Wölfersheimer Parlament berät über Zukunft der Kläranlage
WÖLFERSHEIM. - Soll die Kläranlage in Wölfersheim erhalten und modernisiert werden oder ist es sinnvoller, die Abwässer in eine andere Kläranlage zu pumpen?
Diese und andere Fragen werden die Mitglieder der Gemeindevertretung in den nächsten Wochen beschäftigen.
Auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung steht eine breite Palette von Themen.
Eine Fraktion hat Anfragen zur Unterbringung von Flüchtlingen und zur Veranstaltungsreihe Sommer am See gestellt, und es wird über mehrere Anträge der Fraktionen beraten.
So werden sich die Parlamentarier mit der Ausarbeitung eines strategischen Konzepts zur Umstellung der Heizenergieversorgung der gemeindlichen Immobilien auf erneuerbare, klimaneutrale Energien beschäftigen.
Eine Fraktion beantragt die Förderung der Installation von „Balkon-Photovoltaikanlagen“. Anlagen dieser Art können ohne aufwändige Installation zu Hause montiert werden und senken nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern auch die Stromrechnung.
Ein weiterer Antrag der Fraktionen beschäftigt sich mit der verstärkten Nutzung digitaler Möglichkeiten in der Parlamentsarbeit. Als vierter Antrag steht ein Sachstandsbericht zur Flüchtlingsarbeit auf der Tagesordnung.
Eine Fraktion beantragt die Einrichtung einer Halte- und Parkverbotszone im Bereich der Hauptstraße/Rathausgasse, damit Landwirte dort besser fahren können und der Schulweg sicherer wird.
Einer der wohl umfangreichsten Tagesordnungspunkte wäre im Regelfall die Zukunft der Abwasserentsorgung und die Verbesserung der Wasserqualität des Wölfersheimer Sees.
Mit seiner Sitzungseinladung schlägt Parlamentsvorsitzender Gerhard Weber bereits vor, das Thema ausführlich in einer gesonderten Sitzung zu beraten.
Der Wölfersheimer See hat sich von einem Tagebau über einen Kühlsee für das Kraftwerk bis hin zu einem sehr attraktiven Naherholungsareal entwickelt.
In jeder Phase seiner Existenz hat er für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde gute und wichtige Dienste geleistet. Umso bedauerlicher ist die Tatsache, dass die Wasserqualität heute sehr schlecht ist.
Während früher das Kühlwasser des Kraftwerkes für Umwälzung und Belüftung sorgte, ist heute der einzig nennenswerte Zulauf das geklärte Wasser der Wölfersheimer Kläranlage.
Bei Starkregenereignissen fließt gelegentlich auch stark verdünntes ungeklärtes Abwasser in den See. Die regelmäßig von der Überwachungsbehörde überprüften Messwerte des geklärten Abwassers liegen stets innerhalb der erlaubten Parameter.
Trotzdem stellt das geklärte Wasser als Zufluss für den Wölfersheimer See eine Belastung dar. Dipl. Biologe Kramer stellt in seinem ausführlichen Gutachten fest, dass es besser wäre, überhaupt keinen Zufluss zu haben als diesen.
Daher ist es für die Qualität des Wassers am Wölfersheimer See unabdingbar, das geklärte Abwasser vom See fernzuhalten. Während das Abwasser von Wohnbach und Berstadt zur Kläranlage in Utphe und das Abwasser von Melbach zur Kläranlage in Florstadt gepumpt wird, landet in der gemeindeeigenen Anlage das Abwasser der Ortsteile Wölfersheim und Södel.
Die Wölfersheimer Kläranlage wurde Ende der 1960er Jahre gebaut und Ende der 1980er Jahre umfangreich erweitert und modernisiert. Seither wird regelmäßig in die Instandhaltung investiert.
Aufgrund der gestiegenen wasserbehördlichen Anforderungen und des Alters der Anlage stehen in den kommenden Jahren umfangreiche Modernisierungen an.
Es stellt sich zunächst die Frage, ob es sinnvoll ist, die Kläranlage zu modernisieren oder ob es anlagentechnisch und wirtschaftlich sinnvoller wäre, die Anlage zu schließen und das Abwasser in der modernen und deutlich größeren Verbandskläranlage in Utphe reinigen zu lassen.
Diese geschlossene Fragestellung kann allerdings nicht isoliert betrachtet werden, denn sie hat direkte Folgen für den Wölfersheimer See: Bei einer modernisierten Anlage am Standort wäre das Problem des geklärten Wassers weiterhin offen. Wie auch immer sich die Gemeindevertreter entscheiden, in jedem Fall stehen Investitionen in Millionenhöhe an.
Als fünfter Tagesordnungspunkt werden sich die Parlamentarier erneut mit Photovoltaik beschäftigen, auch wenn etwas indirekter. Ein Unternehmen plant, in Berstadt auf zwei Flächen direkt an der Autobahn Solarparks zu errichten.
Die Flächen befinden sich im Eigentum einer Privatperson. Um das Vorhaben zu realisieren, muss ein „vorhabenbezogener Bebauungs- und Grünordnungsplan“ erstellt werden.
In der Sitzung werden die Parlamentarier über die generelle Aufstellung des Plans beraten. Im Anschluss erfolgen wieder umfangreiche Beteiligungsverfahren, an denen sich neben Fachbehörden und Verbänden auch Bürgerinnen und Bürger einbringen können.
Die Sitzung der Gemeindevertretung findet am Mittwoch, 30. September, um 20 Uhr in der Wetterauhalle statt. Die Sitzung ist öffentlich. Die Zahl der Sitzplätze ist aufgrund der Corona-Pandemie jedoch begrenzt.