NEWS

Straußwirtschaften in der Wetterau

Ulli und Heike Schwabe betreiben die Rote Pumpe in Nieder-Mörlen. Ulli Schwabe ist begeisterter Radfahrer. Mit seinem Lasten-E-Bike kann er bis zu zehn Kisten Apfelwein ausfahren. Weil er auf das eigene Auto verzichtet, macht er das bei seinen Kunden bis hin nach Frankfurt.

Die 20 verschiedenen Apfelweine kann man in der Roten Pumpe auch kaufen.

Die Rote Pumpe Apfelweinmanufaktur in Nieder Mörlen.

Rote Pumpe Nieder-Mörlen: 20 Sorten Apfelwein und 13 Sorten Handkäs

WETTERAUKRIS / NIEDER-MÖRLEN. - Straußwirtschaften und Bauernhofcafés sind gastronomische Betriebe, die saisonal geöffnet haben und eigene Produkte vermarkten.

„In der Wetterau gibt es eine ganze Reihe solcher Geheimtipps, die zur Region gehören wie Apfelwein und Hausmacherwurst“, schwärmen Landrat Jan Weckler und Landwirtschaftsdezernent Matthias Walther von dem kulinarischen Angebot der Region.

In den beiden vergangenen Jahren haben wir insgesamt neun Straußwirtschaften in der Wetterau vorgestellt. Mit weiteren Betrieben wollen wir die Serie fortsetzen.

Die >Rote Pumpe< in der Nieder-Mörler Straße im gleichnamigen Bad Nauheimer Stadtteil wurde 1997 von drei Frauen und vier Männern gegründet, die den ursprünglichen Geschmack von Apfelsaft und Apfelwein auch noch für ihre Kinder erhalten wollten.

In kleinen Mengen wurden Apfelwein und Apfelsaft zunächst für den Eigenverbrauch erzeugt. Die Qualität der Erzeugnisse sprach sich aber schnell rum und damit auch die Nachfrage.

Nach und nach wurde der Betrieb professionalisiert und 2003 übernahm Ulli Schwabe zusammen mit seiner Frau Heike die Rote Pumpe in Alleinregie und baute das Angebot immer weiter aus.

Der ökologische Ansatz ist zwar nach wie vor da, ja, er wird sogar noch ausgeweitet. Der Erhalt der Streuobstwiesen und die Produktion des Hessischen Nationalgetränks sind Ulli Schwabe ein wichtiges Anliegen.

Dabei geht es aber auch um Geschmack, und der ist natürlich höchst unterschiedlich. „Deshalb haben wir mittlerweile 20 verschiedene Apfelweinsorten als Cuvee oder als sortenreinen Apfelwein.

So etwa den Apfelwein Rouge, wo die Äpfel gemahlen und erst nach begonnener Gärung gepresst werden. Dabei verwenden wir rotschalige Äpfel, die dann ihre Farbe an den Apfelwein abgeben.“

Sechs Richtige

Sechs Richtige, das ist der Traum eines jeden Lottospielers. In der Roten Pumpe haben die sechs Richtigen eine ganz andere Bedeutung.

„Wir haben Apfelwein aus sechs verschiedenen Naturschutzgebieten. Die Äpfel werden von den Naturschutzgruppen angeliefert und dann in Sechser-Kisten verkauft“, berichtet Ulli Schwabe.

Jeder Apfelwein schmeckt anders und hat auch jedes Jahr einen anderen Geschmack, was an der Zusammensetzung der Äpfel liegt.

Mal werden mehr Bohnäpfel, mal mehr Boskoop gepresst, und ein anderes Mal haben Trierer Weinäpfel, Kaiser-Wilhelm-Äpfel oder der Langenhainer Streifling mehr Gewicht. Anders sieht es mit den sortenreinen Apfelweinen aus, die behalten mit Nuancen ihren Geschmack.

