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IG BAU will „saubere Baustellen im Wetteraukreis“

FĂŒr saubere Baustellen mit fairen Löhnen: Peter Manns, Vorsitzender der IG BAU Hessen-Mitte will, dass illegale Praktiken auf dem Bau keine Chance mehr haben. Er setzt dabei auf die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls. Foto: Alexander Göbel / IG BAU

Kontrollen vom Hauptzollamt Gießen auf dem Bau: 464 Ermittlungsverfahren im 1. Halbjahr 2022

WETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - Schwarze Schafe auf dem Bau: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat kriminelle Praktiken auf Baustellen beklagt.

So habe das Hauptzollamt Gießen, das auch fĂŒr den Wetteraukreis zustĂ€ndig ist, allein im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres in der Region insgesamt 464 Ermittlungsverfahren im Baugewerbe eingeleitet.

Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) deckte bei ihren Kontrollen vor allem illegale BeschĂ€ftigung, Sozialbetrug und MindestlohnverstĂ¶ĂŸe auf.

Insgesamt habe die vom Gießener Zoll ermittelte Schadenssumme durch nicht gezahlte Steuern und Sozialabgaben auf dem Bau rund 7,1 Millionen Euro betragen, so die IG BAU Hessen-Mitte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres leitete das Hauptzollamt Gießen 413 Ermittlungsverfahren auf dem Bau ein.

Die Baugewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen, die das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD) zur Kontroll-Bilanz des Zolls auf dem Bau mitgeteilt hat.

„Die hohe Zahl der Ermittlungsverfahren zeigt, dass kriminelle Methoden auf dem Bau auch in unserer Region zum Alltag gehören. Die tatsĂ€chlich aufgedeckten VerstĂ¶ĂŸe sind nur die Spitze des Eisbergs“, so der Bezirksvorsitzende der IG BAU Hessen-Mitte, Peter Manns.

Neben den vielen „sauber arbeitenden Unternehmen“ gĂ€be es noch immer unseriöse Firmen, fĂŒr die Lohndumping und illegale BeschĂ€ftigung bei BauauftrĂ€gen zum GeschĂ€ftsmodell gehörten. Und Manns warnt vor einer weiteren Zunahme illegaler Machenschaften:

„Die hohe Inflation, steigende Bauzinsen, hohe Material- und Energiekosten – alles fĂŒhrt zu einem wachsenden Kostendruck auf dem Bau. Unseriöse Chefs werden deshalb jetzt erst recht versuchen, ihre Kosten durch Lohndumping zu senken.

Und sie werden sich noch mehr Tricksereien einfallen lassen, um Steuern und Sozialabgaben zu hinterziehen. Dadurch geraten Arbeitgeber, die sich an den Bau- Tarifvertrag halten, weiter unter Druck.

Vor diesem Hintergrund fordert der IG BAU Bezirksverband Hessen-Mitte deutlich mehr Kontrollen und eine stĂ€rkere PrĂ€senz des Zolls auf den Baustellen. „Auch im Wetteraukreis wollen wir ‚saubere Baustellen‘.

Der Staat muss sicherstellen, dass kriminelle Praktiken auf Baustellen keine Chance mehr haben.“ Zudem mĂŒssten auffĂ€llig gewordene Firmen von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen werden.

„Wir brauchen ein ‚SĂŒndenregister fĂŒr Schwarzarbeit‘ – eine öffentliche Kartei, in der die Betriebe aufgelistet werden, deren GeschĂ€ftsmodell auf illegaler BeschĂ€ftigung und Lohnprellerei beruht“, so Manns.