IG BAU will âsaubere Baustellen im Wetteraukreisâ
Kontrollen vom Hauptzollamt GieĂen auf dem Bau: 464 Ermittlungsverfahren im 1. Halbjahr 2022WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Schwarze Schafe auf dem Bau: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat kriminelle Praktiken auf Baustellen beklagt.
So habe das Hauptzollamt GieĂen, das auch fĂŒr den Wetteraukreis zustĂ€ndig ist, allein im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres in der Region insgesamt 464 Ermittlungsverfahren im Baugewerbe eingeleitet.
Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) deckte bei ihren Kontrollen vor allem illegale BeschĂ€ftigung, Sozialbetrug und MindestlohnverstöĂe auf.
Insgesamt habe die vom GieĂener Zoll ermittelte Schadenssumme durch nicht gezahlte Steuern und Sozialabgaben auf dem Bau rund 7,1 Millionen Euro betragen, so die IG BAU Hessen-Mitte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres leitete das Hauptzollamt GieĂen 413 Ermittlungsverfahren auf dem Bau ein.
Die Baugewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen, die das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD) zur Kontroll-Bilanz des Zolls auf dem Bau mitgeteilt hat.
âDie hohe Zahl der Ermittlungsverfahren zeigt, dass kriminelle Methoden auf dem Bau auch in unserer Region zum Alltag gehören. Die tatsĂ€chlich aufgedeckten VerstöĂe sind nur die Spitze des Eisbergsâ, so der Bezirksvorsitzende der IG BAU Hessen-Mitte, Peter Manns.
Neben den vielen âsauber arbeitenden Unternehmenâ gĂ€be es noch immer unseriöse Firmen, fĂŒr die Lohndumping und illegale BeschĂ€ftigung bei BauauftrĂ€gen zum GeschĂ€ftsmodell gehörten. Und Manns warnt vor einer weiteren Zunahme illegaler Machenschaften:
âDie hohe Inflation, steigende Bauzinsen, hohe Material- und Energiekosten â alles fĂŒhrt zu einem wachsenden Kostendruck auf dem Bau. Unseriöse Chefs werden deshalb jetzt erst recht versuchen, ihre Kosten durch Lohndumping zu senken.
Und sie werden sich noch mehr Tricksereien einfallen lassen, um Steuern und Sozialabgaben zu hinterziehen. Dadurch geraten Arbeitgeber, die sich an den Bau- Tarifvertrag halten, weiter unter Druck.
Vor diesem Hintergrund fordert der IG BAU Bezirksverband Hessen-Mitte deutlich mehr Kontrollen und eine stĂ€rkere PrĂ€senz des Zolls auf den Baustellen. âAuch im Wetteraukreis wollen wir âsaubere Baustellenâ.
Der Staat muss sicherstellen, dass kriminelle Praktiken auf Baustellen keine Chance mehr haben.â Zudem mĂŒssten auffĂ€llig gewordene Firmen von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen werden.
âWir brauchen ein âSĂŒndenregister fĂŒr Schwarzarbeitâ â eine öffentliche Kartei, in der die Betriebe aufgelistet werden, deren GeschĂ€ftsmodell auf illegaler BeschĂ€ftigung und Lohnprellerei beruhtâ, so Manns.