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Entscheidung von historischer Bedeutung

So wird es in vier Jahren am Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim aussehen.

Auch der Kreistag stimmt für neue GZW-Struktur + + + Weckler: „Mehr Transparenz geht nicht“

WETTERAUKREIS / BAD NAUHEIM. - Es ist eine Entscheidung von historischer Bedeutung: Nach dem Stadtparlament hat nun auch der Kreistag mit überwältigender Mehrheit der Übernahme weiterer Gesellschaftsanteile an der Gesundheitszentrum Wetterau gGmbH durch den Wetteraukreis zugestimmt.

Die Stadt Bad Nauheim behält 16 Prozent der Anteile und ein Vetorecht. „Wir haben ein gutes Ergebnis erreicht: eine Win-Win-Situation für Kreis und Stadt, aber vor allem für die Bürgerinnen und Bürger im Wetteraukreis“, verlautbarten Landrat Jan Weckler und Bad Nauheims Bürgermeister Klaus Kreß im Anschluss an die Sitzung in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

„Es geht darum, dass unsere Bürgerinnen und Bürger auch künftig Hochleistungsmedizin in der Region erwarten können“, begründete Landrat Jan Weckler kurz und prägnant „die vielleicht wichtigste Entscheidung des Kreistags in dieser Legislaturperiode“.

Strukturiert listete er die unterschiedlichen Schritte auf, die während der dreieinhalbjährigen intensiven Verhandlungen absolviert wurden.

Von den ersten Überlegungen, ausgelöst durch den Investitionsbedarf des Neubauvorhabens am Standort Bad Nauheim, führte der Weg über etliche Gremiensitzungen, Expertenanhörungen und interne Diskussionsrunden bis zu den nun in Stadt und Kreis parallel gefassten Beschlüssen. Wecklers Fazit: „Mehr Transparenz geht nicht.“

Tatsächlich hat die für manchen quälend lange Dauer der Verhandlungen letztlich das von Stadt und Kreis angestrebte Ziel erreicht: größtmögliche Akzeptanz in den politischen Gremien ebenso wie in der breiten Öffentlichkeit.

Weckler erinnerte an die langwierigen, teils sehr kontroversen Debatten, die vor mehr als 15 Jahren dem Zusammenschluss des Hochwaldkrankenhauses Bad Nauheim und der Kliniken des Wetteraukreises in Friedberg und Schotten vorausgegangen waren. Rückblickend betrachtet, sei die Fusion „eine großartige Erfolgsgeschichte“.

Nun sei es erneut notwendig geworden, zur dauerhaften Sicherung der Gesundheitsinfrastruktur im Kreis die Strukturen anzupassen.

Für den Krankenhausneubau in Bad Nauheim, der nach neuesten Schätzungen 83 Millionen Euro kosten werde, habe Geschäftsführer Dr. Fellermann zwar erhebliche Fördermittel eingeworben, aber ein Teil der Ausgaben werde von den Gesellschaftern gestemmt werden müssen.

„Für die Finanzierung war es notwendig, dass Stadt und Kreis sich auf eine zukunftsfähige Struktur unseres Gesundheitszentrums einigen. Das haben wir getan.“

Im Zuge der kommunalen Gebietsreformen in Hessen Anfang der 1970er Jahre war die Gesundheitsvorsorge als Aufgabe den Landkreisen übertragen worden. Die Stadt Bad Nauheim gehörte damals zu den wenigen kleineren Kommunen in Hessen, die „ihr“ Krankenhaus in städtischer Trägerschaft behielten.

Anlässlich der Fusion 2005 erhielten die „Kliniken des Wetteraukreises“ (Eigentümer: Wetteraukreis und seine kleineren Partner Stadt Gedern und Vitos GmbH) und die Stadt Bad Nauheim jeweils 50 Prozent der Gesellschaftsanteile.

Zur Finanzierung des Neubauvorhabens wird der Wetteraukreis nun 15 Millionen Euro in das GZW investieren und damit sein Stammkapital auf 84 Prozent erhöhen.

„Mit dieser strukturellen Veränderung ziehen wir die adäquate Konsequenz aus der Tatsache, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Krankenhausleistungen Aufgabe des Landkreises ist.

Gleichzeitig stellen wir gemeinsam sicher, dass Bad Nauheim mit einem hochmodernen Hochwaldkrankenhaus ein medizinisch und wirtschaftlich konkurrenzfähiger Klinikstandort in kommunaler Hand bleibt“, betonte Landrat Weckler.

„Und mit dem im neuen Konzept enthaltenen Mitspracherecht der Stadt Bad Nauheim bei Grundsatz-Entscheidungen sichern wir auch die Kerckhoff-Klinik ab, die in enger Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung für den Wissenschaftsstandort Bad Nauheim steht“, hob Bürgermeister Klaus Kreß hervor.

GZW-Geschäftsführer Dr. Dirk M. Fellermann bedankte sich bei Weckler und Kreß, aber auch bei Stadtparlament und Kreistag für die stets gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und die konstruktiven Diskussionen im Vorfeld der jetzt gefassten Beschlüsse.

„Umsicht und Weitblick sind in unserer schnelllebigen, auf den Augenblick fixierten Zeit nicht immer die gefragtesten Eigenschaften. Für das Funktionieren eines Gemeinwesens sind sie essentiell.

In der Diskussion und bei der Entscheidung über die Zukunft unserer Krankenhäuser haben alle Beteiligten Umsicht und Weitblick bewiesen“, lobte er.

Nachdem nun Stadt und Kreis die erforderlichen Beschlüsse gefasst haben, stehen weitere Formalien an. Die gesellschaftsrechtlichen Änderungen müssen dem zuständigen Regierungspräsidium als Aufsichtsbehörde sowie dem Finanzamt und dem Bundeskartellamt zur Prüfung vorgelegt werden.

„Hier ist nicht mit Einwänden zu rechnen“, zeigten sich Weckler und Kreß überzeugt. Danach stehen abschließende Beschlüsse durch die Gesellschaften Kliniken des Wetteraukreises und GZW an sowie schlussendlich die notarielle Beurkundung.