielfältig und mitunter herausfordernd, es zeuge von Mut dieses Amt anzustreben. In Sachen Klimaschutz wünsche er sich mehr Unterstützung der Städte und Gemeinden durch den Kreis.
Frank Uwe Pfuhl eröffnete mit der Frage, was die Kandidaten in Sachen Klimaschutz vorantreiben wollen? Weckler verwies auf das Klimaschutzkonzept des Kreises und die Sanierung der Schulen, wo auch wenn möglich Photovoltaikanlagen installiert werden sollen.
Der Kreis müsse Vorbild für die Kommunen sein und bis 2045 klimaneutral werden. Zebunke kritisierte, dass der Klimaschutzplan nicht anspruchsvoll genug sei und forderte, mehr zu wagen. Er würde mehr Personal in der Kreisverwaltung für den Klimaschutz und die Beratung der Kommunen einsetzen.
Auch kritisierte er, dass der Landrat derzeit in 18 Gremien tätig sei und seinen Einfluss zu wenig für den Klimaschutz geltend mache. Kötter und Faulhaber mahnten die Sozialverträglichkeit der Klimaschutzmaßnahmen an.
Kötter will, das Klimaschutzkonzept des Kreises regelmäßig nachsteuern und sieht eine Koordinationsrolle des Kreises weit über die kreiseigenen Liegenschaften hinaus. Besonderes Augenmerk will er auf die Mobilität legen.
Der ÖPNV müsse bedarfsgerechter ausgebaut und neue Radwege geschaffen werden. Faulhaber sieht beim Kreis ein deutliches Energie-Einsparpotenzial. Der Energiebedarf könne durch entsprechende Maßnahmen halbiert werden.
Beim Thema Flächenverbrauch forderte Zebunke einen Netto-Null-Flächenverbrauch, indem insbesondere Wohnen und Arbeiten besser zusammengebracht werden müssten, was angesichts von Digitalisierung und Home-Office durchaus Chancen habe.
Prinzipiell waren sich alle einig, den guten Wetterauer Boden zu schützen – beim Fall des REWE-Logistikzentrums Wölfersheim brachen aber die bekannten unterschiedlichen Positionen auf.
Landrat Weckler gestand ein, dass er beim Wohnungsbau seit dem Ukraine-Krieg nicht mehr darauf vertraue, dass der Markt das Problem richte. „Der Staat muss da jetzt rein“, forderte er.
Eine Wohnungsbaugesellschaft beim Kreis lehne er aber ab, dafür sollte man lieber wie der Main-Kinzig-Kreis ein Förderprogramm auflegen. Zuvor hatte Faulhaber allerdings schon erklärt, dass es Förderprogramme beim Land Hessen gebe, die aber nicht abgerufen werden.
Vor dem Hintergrund der stark wachsenden Kreisbevölkerung und der Wohnungsnot hält Kötter die Forderung nach einem Netto-Null Flächenverbrauch für unrealistisch. Als Landrat würde er die Schaffung einer Wohnungsbaugesellschaft zur Chefsache machen.
„Der Kreis muss in Sachen Wohnungsbau aktiv werden und die Kommunen unterstützen“, so Kötter. Bezahlbarer Wohnraum wird dringend benötigt, das bekomme er auch von Handwerksbetrieben zurückgemeldet, die Wohnungen für ihre Angestellten suchen. Das Frauenhaus lasse wissen, dass Frauen zu ihren gewalttätigen Männern zurückgehen, weil sie keine Wohnung finden.
Das Publikum hatte die Möglichkeit schriftlich Fragen einzureichen, die von Dr. Helmut Francke von ‚Bad Nauheim fair wandeln‘, ebenfalls Mitglied des Netzwerkes, gebündelt gestellt wurden.
Das Thema Wohnungsnot stand dabei im Vordergrund - zum Wohnungs-Leerstand wurde nachgehakt. Faulhaber forderte, Spekulanten zu enteignen, die Gebäude leer stehen ließen. Weckler lehnte jegliche Enteignung trotz Sozialverpflichtung entschieden ab.