Streuobstwiesen als wichtige RĂŒckzugsrĂ€ume fĂŒr das Wildtier des Jahres 2023

Der GartenschlÀfer findet in Baumhöhlen alter ObstbÀume gute Versteckmöglichkeiten. Foto: © Kerstin Hinze / Deutsche Wildtier Stiftung
WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Alte Streuobstwiesen sind fĂŒr den stark gefĂ€hrdeten GartenschlĂ€fer eine Oase inmitten intensiv genutzter Landschaften. Doch diese wichtigen RĂŒckzugsrĂ€ume sind selbst in ihrer Existenz gefĂ€hrdet.
Der Wetteraukreis ist einer der streuobstreichsten Landkreise Hessens. Hier finden zahlreiche GartenrotschwĂ€nze, GrĂŒnspechte und Zauneidechsen einen wichtigen Lebensraum.
Doch ein typischer Bewohner der Streuobstwiesen ist im Wetteraukreis leider nicht mehr anzutreffen: der GartenschlĂ€fer. Vielen ist dieses kleine Nagetier mit seiner markanten, schwarzen Fellzeichnung um die Augen eher unbekannt. Dennoch oder gerade deshalb wurde er von der Deutschen Wildtier Stiftung zum Wildtier des Jahres 2023 gekĂŒrt.
Ein wesentlicher Grund fĂŒr seine Unbekanntheit ist, dass der GartenschlĂ€fer mittlerweile sehr selten geworden ist. Nicht nur im Wetteraukreis, sondern in ganz Europa hat sich sein Verbreitungsgebiet in den letzten drei Jahrzehnten um ca. 50 Prozent verkleinert.
Da die Art nur in Europa vorkommt und sich der GroĂteil des Bestandes in Deutschland befindet, trĂ€gt Deutschland eine besondere Verantwortung fĂŒr den weltweiten Erhalt dieser Art.
Im Rahmen des Forschungsprojektes âSpurensuche GartenschlĂ€ferâ konnte nachgewiesen werden, dass sich die Verbreitung nur noch punktuell auf einige Regionen in Deutschland konzentriert.
Auffallend dabei ist, dass der GartenschlĂ€fer vermehrt in SiedlungsnĂ€he und sogar in GroĂstĂ€dten wie Frankfurt und Wiesbaden anzutreffen ist. Hier findet er in alten GebĂ€uden, Hecken und Kleingartenanlagen offenbar mehr Schutz und Nahrung als in seinen typischen LebensrĂ€umen.
Streuobstwiesen sind ein typischer Lebensraum des GartenschlĂ€fers und ein wichtiger RĂŒckzugsraum in der offenen Kulturlandschaft. Hier findet der GartenschlĂ€fer Versteckmöglichkeiten und ein vielfĂ€ltiges Nahrungsangebot an Insekten, Pflanzen und FrĂŒchten.
Umso wichtiger ist es, diese Oasen in der Kulturlandschaft zu bewahren, denn wie der GartenschlÀfer sind auch Streuobstwiesen in ihrer Existenz bedroht.
âStreuobstwiesen sind eine vom Menschen geprĂ€gte Landschaftsform und es bedarf an regelmĂ€Ăiger Pflege und Nachpflanzungen, um diese fĂŒr den Menschen und die Tier- und Pflanzenwelt zu erhaltenâ, betont Landrat Jan Weckler,
Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau e.V. Dies ist jedoch aufgrund der schweren Arbeit und dem hohen Zeitaufwand in den letzten Jahrzehnten an vielen Orten vernachlÀssigt worden.
Im Wetteraukreis sind zwar keine Vorkommen des GartenschlĂ€fers mehr dokumentiert, doch gibt es hier noch einige groĂe Streuobstgebiete. Der Naturschutzfonds Wetterau e.V. arbeitet gemeinsam mit lokalen Akteuren am Erhalt und der Weiterentwicklung der StreuobstbestĂ€nde im Wetteraukreis. Vielleicht findet so der GartenschlĂ€fer den Weg in den Wetteraukreis zurĂŒck.