Rund 25.000 Liter Apfelwein presste Ulli Schwabe im Jahr. „In diesem Jahr werden wir die Hälfte in Bioqualität erzeugen. Mein Ziel ist es, ganz auf Bio umzustellen. Der Apfelwein kann dann etwas teurer vermarktet werden.

Geld, das ich dann an meine Lieferanten weitergebe, die es dringend brauchen, um die Streuobstwiesen zu erhalten.“ Streuobstäpfel sind ohnehin das einzige Produkt, das in die Kelter von Ulli Schwabe kommt. „Plantagenobst kommt mir nicht ins Haus“, betont Ulli Schwabe.

Sonne und Hanglage bringen Oechsle

Im Wettertal haben die Äpfel den meisten Saft. Die Hanglagen sind eher trockner, aber dafür süßer. Der „Streuner“ ist der Apfelwein, der es mit 8,6 Prozent auf den höchsten Alkoholgehalt im Angebot von Ulli Schwabe bringt. Das hat vor allem mit den süßen Äpfeln aus der Hanglage bei Ober-Mörlen/Langenhain zu tun.

Der Großteil der Äpfel, die in der Roten Pumpe verarbeitet werden, wird angeliefert. Ulli Schwabe und seine Frau Heike nennen aber auch mehrere Streuobstwiesen mit insgesamt rund 200 Apfelbäumen ihr Eigen.

„Die Bäume zu pflegen, zurückzuschneiden und Jahr für Jahr abzuernten, bereitet viel Arbeit, aber es ist eine Arbeit, die ich gerne mache“, sagt Ulli Schwabe, der vor Jahren seinen Beruf als Verfahrenstechniker aufgegeben hat, um sich ganz der Gastronomie und dem Apfelwein zu widmen.

Corona als Herausforderung

Die Rote Pumpe ist eine beliebte Straußwirtschaft. Wer sie kennt, weiß, dass sie an Sommerabenden oft brechend voll war. Jetzt ist die Gästezahl genau auf 41 reduziert. Es gibt einen Abholservice am Eingang und Abtrennungen an den Tischen.

„Corona ist eine Herausforderung, die wir annehmen müssen. Jammern hilft da nicht. Wir haben versucht, mit eigenen Ideen dagegen zu halten und das Beste aus der Situation zu machen.

Der Marktstand am Freitag in Bad Nauheim läuft gut. Die Umsätze sind zwar nicht wie sonst, aber wir merken ein Umdenken bei unseren Kunden. Das Regionale wird wieder stärker geschätzt“, sagt Ulli Schwabe.

Kreativ muss man sein, um gut durch die Krise zu kommen, und das sind Ulli und Heike Schwabe, zum Beispiel mit ihren to go-Angeboten, darunter 13 verschiedene Sorten Handkäs, etwa mit Sonnenblumenöl und Apfelessig und Kümmel, mit Walnussöl und roten Zwiebeln oder einfach nur pur.

Worauf sich Ulli Schwabe jetzt besonders freut: natürlich auf seine Gäste, die er gerne mit seinen Spezialitäten verwöhnen möchte.

Und auf das Ende von Corona, um spritzige Radtouren durch das Usatal zu machen unter dem Motto „Bike and Bembel“. Denn was gibt es Schöneres als zwei Stunden durch die Wetterau zu radeln und anschließend ein schönes Glas Apfelwein zu trinken.

Die Öffnungszeiten der Roten Pumpe:

DI – SA 16 bis 22 Uhr; SO + Feiertag 13 bis 22 Uhr; Verkauf im Hof SA 10.30 bis 13 Uhr; Vorbestellung für „to go Produkte“ notwendig.

Internet: www.rote-pumpe.de

Auf der Internetseite: direktvermarkter.wetterau.de sind alle Bauernhofcafés und Straußwirtschaften in der Wetterau aufgezeichnet. Darin finden sich auch die bisher veröffentlichten Vorstellungen von Bauerhofcafés und Straußwirtschaften.